Rennrad-TypenDas Zeitfahrrad

Jens Klötzer

 · 05.10.2023

Zeitfahren ist eine sehr spezielle Rennrad-Disziplin, sie ist fester Bestandteil der großen Rundfahrten und Olympischer Spiele
Foto: Pinarello
Rennrad ist nicht gleich Rennrad: Die Industrie hat sich eine Vielzahl von Variationen ausgedacht, um verschiedensten Ansprüchen gerecht zu werden. Die Kategorien sind dabei nicht immer selbsterklärend, eindeutig definiert und trennscharf, was Laien vor Probleme stellt. TOUR erklärt die wichtigsten Rennrad-Gattungen, was sie ausmacht und was man damit machen kann.

Was ist ein Zeitfahrrad?

Zeitfahrräder sind für den Kampf gegen die Uhr gemacht: Ein einzelner Fahrer (oder ein Team) muss eine vorgegebene Strecke in möglichst kurzer Zeit zurücklegen - der oder die Schnellste hat gewonnen. Danach sind die Räder kompromisslos ausgerichtet, Geschwindigkeit hat oberste Priorität, Komfort oder Wartungsfreundlichkeit spielen kaum eine Rolle. Die spezielle Sitzposition mit den Unterarmen auf dem Liegelenker macht in Wettbewerben unerreicht schnell, braucht aber auch Erfahrung. Die Bremsen lassen sich in der aerodynamischen Liegeposition nicht bedienen, weshalb die Räder meist nur auf abgesperrten Rennstrecken verwendet werden. Der Alltagsnutzen der Räder geht deswegen gegen null. Eine Unterkategorie bilden Triathlon-Räder, die nicht an das Reglement des Weltradsportverbands UCI gebunden sind und deswegen (noch) ausladendere Rahmenformen aufweisen können, meist sind Stauboxen und Trinksysteme in das Aero-Konzept einbezogen.

Puristische Profi-Zeitfahrmaschine: Das Specialized Shiv TT
Foto: Specialized

Was macht die Rahmen von Zeitfahrrädern besonders?

Die Carbonrahmen sind bis ins Detail auf beste Aerodynamik optimiert, Gewicht oder Federkomfort sind nachrangig. Untrennbar mit dem Zeitfahrrad verbunden ist der charakteristische Liegelenker, der eine sehr geduckte und damit schnelle Sitzhaltung ermöglicht. Wegen der geringen Stückzahlen gibt es oftmals nur drei bis vier verschiedene Größen, die mit umfangreichen Verstellmöglichkeiten an Lenker und Sattel passend gemacht werden. Selten sind spezielle Modelle für Triathleten, die nicht dem UCI-Reglement für die Rahmendimensionen folgen müssen. Sie verfügen häufig über integrierte Stauräume und Trinksysteme, die Teil des Aerodynamik-Pakets sind. Häufig gibt es solche Anbauten auch als Option für UCI-konforme Zeitfahrräder.

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Geradlinig: Rahmen und Komponenten sind auf beste Aerodynamik optimiertFoto: SpecializedGeradlinig: Rahmen und Komponenten sind auf beste Aerodynamik optimiert

Wie fällt das Fahrverhalten aus?

Zwar sind Zeitfahrräder eher auf guten Geradeauslauf getrimmt, dennoch ist die Fahrt im Vergleich zu anderen Rennrädern eine eher wackelige Angelegenheit. Die Balance auf dem Liegelenker will gelernt sein, zumal in dieser Position nicht gebremst werden kann. Der Wechsel zwischen Liege- und Basislenker erfordert ebenfalls etwas Übung.

Der typische Zeitfahrlenker mit Auflagen für die Unterarme erfordert ÜbungFoto: ScottDer typische Zeitfahrlenker mit Auflagen für die Unterarme erfordert Übung

Welche Reifen passen?

Die Reifen fallen aus aerodynamischen Gründen noch etwas schmaler aus als beim Straßenrennrad, meist werden 25, seltener 28 Millimeter gefahren. Spezielle Zeitfahrreifen gibt es von den namhaften Herstellern, sie sind leichter und schneller, aber auch pannenanfällig und verschleißen schnell.

Spezielle Zeitfahrreifen sind rollwiderstandsoptimiert und leicht, aber pannenanfälligFoto: BMCSpezielle Zeitfahrreifen sind rollwiderstandsoptimiert und leicht, aber pannenanfällig

Was gibt es bei den Übersetzungen zu beachten?

Da die Geschwindigkeiten höher sind, gibt es spezielle Zeitfahr-Abstufungen für die Straßengruppen der großen Hersteller. Das große Blatt hat meist 55 oder 56 Zähne; bei den Profis sind bis 60 Zähne als Sonderanfertigungen anzutreffen. Die Kassetten sind eng abgestuft, da kaum bergtaugliche Gänge gefragt sind.

Große Blätter, kleine Ritzel: Leichte Berggänge sind bei Zeitfahrrädern nicht gefragtFoto: BMCGroße Blätter, kleine Ritzel: Leichte Berggänge sind bei Zeitfahrrädern nicht gefragt

Was ist der Unterschied zu einem Triathlonrad?

Bei den meisten Herstellern gibt es nur ein Modell, das optional auch als Triathlon-Rennrad ausgestattet werden kann. Meist sind zusätzliche Stauboxen und Trinkbehälter vorgesehen, die in das aerodynamische Gesamtkonzept integriert werden. Selten gibt es zwei unterschiedliche Modelle, dann fällt meist auch die Sitzposition auf dem Triathlon-Modell etwas komfortabler aus.

Das Scott Plasma ist als Triathlon-Modell nicht UCI-konformFoto: ScottDas Scott Plasma ist als Triathlon-Modell nicht UCI-konform

Was kosten Zeitfahrräder?

Enormer Entwicklungsaufwand und geringe Stückzahlen treiben die Preise in die Höhe. Zudem werden solche Räder kaum für Hobbyfahrer oder Einsteiger entwickelt oder ausgestattet, meist gibt es nur High-End-Versionen. Fünfstellige Summen sind daher die Regel.

Was wiegen Zeitfahrräder?

Trotz High-End-Ausstattung sind Triathlon- und Zeitfahrräder vergleichsweise schwer, bei den populären Modellen ist mit Gesamtgewichten um neun Kilogramm zu rechnen. Triathlon-Räder mit viel Zubehör können bis zu zehn Kilogramm wiegen.



Was sind typische Vertreter?

BMC Speedmachine: Gerüstet für TT & Triathlon

BMC Speedmachine 01 LTDFoto: BMCBMC Speedmachine 01 LTD

Canyon Speedmax: Frodenos Siegmaschine

Canyon Speedmax CFRFoto: CanyonCanyon Speedmax CFR

Scott Plasma: Konstruiert für Triathleten

Scott PlasmaFoto: ScottScott Plasma

Specialized Shiv TT: Puristisches Profi-Zeitfahrrad

Specialized Shiv TTFoto: SpecializedSpecialized Shiv TT

Pinarello Bolide F: Die Weltmeister-Maschine

Pinarello Bolide : Die Weltmeister-MaschineFoto: PinarelloPinarello Bolide : Die Weltmeister-Maschine

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