GravelbikesDrei empfehlenswerte Modelle für Gravel-Rennen

Tour Magazin

 · 17.06.2023

Gravelbikes: Drei empfehlenswerte Modelle für Gravel-RennenFoto: Länger
Profi-Graveler Paul Voß
Die Spielarten von einem Gravelbike sind so vielfältig wie die Menschen, die sie fahren. Drei Gravel-Enthusiasten erzählen, wie das perfekte Bike für sie aussieht – und wir zeigen je drei empfehlenswerte Modelle, die zu den Wunschbildern passen. Hier: Bikes für Gravel-Rennen.

Gravelbikes - Bikes für Gravel-Rennen

Paul Voß ist bekannt als ehemaliger Straßenrad- und Cross-Profi. 2004 gewann er die Deutsche Meisterschaft der Junioren im Cross, ein Jahr später wurde er Zweiter in der Kategorie U23; 2016 bestritt er die Tour de France im Team Bora-Argon 18. Wer Voß nicht aus dieser Zeit kennt, hat ihn vielleicht schon in seinen Radsport-Podcasts gehört (“Besenwagen”, “Autsaid”).

Mittlerweile ist der 37-Jährige erfolgreich auf dem Gravelbike unterwegs. Bei der Erstauflage der Gravel-WM 2022 erreichte er Platz 27. Auch beim berühmtesten aller Gravel-Rennen, dem Unbound Gravel in den USA, war er am Start. Für die 321 Kilometer benötigte er 9:46 Stunden. Das reichte für Platz 15. Längere Distanzen, sogenannte unsupported Bikepacking-Rennen, also Gravel-Rennen ohne Team-Unterstützung, schrecken ihn nicht ab. Über seine Teilnahme am Badlands 2021 sagt er: “Ich musste noch nie so sehr an mein körperliches und mentales Limit gehen wie beim Badlands.”

Was macht ein ein Race-Gravelbike aus?

Für Paul Voß muss ein Race-Gravelbike einen Kompromiss aus Aerodynamik, Fahrkomfort und Fahrverhalten bieten. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten bei Gravel-Rennen müsse man auf aerodynamische Details bei Rad und Sitzposition setzen, sagt er. Auch das Gewicht spiele eine Rolle; viele Rennen haben um die 2000 Höhenmeter, mehrtägige Bikepacking-Rennen oft über 15.000. “Ohne Komfort bringt ein super Aero-Gravelbike nicht viel.” Ein Aspekt, der laut Voß oft vergessen werde. Idealerweise weist das Rad eine hohe Laufruhe auf und ist beim Einlenken nicht zu nervös.

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Verschiedene Rennen - unterschiedliche Gravelbikes?

Das Orbea Terra M21E bietet dem Gravel-Profi für seine Einsatzzwecke den perfekten Kompromiss. Er stimmt sein Rad für jedes Rennen passend ab. “Ich fahre bei allen den gleichen Rahmen, tausche aber Komponenten aus”, sagt Voß. Für die Tortur beim Unbound heißt das: Aero-Laufräder, Aero-Lenker, 46er-Kettenblatt mit Rennradkassette und schnelle 40-Millimeter-Reifen vom Typ Schwalbe G-One RS. “Bei Events wie dem Badlands würde ich flachere Laufräder für mehr Komfort nehmen, dazu breitere und robustere Reifen, einen breiteren Lenker und eine MTB-Kassette.” Die Sitzposition bleibt unverändert.

Profi-Graveler Paul Voß: “Meine Ziele werden wieder das Unbound und die Gravel-WM sein; aber ich fahre so viele coole Events, bei denen ich performen will oder zumindest eine gute Zeit haben möchte.” Den Saisonauftakt bildete das Atlas Mountain Race im Februar. Aufgrund von Sitzbeschwerden musste er das Rennen leider abbrechen.Foto: LängerProfi-Graveler Paul Voß: “Meine Ziele werden wieder das Unbound und die Gravel-WM sein; aber ich fahre so viele coole Events, bei denen ich performen will oder zumindest eine gute Zeit haben möchte.” Den Saisonauftakt bildete das Atlas Mountain Race im Februar. Aufgrund von Sitzbeschwerden musste er das Rennen leider abbrechen.

Drei Race-Gravelbikes

BMC Kaius 01 One

Das Gravelbike BMC Kaius 01 OneFoto: Matthias BorchersDas Gravelbike BMC Kaius 01 One

Mit dem Kaius stellt BMC wohl eines der derzeit konsequentesten Gravelbikes für den sportlichen Einsatz. Die tragflächenartig geformte Lenkereinheit sitzt ausgesprochen tief und ist an den Bremsgriffen nur 36 Zentimeter schmal, die Sitzposition also aerodynamisch günstig. Abgesehen von Gewinden für eine kleine Oberrohrtasche verzichtet das leichte Rahmen-Set auf jegliche Gepäckbefestigungen, Details wie die aerodynamisch integrierten Flaschenhalter runden das Konzept ab.

Auch die Carbon-Felgen und die nur leicht profilierten Pirelli-Reifen sind für hohen Speed ausgelegt. Dafür hat das Rad Schwächen beim Komfort, besonders die Front ist straff abgestimmt. Wem der Preis für die gezeigte Top-Version zu heftig ist, findet noch zwei günstigere Varianten für 8499 und 5499 Euro – sie sind etwas schwerer und kommen mit einem klassisch geklemmten Lenker.

Details zum BMC Kaius

  • Gewicht Rahmen/Gabel /Steuerlager* 1075/432/67 Gramm
  • Rahmengrößen** 47, 51, 54, 56, 58, 61
  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr 495/575/145 Millimeter
  • Stack/Reach/STR*** 572/402 Millimeter/1,42
  • Radstand/Nachlauf 1025/72 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung Sram Red eTap XPLR (1x12; 42, 10–44 Z.)
  • Bremsen Sram Red (160/160 Millimeter)
  • Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Zipp 303 Firecrest / Pirelli Cinturato Gravel H 40 Millimeter (v./h. 1387/1902 Gramm)
Stärken und Schwächen des BMC Kaius 01 One in der TOUR-GrafikStärken und Schwächen des BMC Kaius 01 One in der TOUR-Grafik

Stärken: Leicht; sehr sportliche Sitzposition

Schwächen: Teuer; keine Befestigungspunkte für Gepäck oder Zubehör

>> Das BMC Kaius 01 One bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,8



Scott Addict Gravel Tuned

  • Preis: 9999 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 8,3 kg
Das Gravelbike Scott Addict Gravel TunedFoto: HerstellerDas Gravelbike Scott Addict Gravel Tuned

Beim Scott Addict Gravel erinnert nicht nur der Name an die Straßenrennmaschine, auch viele Design-Elemente finden sich an der Geländeversion wieder. Die integrierte Lenkereinheit aus Carbon versteckt alle Leitungen vor dem Fahrtwind, aerodynamische Rohrformen sollen den Top-Speed auch auf Schotter erhöhen. Doch die Schweizer haben auch an den Nutzwert für Touren gedacht, davon zeugen die etwas gemäßigtere Sitzposition oder Gewinde für Schutzbleche und eine Werkzeugbox unter dem Tretlager.

Die in dieser Kategorie seltene Zweifach-Kurbel ermöglicht eine große Bandbreite und eine feine Abstufung gleichermaßen. In leichtem Gelände überzeugt die hohe Laufruhe des Rades; wird es ruppig, sind komfortabler abgestimmte Räder im Vorteil. Schön ist die Vielfalt an Varianten: Neben der gezeigten Top-Version gibt es sieben weitere ab 2799 Euro zur Auswahl.

Details vom Scott Addict Gravel Tuned

  • Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1153/479/75 Gramm
  • Rahmengrößen** XS, S, M, L, XL
  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr 555/397/168 Millimeter
  • Stack/Reach/STR*** 592/397 Millimeter/ 1,49
  • Radstand/Nachlauf 1050/68 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung Sram Red eTap AXS (46/33, 10-36 Z.)
  • Bremsen Sram Red HRD (160/160 Millimeter)
  • Laufräder/Reifen (Gewichte)**** DT Swiss GRC 1400 Spline/Schwalbe G-ONE R 45 Millimeter (v./h. 1543/2006 Gramm)
Stärken und Schwächen des Scott Addict Gravel Tuned in der TOUR-GrafikStärken und Schwächen des Scott Addict Gravel Tuned in der TOUR-Grafik

Stärken: Hohe Laufruhe; viele Ausstattungsoptionen

Schwächen: Mäßiger Fahrkomfort

>> Das Scott Addict Gravel Tuned bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,6


Specialized S-Works Crux

  • Preis: 12800 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 7,0 kg
Das Gravelbike Specialized S-Works CruxFoto: HerstellerDas Gravelbike Specialized S-Works Crux

Mit exakt sieben Kilogramm macht das S-Works Crux sogar Straßenrennrädern ­Konkurrenz – leichter ist derzeit kein Serien-­Gravelbike. Dafür ziehen die US-Amerikaner alle Register. Der schnörkellose Rahmen wiegt nur 800 Gramm, auch die traditionell geklemm­ten Anbauteile und die hauseigenen Carbon-Felgen sparen Gewicht. Entsprechend leichtfüßig lässt sich das Crux durchs Gelände bewegen, das Rad ist eine Spaßmaschine, die auf Befestigungspunkte für Zubehör verzichtet und auf relativ schmalen Serienreifen anrollt.

Wer das Rad geländetauglicher abstimmen will, kann bis zu 47 Millimeter breite Pneus montieren; mit kleineren 27,5-Laufrädern gehen sogar 53-Millimeter-Reifen durch Rahmen und Gabel. Leider ist der Preis dafür exorbitant hoch; immerhin werden noch drei günstigere Varianten ab 4200 Euro angeboten, die aber schwerer ausfallen.

  • Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 800/431/148 Gramm
  • Rahmengrößen** 49, 52, 54, 56, 58
  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr 550/565/148 Millimeter
  • Stack/Reach/STR*** 580/395 Millimeter /1,47
  • Radstand/Nachlauf 1035/62 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung Sram Red eTap AXS (40, 10–44 Z.)
  • Bremsen Sram Red eTap AXS HRD (160/160 Millimeter)
  • Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Roval Terra CLX / Specialized Pathfinder Pro 38 Millimeter (v./h.: 1268/1780 Gramm)
Stärken und Schwächen des Specialized S-Works Crux in der TOUR-GrafikStärken und Schwächen des Specialized S-Works Crux in der TOUR-Grafik

Stärken: Extrem leicht; wartungsfreundlich aufgebaut; großzügige Garantie

Schwächen: Sehr teuer

>> Das Specialized S-Works Crux bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,6


*Gewogene ­Gewichte

**Herstellerangabe, Testgröße fett

*** STR (Stack / Reach) projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr: 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine sehr aufrechte Sitzposition.

****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.


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