Beim Aerodynamiktest gab es 2025 eine neue Bestmarke zu vermelden. Seit 2022 hielt sie das Simplon Pride II mit 199 Watt. Wirklich schneller sind Rennräder seitdem nicht geworden, obwohl das Reglement der UCI den Herstellern neue Freiheiten bei den Rahmenformen einräumt. Unterboten wurde die Marke 2025 von Storck, allerdings um die Winzigkeit von nur einem Watt, was innerhalb der Messgenauigkeit liegt – und mit einem Kniff: Das Aerfast.5 Pro kam für den Windkanaltest mit Einfach-Antrieb ohne Umwerfer – und damit einer nicht wirklich kompletten Übersetzung für ein Straßenrennrad.
Dafür ballen sich weitere Modelle an der Schallmauer von 200 Watt: Mit dem Colnago Y1Rs (199 Watt) und dem Van Rysel RCR-F (200 Watt) stoßen weitere Räder in diese Liga vor. Interessante Erkenntnis: Das größte Verbesserungspotenzial bieten derzeit offenbar weniger die Rahmen und Laufräder, sondern die Reifen: Mit dem Conti-Reifen Aero 111, der bei allen drei Messungen am Vorderrad aufgezogen war, sind bis zu vier Watt Einsparung drin.
Sehr neugierig waren wir auf die Aerodynamik des neuen Colnago Y1Rs. Nicht nur wegen seiner Form ist das Rad aufsehenerregend, sondern auch, weil es dem Superstar Tadej Pogačar als Arbeitsgerät dient. Während die Testredakteure sonst mit ihren Wetten zur Aero-Qualität nach dem optischen Eindruck ziemlich gut liegen, waren sie beim neuen Colnago uneins: Pfeil oder Gurke? Das ließ sich an Rahmenform und Historie kaum festmachen, schließlich ist es das erste echte Aero- Rennrad der Italiener. Am Ende erwies es sich als Pfeil, auch wenn wir dem ein bisschen auf die Sprünge helfen mussten. Die Laufräder im Testrad schöpften das Potenzial nicht aus, trotzdem waren 204 Watt schon schnell. Mit DT Swiss und Aero-Reifen klettert das Rad sicher aufs Podium: 199 Watt. Nachteile: kompliziert, schwer, mäßig komfortabel und fahrstabil – und extrem teuer. Tadej Pogačar eilt damit aber von Sieg zu Sieg.
Vergleichbar hoch war die Spannung beim RCR-F der Decathlon-Marke Van Rysel. Mit dem RCR-R, dem Allrounder der Equipe Decathlon-AG2R, hatten die Entwickler aus Lille bereits unter Beweis gestellt, dass sie die etablierte Konkurrenz technisch angreifen wollen und können. Dessen 207 Watt sind für einen Allroundrenner ein Top-Ergebnis. Würde das aerodynamisch optimierte RCR-F diesen Wert signifikant unterbieten, wäre das Rad vom Start weg unter den Schnellsten. Im Frühjahr dann die Bestätigung: Mit 200 Watt im Serien-Trimm ist das Rad eines der Besten im Profi-Peloton, und das ganz ohne Tricks und Kniffe. Die von uns gemessene Ausstattungsvariante ist ebenso alltagstauglich wie bestellbar und mit 9000 Euro einigermaßen preiswert. Auch hier hilft der Aero-Pneu, gehört aber zur Serienausstattung.
Markus Storck hegte schon mit dem Vorgänger Aerfast.4 Ambitionen auf den Titel des schnellsten Rennrades der Welt, musste seinerzeit aber dem Simplon Pride knapp den Vortritt lassen. Mit dem Aerfast.5, vorgestellt Ende 2024, hat es geklappt. Für den Rekord zog Storck beim Aufbau des Testrades alle aerodynamischen Register: Die extrem hohen Carbonlaufräder samt Aero-Bereifung sind typische Merkmale schneller Boliden, der sehr schmale Lenker mit einem Hauch von Lenkerband vielleicht noch Geschmackssache.
Der Einfach-Antrieb mit Aero-Kettenblatt dagegen ist mindestens diskutabel. Die eingeschränkte Zwölffach-Übersetzung mit 50-33 im kleinsten Gang ist selbst für welliges Terrain zu dick. Aber auch mit gängigem Übersetzungsspektrum – das zweite Kettenblatt samt Umwerfer lässt sich optional ordern und bedeutet aerodynamisch rund drei Watt Nachteil – gehört das Aerfast.5 noch zu den schnellsten Bikes auf dem Planeten. Kaum änderbare Kompromisse betreffen das brettharte Fahrwerk und das im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten Rädern recht hohe Gewicht. Dafür ist der Preis vergleichsweise attraktiv: Mit den schnellen DT Swiss-Laufrädern und einer Top-Gruppe von Shimano oder SRAM bleibt das Rad unter 9000 Euro.