Mit acht Teilnahmen gehört der Ravensburger inzwischen zu den Routiniers bei der Tour. Einen Etappensieg konnte er dabei zwar bislang nicht feiern. Der vierte Gesamtrang bei der Tour de France 2019 ist dennoch der größte Erfolg seiner Karriere. Die vergangenen Jahre verliefen für den 32-Jährigen beim Team Bora-Hansgrohe weniger glücklich. Mit dem Wechsel zum französischen Rennstall Cofidis will Buchmann seiner Karriere noch mal einen Kick geben. Vielleicht gelingt es ihm, schon im ersten Jahr wieder mehr Akzente setzen zu können.
Mit dem Wechsel des Arbeitgebers muss sich Buchmann auch an ein neues Rad gewöhnen. Statt des Specialized Tarmac SL8 nutzt er nun ein Modell des langjährigen Cofidis-Ausstatters Look. Das 795 Blade RS ist das Top-Modell des Traditionsherstellers aus Nevers. Von der Extravaganz, die Look-Räder lange Zeit auszeichnete, hat sich das 2023 vorgestellte, aktuelle Modell etwas entfernt. Die Formensprache ist eher dezent und zeigt alle Merkmale eines typischen Allrounders, der sich am Spagat zwischen Leichtbau und guter Aerodynamik versucht.
Das 795 Blade RS ist das alleinige Rennrad bei Cofidis, das vor der zweiten Etappe Opfer eines Raubüberfalls wurde: Wie die Equipe mitteilte, wurden dabei elf Rennmaschinen des 795 Blade RS entwendet. Das etwas leichtere, aber wenig aerodynamische 785 Huez, welches Look als zweites Top-Modell führt, wird im französischen Traditionsrennstall nicht genutzt.
Umgewöhnen muss sich Emanuel Buchmann auch bei der Schaltung, denn Cofidis wird als einziges Team vom italienischen Komponentenhersteller Campagnolo beliefert. Erst zum Jahreswechsel wurde die neue Kooperation von Campagnolo und Cofidis bekannt gegeben, vorher war das Team mit Shimano ausgestattet. Im Frühjahr wurde die neue Super Record 13 vorgestellt. Mit der brandneuen 13-fach Super Record hat Cofidis nun die meisten Gänge an Bord, schwerer als die Konkurrenz ist sie deshalb aber nicht. Auch die Laufräder kommen von Campagnolo, je nach Etappenprofil hat Cofidis drei verschiedene Modelle an Bord. Bei unserem Fototermin waren die leichten Berglaufräder Neutron montiert, dazu passend auch eine Bergkassette mit 11-36 Zähnen.
Für flachere Etappen dürften die Fahrer auf Campagnolo-Bora-Laufräder in 45 oder gar 60 Millimeter Höhe setzen. Dann ist meist eine 10-33-Kassette montiert, die auch am oberen Ende einen schnelleren Gang bietet. Bei den Kettenblättern setzt Buchmann auf die klassische Kombination 53/39.
Ein Unterschied zum Serienrad ist das Titan-Schaltauge aus dem 3D-Drucker. Das auffällige Teil wurde den Fahrern von Look zur Verfügung gestellt, es soll vor allem steifer sein als das Original und damit für ein präziseres Schaltverhalten sorgen.
Eine Besonderheit im ganzen Fahrerfeld sind die Look-Pedale mit Leistungsmessung, die das komplette Team fährt. Üblich ist ein Powermeter in der Kurbel, nach Aussage des Cofidis-Mechanikers konnte Campagnolo aber noch nicht genügend Leistungsmesser für die erst in diesem Frühjahr präsentierte Gruppe fertigen. Mit den Look-Power-Pedalen mit Titanachse stünde ihnen aber eine ebenso leichte wie zuverlässige Alternative zur Verfügung.
Davon abgesehen ist der Aufbau eher konventionell: Buchmann fährt ein Cockpit mit 40 Zentimeter breitem Lenker und 110 Millimeter langem Vorbau. Auf den Felgen sitzen 28 Millimeter breite Tubeless-Reifen von Vittoria. Letzteres ist bei Cofidis durchaus neu, im vergangenen Jahr konnte man die Equipe als letztes Team im Fahrerfeld noch beim Schlauchreifen kleben beobachten.
Mit 7,3 Kilogramm (mit Pedale und Flaschenhalter, ohne Flaschen und Computer) ist das Rad etwas leichter als der Durchschnitt der Profi-Bikes im Tour-Peloton. Weil es noch nicht mit einem Test bei TOUR geklappt hat, können wir Buchmanns Maschine aerodynamisch nicht hundertprozentig einordnen. Vergleichbare Konzepte kommen auf rund 215 Watt, wovon das Look mit guten Laufrädern nicht weit entfernt sein dürfte.