Erst Ende 2016 hatte ein US-amerikanisches Investoren-Konsortium 79 Prozent der Firmenanteile für rund 90 Millionen Euro gekauft; der Rest verblieb bei Fausto Pinarello, Sohn von Giovanni Pinarello, der das Unternehmen 1952 gegründet hatte. Doch wie bereits Ende 2022 bekannt wurde, will der Fonds seine Anteile nun wieder loswerden. Unter anderem auch, weil Pinarello eine Schuldenlast von 60 Millionen Euro drückt, wie der Corriere della Sera berichtete.
Die italienische Tageszeitung war es auch, die nun den neuen Interessenten ins Spiel brachte. Glasenberg war lange Jahre bis 2021 CEO des Schweizer Unternehmens Glencore, des größten Rohstoffhändlers weltweit, und häufte in dieser Position den Großteil seines laut Forbes-Liste 8,6 Milliarden Euro umfassenden Privatvermögens an.
Einen Bruchteil davon nutzte er, um im Herbst 2021 bei Q36.5 einzusteigen. Das Investment beim italienischen Hersteller hochwertiger Radsportbekleidung war aber anscheinend nur der erste Schritt des 66-Jährigen, der nach eigenen Angaben enthusiastischer Triathlet ist, um den Radsport-Markt aufzumischen.
Laut Corriere besuchte Ivan Glasenberg im Mai die Pinarello-Fabrik bei Treviso, um sich mehr als nur ein erstes Bild seiner künftigen Errungenschaft zu machen. Die Verhandlungen sollen ein fortgeschrittenes Stadium erreicht haben, ein Konkurrent, die niederländische Accell-Gruppe, der unter anderem die Fahrrad-Marken Ghost, Lapierre und Raleigh gehören, bereits ausgestochen sein. Auch Fausto Pinarello soll Anfang des Jahres daran interessiert gewesen sein, die Anteile in den Familienbesitz zurückzuholen. Doch der Versuch scheiterte.
Der Jahresumsatz von Pinarello im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug rund 84 Millionen Euro und damit rund ein Viertel mehr als im Jahr davor. Den Wert der Marke, auf der unter anderem Jan Ullrich, Miguel Indurain und die Sky- bzw. Ineos-Dominatoren der 2010er Jahre um Chris Froome 15 Tour-de-France-Siege einfuhren - mehr als für jeden anderen Radhersteller - schätzen Insider auf 250 bis 300 Millionen Euro.