In der Preisklasse bis 2000 Euro dominieren Gravelbikes mit Aluminiumrahmen und einfachen Komponenten, wodurch die Räder recht schwer sind.
Gleichzeitig erweisen sich die Modelle als wahre Verwandlungskünstler, mit wenigen Handgriffen und relativ kleinem Geld lassen sie sich in ein Bikepacking- oder Pendlerrad verwandeln.
Das Gravelbike ist längst in der Mitte der Rennradwelt angekommen. Aus dem Trend ist ein Massenphänomen geworden. Die geländetauglichen Räder laufen ihren Pendants für die Straße still und heimlich den Rang ab. Bei einigen Herstellern führen sie die Verkaufsstatistik gar an. Anfänglich von vielen noch kritisch beäugt, ist das Gravelbike eine Erfolgsgeschichte.
Und: Es gibt inzwischen nicht mehr nur das eine Gravelbike, sondern viele verschiedene Spielarten. Das Kalkül der Industrie: Mit verschiedenen Konzepten soll jeder Radler “abgeholt” werden. Gelingt das auch in der Preiskategorie um 2000 Euro? TOUR machte mit zehn Kandidaten zwischen 1899 und 2200 Euro die Probe aufs Exempel. Zudem gibt es Antworten zur Frage nach der passenden Reifenbreite, und worauf man beim Getriebe achten sollte.
In dem attraktiven Preissegment herrscht weitgehende Einigkeit über Konzept und Rahmenmaterial. Auf fast allen Modellen sitzt man aufrecht im Sattel; mit reichlich Platz für Taschen lassen sie sich zudem in treue Begleiter für Mehrtages-Touren verwandeln. Neben den Standardhalterungen an Unter- und Sitzrohr finden sich auch an Gabel und Sitzstreben Gewindeösen, um Gepäckträger anzubringen. Besonders hervor tut sich hier das Corratec, dessen Rahmen-Set von Montagepunkten überzogen ist und sogar auf beiden Seiten des Steuerrohrs Platz für Zubehör bietet.
Aufnahmen für Schutzbleche, die bei allen Modellen zum Repertoire gehören, runden das reisetaugliche Profil ab, wappnen die Bikes für den Stadtalltag oder machen sie zum Trainingsgefährt im Winter. Damit haben sie den meisten Straßenrädern etwas voraus und bieten ein breites Einsatzspektrum.
Bei aller Vielseitigkeit kämpfen aber fast alle Modelle mit demselben Problem: dem Gewicht. In der Preisklasse dominieren robuste Alu-Rahmen; bei Corratec, Poison und Stevens bestehen auch die Gabeln aus Alu, wodurch die Rahmen-Sets dieses Trios je rund drei Kilo auf die Waage bringen – und damit auf dem Niveau deutlich günstigerer Modelle liegen. Dass ein Alu-Rahmen nicht immer mit hohem Gewicht einhergehen muss, zeigen Giant und Radon.
Mit Canyon und Cube schaffen es zwei Hersteller, ein Rad mit leichtem Carbon-Rahmen auf die Reifen zu stellen. Im Vergleich zum schwersten Alu-Rahmen von Focus wiegen diese nur die Hälfte. Das Cube bleibt als einziges Rad knapp unter neun Kilo, wodurch es mit Gravelbikes aus höheren Preisregionen konkurriert und sich zügig über Schotterwege bewegen lässt. Bei den Laufrädern setzen alle Hersteller auf Alu-Felgen, die neben dem Preisvorteil auch unempfindlicher gegen Steinschläge und Kratzer sind. Die Unterschiede sind teils gewaltig.
Den leichtesten Laufradsatz am Rose und das schwerste Exemplar am Corratec trennen fast ein Kilo. Sieben Laufradsätze fallen mit mehr als vier Kilo bleischwer aus. Zwar ist das Gewicht bei einem Gravelbike eher verschmerzbar als bei einem Straßenrenner. Erst recht bei reiselustigen Gefährten wie den Testkandidaten, mit denen keine Temporekorde aufgestellt werden müssen. Doch wenn es fast an die zwölf Kilo Gesamtgewicht wie beim Corratec geht, hält sich der Fahrspaß schon bei flachen Geländefahrten in Grenzen – mit Gepäck geht’s endgültig nur noch gemächlich voran.
Breite Reifen beeinflussen wie keine andere Komponente den Fahrkomfort. Empfehlenswert sind Pneus zwischen 40 und 45 Millimetern.
Wichtiger ist dennoch die Frage, wie die Räder auf Unebenheiten und Erschütterungen im Gelände reagieren. Die zentrale Rolle kommt dabei den Reifen zu. Pauschal lässt sich festhalten: je breiter ein Pneu, desto besser werden Vibrationen absorbiert und umso komfortabler sitzt man im Sattel. Das gilt vor allem dann, wenn von steifen Alu-Rahmen wie bei den Testkandidaten kaum eine Federwirkung ausgeht. Am weitesten verbreitet sind 40-Millimeter-Reifen, da Pneus dieser Breite einen gelungenen Mix aus Dämpfung und Rollwiderstand bieten.
Viele Hersteller geben ihre Bikes inzwischen für Reifen jenseits der 50 Millimeter frei. Damit diese nicht am Rahmen scheuern, werden meist Spezial- lösungen wie abgesenkte Kettenstreben (Canyon, Fuji), verstellbarer Radstand (Giant), Ausweichmöglichkeit auf kleinere 27,5-Laufräder (Focus, Rose) oder breites Einbaumaß der Naben (Focus) benötigt.
Die zehn Testkandidaten rollen ab Werk auf hochwertigen Reifen zwischen 38 (Giant) und 50 Millimetern (Corratec). Alle Pneus lassen sich auch ohne Schlauch fahren, wodurch weniger Reifendruck benötigt wird und Dämpfung sowie Pannenschutz profitieren.
Bei den Schaltungen gibt Shimano mit der mechanischen GRX den Ton an, bei der unter anderem ein Stabilisator im Schaltwerk ein Abspringen der Kette verhindern soll. Während der Trend bei teureren Gravelbikes zu Antrieben mit einem Kettenblatt und bis zu 13 Ritzeln (Campagnolo Ekar) am Hinterrad geht, dominiert in dieser Preiskategorie die Kurbel mit zwei Kettenblättern und in der Regel einer Zehnfachkassette. Weil sich viele Teile innerhalb der gravelspezifischen Produktfamilie der Japaner kombinieren lassen, ergibt sich eine breite Palette an Übersetzungsmöglichkeiten.
Auch Komponenten von Zweitanbietern sind häufig kompatibel, Fuji und Giant verbauen beispielsweise günstige Kurbeln von FSA und Praxis. Grundsätzlich bietet Shimano aktuell zwei mechanische Serien mit zehn oder elf Ritzeln sowie eine elektronische Serie mit elf Ritzeln an, wahlweise mit einem oder zwei Kettenblättern. Die Gruppen unterscheiden sich in Gewicht und Verarbeitung, haben mit Ausnahme der Di2-Variante aber keinen nennenswerten Funktionsunterschied. Einzig beim Verschleiß ist die an allen Modellen verbaute 400er-Bremse etwas anfälliger, da die Kolben aus Kunststoff schneller verschleißen können als bei den teureren Versionen aus Metall oder Keramik.
Um die Charakteristik der Testräder mit ihren verschiedenen funktionalen und fahrdynamischen Ausprägungen sichtbar zu machen, haben wir die Einzelbeschreibungen um ein fünfachsiges Diagramm ergänzt. Damit lassen sich auf einen Blick alle Stärken und Schwächen der Modelle erfassen. Die Ausprägung auf den einzelnen Achsen setzt sich zusammen aus Messwerten, subjektiven Eindrücken der Testfahrer und dem Einfluss und Zusammenspiel der verbauten Komponenten.
Je größer die blaue Fläche, desto besser das betreffende Rad. Eine Erläuterung des TOUR-Messverfahrens finden Sie auf unserer Webseite.
Seit der Markteinführung vor zwei Jahren hat sich das Grizl zu einer der meistverkauften Plattformen des Versandhändlers entwickelt. Wie so oft bei Canyon stimmt auch beim CF SL 6 das Verhältnis aus Preis und Leistung. So basiert das vielseitige Bike als eines von zwei Modellen aus dem Testfeld auf einem Carbon-Rahmen, der es beim Gewicht mit deutlich teureren Gefährten aufnimmt. Dass das Grizl relativ nahe an die Zehn-Kilo-Grenze kommt, ist vor allem dem schweren Alu-Laufradsatz geschuldet.
Die relativ sportliche Sitzposition und das direkte Lenkverhalten kaschieren dies allerdings elegant. Beim Federkomfort zählt das Canyon dank tief geklemmter Carbon-Stütze und voluminöser Reifen – Platz ist für bis zu 50-Millimeter-Pneus mit 700C-Laufrädern – zum Besten auf dem Markt. Montagepunkte an Rahmen und Gabel wappnen das Grizl für Bikepacking-Ausflüge. Das CF SL 6 ist Canyons günstigstes Carbon-Gravelbike.
Stärken: Leichtes Rahmen-Set; hoher Federkomfort; große Reifenfreiheit; viele Größen
Schwächen: Schwerer Laufradsatz
>> Das Canyon Grizl CF SL 6 bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,0
“Probier’s mal mit Gemütlichkeit”, lautet das Motto des Allroad Travel 1, das fast zwölf Kilo schwer an der TOUR-Waage hing. Tempojagden auf der Schotterautobahn und schnelle Richtungswechsel sind nicht seine Stärke, doch dafür ist das Corratec auch nicht konzipiert. Vielmehr versteht es sich als lupenreiner Bikepacker, an nahezu jedem Rahmenrohr lässt sich Gepäck anbringen, Schutzbleche und Gepäckträger kann man problemlos nachrüsten.
Dadurch wird das Rad zwar schwerer, doch auf Radreisen zählen andere Tugenden: Durch den langen Radstand läuft das Bike spurstabil, wobei die 50-Millimeter-Schlappen angesichts des geringen Sattelkomforts kaum schmaler sein dürften. Zudem wird der Fahrer durch den gekröpften Lenker in eine langstreckentaugliche Sitzposition gebracht. Der bayerische Hersteller bietet noch ein günstigeres Bikepacking-Modell sowie sportlichere Varianten mit Alu- oder Carbon-Rahmen an.
Stärken: Hohe Laufruhe; unzählige Montageösen; große Reifenfreiheit
Schwächen: Schwer
>> Das Corratec Allroad Travel 1 bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,4
Das C:62 Pro ist das günstigste Nuroad mit Carbon-Rahmen und wegen des niedrigen Gewichts ein Experte für schnelle Schotterrunden. Die neun Kilo für das Komplettrad sind nicht nur in dieser Preisklasse ein klares Alleinstellungsmerkmal, auch teurere Race-Modelle sind mitunter schwerer. Neben dem leichten Rahmen-Set profitiert das Bike vom geringen Gewicht der Laufräder, die mit schnellen Reifen bestückt sind.
Entsprechend flott ist das laufruhige Bike im Gelände unterwegs, auch auf Asphalt geht es in vergleichsweise gestreckter Sitzposition zügig voran. Die Carbon-Stütze und die ab Werk montierten Pneus dämpfen bereits ordentlich, für mehr Federkomfort passen maximal 45-Millimeter-Reifen durch Rahmen und Gabel. Der Einfach-Antrieb mit Untersetzung ist einfach zu bedienen und bietet bei steilen Abschnitten genügend Reserven, die Sprünge zwischen den Gängen fallen aber etwas groß aus.
Stärken: Leicht; guter Federkomfort; schnelle Reifen
Schwächen: Begrenztes Gangspektrum; nur fünf Größen
>> Das Cube Nuroad C:62 Pro bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,9 und ist damit Testsieger.
Während Focus das Atlas nun erstmals auch als Carbon-Variante anbietet (Gravelbikes für Abenteuer & Bikepacking), bleiben die Alu-Modelle unverändert. Das Basismodell 6.7 definiert sich als robuster Begleiter. Montagepunkte an Rahmen und Gabel machen das Focus touren-tauglich, eine Oberrohrtasche zählt allerdings nur bei teureren Modellen zum Lieferumfang. Durch Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche lässt es sich zum Pendlerrad umfunktionieren.
Der solide Geradeauslauf und die aufrechte Sitzposition unterstreichen die Auslegung als touren-taugliches Gefährt. Die Serienbereifung kaschiert die geringe Dämpfung am rutschigen Sattel und Lenker. Mehr Komfort ließe sich mit kleineren 27,5-Laufrädern herausholen, dann ist Platz für 53-Millimeter-Walzen. Möglich wird dies auch durch das MTB-Sondermaß am Hinterbau, durch die größere Einbaubreite (148 Millimeter) passen allerdings nicht alle Laufräder.
Stärken: Hohe Laufruhe; aufgeräumte Optik; sehr viele Montageösen
Schwächen: Schwer; nur fünf Größen; nicht mit allen Laufrädern kompatibel
>> Das Focus Atlas bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,4
Als “Chamäleon” bezeichnet Fuji das Jari, das die US-Amerikaner in drei Ausstattungsvarianten anbieten. Die Farbe wechselt das Alu-Modell zwar nicht, anpassungsfähig zeigt es sich trotzdem. Durch zig Montagepunkte für Gepäck und Schutzbleche wird das Jari 1.3 zum treuen Begleiter für gepäckreiche Touren. Eine äußerst aufrechte Sitzposition und hohe Laufruhe runden das langstreckentaugliche Konzept ab.
Für Tragepassagen befindet sich eine Gummiabdeckung auf der Unterseite des Oberrohrs, allerdings drückt das schwere Fuji auch mit dem von Cyclocrossern bekannten Detail auf die Schulter. Durch das hohe Gesamtgewicht geht’s zudem eher gemächlich über Stock und Stein. Auf steinigem Untergrund muss man ohnehin Fahrt rausnehmen, da die Federung mit den ab Werk montierten Reifen etwas mager und der Sattel relativ unbequem ist. Für mehr Federkomfort lassen sich dank der abgesenkten Kettenstrebe allerdings bis zu 50 Millimeter breite Pneus aufziehen.
Stärken: Sehr viele Montageösen; große Reifenfreiheit; viele Größen
Schwächen: Relativ hohes Gesamtgewicht; einfache FSA-Kurbel
>> Das Fuji Jari bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,3
Das teuerste Revolt mit Alu-Rahmen ist ein bemerkenswertes Rad. Das liegt vor allem am Konzept des taiwanesischen Herstellers, der ein rekordverdächtig leichtes Rahmen-Set ins Rennen schickt und dafür den Kompromiss von relativ niedrigen Steifigkeitswerten eingeht. Gepaart mit der Carbon-Stütze und den ab Werk montierten Tubeless-Reifen federt das Giant, das laut Herstellerangaben eine maximale Zuladung von 150 Kilo erlaubt, damit auf dem Niveau eines Gravelbikes mit Kohlefaserrahmen.
Weiteres Alleinstellungsmerkmal ist das Flipchip-Ausfallende, mit dem der Radstand um zehn Millimeter verändert werden kann. In der kurzen Position fährt sich das Revolt ausgesprochen agil, in der langen Position präsentiert es sich laufruhiger – und lässt Reifen bis maximal 53 Millimeter Breite zu. Der Tuning-Tipp liegt mit Blick auf die Laufräder auf der Hand: Mit knapp 4500 Gramm fallen diese sehr schwer aus.
Stärken: Leichtes Rahmen-Set; hoher Federkomfort; große Reifenfreiheit
Schwächen: Schwere Laufräder; einfache Praxiskurbel; nur fünf Größen
>> Das Giant Revolt 0 bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,4
Mit der babyblauen Lackierung und dem rosafarbenen Lenkerband hebt sich das Taxin Alu Gravel von der Konkurrenz ab. Doch nicht nur optisch fällt das Poison auf, auch technisch hat das Bike seine Eigenheiten – und ist einem Cyclocrosser näher als einem Gravelbike. Vor allem die Dämpfung ist nach heutigem Technikstand unterdurchschnittlich.
Weil die maximale Reifenfreiheit von 40 Millimetern bereits ab Werk ausgereizt ist, lässt sich am Federkomfort kaum etwas ändern. Zudem sind das extrem steife Rahmen-Set, an dem sich Schutzbleche und Gepäckträger montieren lassen, sowie die robusten Laufräder mit E-Bike-Felgen sehr schwer.
Das große Plus des Versenders ist dessen Baukastensystem, in dem das Rad wunschgemäß konfiguriert werden kann – für ein größeres Gangspektrum unter anderem mit Zweifach-Kurbel oder mit teurer Classified-Technik, die Naben- und Kettenschaltung kombiniert.
Stärken: Hohe Laufruhe; viele Optionen im Konfigurator; Ösen für Schutzbleche & Co.
Schwächen: Schwer; wenig Federkomfort; schmale Reifen; begrenztes Gangspektrum
>> Das Poison Taxin Alu Gravel bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,7
Das Regard 10.0 ist für den Bonner Versandhändler ein absoluter Verkaufsschlager. Obwohl der Preis seit der Markteinführung im Vorjahr um 200 Euro stieg, ist das Alu-Modell weiterhin notorisch ausverkauft. Aus nachvollziehbaren Gründen: Der Allrounder basiert auf einem der leichtesten Rahmen-Sets auf dem Markt, ist mit Shimanos GRX 810 hochwertig ausgestattet und lässt sich dank Aufnahmen für Schutzbleche, Gepäckträger und Taschen zum Gefährt für Pendler oder Abenteurer umrüsten.
Am wohlsten fühlt sich das fahrstabile Regard auf leichten Schotterpisten, für grobes Geläuf ist der Federkomfort mit der Serienbereifung etwas zu gering. Durch Rahmen und Gabel passen allerdings bis zu 45 Millimeter breite Pneus. Der Einfach-Antrieb arbeitet tadellos, hat jedoch ein begrenztes Gangspektrum. Doch Radon will demnächst auch ein Modell mit Zweifach-Kurbel für 1299 Euro anbieten.
Stärken: Leichtes Rahmen-Set; große Laufruhe
Schwächen: Begrenztes Gangspektrum; schwerer Laufradsatz; nur fünf Größen
>> Das Radon Regard bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,1
Das Backroad AL GRX RX400 stellt den Einstieg in das üppige Gravel-Sortiment des Bocholter Versandhändlers dar – und ist auf den ersten Blick kaum von den teureren Versionen mit Carbonrahmen zu unterscheiden. Die Verarbeitung mit dem teilintegrierten Cockpit ist top, die Ausstattung funktional. Vor allem der Laufradsatz sticht mit einem in dieser Preisklasse niedrigen Gewicht hervor und ist um ein Kilo leichter als das schwerste Modell in diesem Test.
Die betont aufrechte Sitzposition, hohe Laufruhe und Montagepunkte für Schutzbleche und Gepäckträger machen das Backroad zu einem treuen Begleiter. In ruppigem Gelände kommt das Rose an seine Grenzen – sowohl was den Federkomfort als auch den Grip angeht. Rahmen und Gabel lassen aber Platz für bis zu 45 Millimeter breite Reifen, mit 27,5-Zoll-Laufrädern ist bei 50 Millimetern Schluss. Rose bietet sechs weitere Versionen mit Aluminiumrahmen an.
Stärken: Leichter Laufradsatz; guter Federkomfort; viele Größen
Schwächen: Hoher Wartungsaufwand
>> Das Rose Backroad bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,2
Das Prestige ist der “kleine Bruder” des Camino, das die Hamburger im vergangenen Jahr präsentierten, und es basiert, anders als das schnelle Carbon-Model, auf einem Alu-Rahmen. Weil Stevens auch bei der Gabel auf Kohlefaser verzichtet, fällt das Rahmen-Set mit fast vier Kilo sehr schwer aus. Zwar drücken die relativ leichten Laufräder etwas das Gesamtgewicht, dennoch beschleunigt das Prestige träge und kommt nicht annähernd an die Agilität des Camino Pro (TOUR 5/2022) heran.
Das soll es aber auch gar nicht, vielmehr ist das sauber verarbeitete Rad auf Bikepacking ausgelegt. Davon zeugen eine aufrechte Sitzposition, ein ausbalanciertes Fahrverhalten und Aufnahmen für Gepäck und Schutzbleche. Schwachpunkt ist die unterdurchschnittliche Dämpfung, die auch etwas breitere 45-Millimeter-Reifen nicht kaschieren können. Neben dem Prestige hat Stevens zwei weitere Alu-Gravelbikes im Sortiment.
Stärken: Großes Gangspektrum; leichte Laufräder; viele Montageösen
Schwächen: Schweres Rahmen-Set; wenig Federkomfort
>> Das Stevens Prestige bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 2,4