Schneller GravelflitzerCervélo Áspero im Test

Julian Schultz

 · 26.08.2024

Das Cervélo Áspero
Foto: Cervélo
Fünf Jahre nach dem Ur-Modell legt Cervélo das Áspero neu auf. Die zweite Generation des sportlichen Gravelbikes soll schneller und komfortabler sein – ohne seine Vielseitigkeit einzubüßen. Ob das klappt, zeigt der Test des Top-Modells.

Radrennen im Gelände? Waren bis vor wenigen Jahren die Domäne von Mountainbikes – oder Crossrädern. Gravel­bikes kam eher die Rolle der robusten Entdeckervelos zu. Bis beispielsweise Cervélo das Áspero als rasantes Modell präsentierte, das sich durch eine relativ sportliche Sitzposition von der Konkurrenz abhob und vor allem gut darin war, flott über Schotterpisten zu fliegen. Das leichtere Áspero-5 war wenig später die konsequente Weiterentwicklung des renn­orientierten Konzepts, das der kanadische Fahrradbauer nun in Ansätzen auf die zweite Generation des Ur-Áspero anwendet.

Relativ gestreckte Sitzposition auf dem Cervélo Áspero

Das Cervélo ÁsperoFoto: CervéloDas Cervélo Áspero

Dank schlankerer Rohrformen und teil­integrierter Kabel soll das Rad etwas schneller geworden sein. Trotz des aufgeräumten Cockpits sind Posi­tions­an­passung und Wartung weiterhin relativ unkompliziert, da die Bremsleitungen unter dem Carbonlenker und Alu-Vorbau ins Steuerrohr geführt werden. Laut Cervélo verbessert sich die ­Aerodynamik um drei Watt; absolute Zahlen teilen die Kanadier nicht mit. Die Sitzposition fällt relativ gestreckt aus – immer berücksichtigt, dass Gravelbikes in der Rennradwelt grundsätzlich im komfortabel-aufrechten Bereich des Spektrums angesiedelt sind. Auf Racegravel-­Spezialisten wie dem BMC Kaius oder Rose Backroad FF sitzt man noch sportlicher.

Für ein Plus an Komfort wurde der Carbonrahmen minimal modifiziert: Die Sitzstreben liegen etwas tiefer an, zudem sei “die Steifigkeit im Steuerrohrbereich leicht verringert” worden, so Cervélo. Wir konnten davon auf unserem Prüfstand nichts feststellen. Im Gegenteil: Das Rahmen-Set ist beeindruckend verwindungssteif. Mehr Einfluss auf den Federkomfort dürfte haben, dass man jetzt bis zu 45 statt bisher 40 Millimeter breite Reifen aufziehen kann. Das Áspero hält damit den Mindestabstand von vier Millimetern zwischen Rahmen und Reifen ein, der von der International Organization for Standardization (ISO) gefordert wird. Cervélo empfiehlt im Aufbau mit 700C­­-Laufrädern aber dennoch eine maximale Reifenbreite von 42 Millimetern, was die Seriengummis auf den breiten Carbonfelgen von Reserve auch ausreizen. Mit Dichtmilch befüllt, federn die Pneus vorbildlich und ergänzen den sehr ­guten Komfort der runden Carbonsattelstütze.

Flexibles Lenkverhalten

Unverändert bleibt die Möglichkeit, die Lenkgeometrie mittels des sogenannten “Trail Mixer” an der Gabel anzupassen. Je nach Terrain und Reifenwahl lässt sich die Position der Vorderradachse verändern. Der Nachlauf, der zusammen mit Radstand, Lenkwinkel und Gabelvorbiegung das Lenkverhalten beeinflusst, variiert je nach Stellung des Ausfallendes um neun Millimeter. Dadurch fährt sich das Cervélo in der “Langversion” – unsere Messwerte ­beziehen sich darauf – spürbar ruhiger, ohne dabei aber träge zu wirken. Zudem kann das Áspero dadurch mit 650B-Laufrädern und breiteren Reifen nachgerüstet werden, Walzen um 50 Millimeter sollten Platz finden. Ein schneller Wechsel während einer Ausfahrt ist allerdings nicht möglich, da der Bremsadapter ebenfalls getauscht werden muss.

Das Gesamtgewicht von 8490 Gramm unterstreicht den Charakter als schnelle Schotterfräse. Leichter geht es mit dem Áspero nicht mehr, da die Version mit elektronischer Rival XPLR bereits das Top-Modell ist. Noch mehr Renncharakter verspricht das Áspero-5, das in der High-­End-Variante 500 Gramm leichter an der Waage hing.

Insgesamt umfasst das neue Portfolio sechs Ausstattungs­varianten. Einzig die getestete Top-Version profitiert von ­Anbauteilen aus Carbon. Alle Áspero-Modelle ermöglichen im kleinsten Gang eine Untersetzung, womit auch steile Wald­wege bezwungen werden können. Der UDH-Standard am Schaltauge soll das Schaltwerk bei Stürzen schützen und die Einstellung ­des Getriebes erleichtern. Zum Lieferumfang zählt außerdem eine kleine ­Tasche fürs Oberrohr; am ­Unterrohr lässt sich ein dritte Trinkflasche oder Tool-Box montieren.

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Das neue Áspero bietet das Beste aus allen Welten: Bei der Federung orientiert es sich an komfortablen Abenteurern, beim Antritt konkurriert es mit schnellen Race-Modellen. - Matthias Fischer, TOUR-Mechaniker
Matthias Fischer, TOUR-MechanikerFoto: Matthias BorchersMatthias Fischer, TOUR-Mechaniker

Cervélo Áspero Rival XPLR AXS 1 - Test-Note und Infos

  • TOUR-Note: 1,7
  • Preis: 5799 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 8,5 Kilo
  • Rahmengrößen 48, 51, 54, 56, 58, 61 (Testgröße gefettet)

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 471/575/159 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 596/390 Millimeter/1,53
  • Stack+/Reach+/STR+: 647/566 Millimeter/1,14
  • Radstand/Nachlauf: 1030/70 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Rival XPLR AXS (1x12; 40, 10-44 Z.) | Note: 2,0
  • Bremsen: SRAM Rival (160/160 mm) | Note: 1,5
  • Reifen: WTB Vulpine TCS Light 40 mm (eff.: 42 mm) | Note: 2,0
  • Laufräder: Reserve 40/44
  • Laufradgewichte: 1410/1959 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Fahrstabilität: 8,72 N/mm | Note: 1,3
  • Komfort Heck: 94 N/mm | Note: 1,3
  • Komfort Front: 84 N/mm | Note: 2,3
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 62 N/mm | Note: 1,0
Stärken und Schwächen des Cervélo Áspero Rival XPLR AXS 1Foto: TOURStärken und Schwächen des Cervélo Áspero Rival XPLR AXS 1

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Vor- und Nachteile des Cervélo Áspero Rival XPLR AXS 1

  • Plus: sehr komfortabel, relativ leicht, Fahrcharakteristik veränderbar
  • Minus: relativ teuer

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