Julian Schultz
· 07.03.2024
Das Backroad ist für Rose eine einzige Erfolgsgeschichte. Keine andere Plattform verkauft der deutsche Versandhändler und Hersteller öfter. “Wachstumstreiber Nummer eins”, sei die Sparte mit Breitreifen, so Geschäftsführer Thorsten Heckrath-Rose. Nach Jahren des Stillstands haben die Bocholter nun ein zweites Pferd im Stall: Neben dem bisherigen, abenteuertauglichen Modell nimmt das Fast Forward (FF) mit Komplettradgewichten zwischen 8,0 und 8,5 Kilo den Platz als wettkampforientierte Maschine ein.
Rose orientierte sich laut eigener Aussage bei der Entwicklung am knapp zwei Jahre alten Race-Allrounder XLite und spendiert dem FF eine aggressive Geometrie. Im Vergleich zur bisherigen Plattform sitzt man deutlich gestreckter, der STR-Plus-Wert (1,13) fällt kleiner aus als bei einem langstreckentauglichen Marathonrad. Neben dem Rahmen zeichnet dafür das neue Cockpit verantwortlich, das die Bocholter in Zusammenarbeit mit Ergonomie-Experte Bastian Marks, bekannt als Moderator des “Besenwagen”-Podcasts, entwickelten.
Die vollintegrierte Lenkzentrale soll den Fahrer durch eingedrehte Hoods und optimierter Auflageflächen am Oberlenker zudem in eine aerodynamisch günstige Position bringen. In schwierigem Gelände sollen der geringe Abstand des Lenkerbogens zu den Schalt-Brems-Hebeln und ausgestellte Lenkerenden (15 Grad) die Fahrkontrolle erhöhen. “Aero in den Hoods, Kontrolle in den Drops”, bezeichnet Rose das Konzept, das im Gegensatz zur klassisch geklemmten Lenker-Vorbau-Kombi am bisherigen Backroad mehr Wartungsaufwand bedeutet.
Ein neuer Carbon-Laufradsatz (GC 50) soll die Aero-Leistung ebenfalls verbessern, die Einheit aus extrem breiter Vorderradfelge und relativ schmalen Reifen (beide 40 Millimeter) sowie eine optimierte Nabe von Newmen reduziere den Luftwiderstand. Einen Quantensprung gegenüber dem bisherigen GC 40 darf man allerdings nicht erwarten: Laut Simulationen von Rose verringert sich die Tretleistung bei Anströmwinkeln bis zehn Grad lediglich um maximal drei Watt. Das hintere Laufrad mit schmalerer Felge (32 Millimeter) ist auf Gewicht getrimmt, insgesamt wiegt der Satz rund 1550 Gramm.
Auf Montagepunkte muss man auch beim FF nicht verzichten. Zwar bietet das Chassis, das Platz für maximal 45 Millimeter breite Reifen lässt, weniger Aufnahmen als beispielsweise der Top-Seller Backroad Rival eTap. Dafür sind die optional erhältlichen und teuren Taschen für Oberrohr (79,95 Euro) und Rahmendreieck (109,95 Euro) besser integriert. Durch das magnetische Fidlock-System lassen sie sich außerdem schnell montieren. Taschen, die mit Fidlock-System im Rahmendreieck befestigt werden, haben wir erstmalig bei Fara (F/Allroad und F/Gravel) gesehen, später beim Canyon Grail und auch beim E-Gravelbike Canyon Grizl:ON.
Zum Marktstart bietet Rose zwei Ausstattungsvarianten für 3499 und 4999 Euro an. Beide Versionen lassen sich mit graveltypischen Antrieben von SRAM schalten, basieren auf dem UDH-Standard und haben einen Powermeter von Quarq integriert. Neben der Schaltung unterscheiden sich beide Räder beim Laufradsatz: Nur das Top-Modell (Force AXS) profitiert vom homöopathischen Aero-Tuning des GC 50, das Basismodell (Rival AXS) rollt auf Alu-Laufrädern. Weitere Modelle sollen laut Rose folgen. Vermutlich rollt in den kommenden Monaten eine Variante mit neuer Shimano GRX Di2 in den Online-Shop, die der japanische Komponentenriese nach Einführung der mechanischen Zwölffach-Schaltung nachziehen dürfte.
Neu sind die Größenangaben: Die Bocholter verzichten beim Backroad FF auf klassische Angaben in Zentimetern und geben die Rahmengrößen wie bei ihren Mountainbikes in Konfektionsgrößen an. Statt der Schrittlänge wird künftig eine Größenempfehlung in Zentimetern angegeben. Die neue Rahmengröße ML entspricht beispielsweise 57 Zentimeter. Insgesamt ist die Neuheit in sechs Größen und drei Farboptionen erhältlich.