Julian Schultz
· 06.08.2025
Ihr Ausreißversuch wurde nicht belohnt: Knapp vier Kilometer vor dem Ziel der 4. Etappe in Poitiers wurde Franziska Koch (Picnic PostNL) zusammen mit ihrer Kontrahentin Ana Vitória Magalhães (Team Movistar) vom Hauptfeld geschluckt. Über den "Trostpreis" wird sich die Deutsche Straßenmeisterin aber auch freuen können: Die Frau aus Mettmann wurde als kämpferischste Fahrerin der vierten Etappe bei der diesjährigen Tour de France Femmes gekürt. TOUR nimmt die couragierte Fahrt von Koch zum Anlass, um ihre Rennmaschine vorzustellen.
Die 25-Jährige musste sich in dieser Saison nicht nur an einen neuen Team-Namen gewöhnen. Aus DSM-Firmenich Post NL wurde das Team Picnic PostNL. Auch ihr fahrbarer Untersatz ist neu. Statt auf dem Scott Foil RC ist Koch auf dem Xelius DRS von Lapierre unterwegs. Der Race-Allrounder ist ihr einziges Arbeitsgerät, da der französische Hersteller das aerodynamisch optimierte Aircode DRS einstellte.
Das Markenzeichen des Fahrradbauers aus Dijon ist das "freie" Sitzrohr. Die Sitzstreben sind direkt mit dem Oberrohr verbunden, die Konstruktion soll einen hohen Federkomfort bieten. Das aktuelle Xelius DRS, das seit Saisonbeginn im Peloton rollt, bekam zudem ein aerodynamisches Update. Die Abkürzung DRS steht für "Drag Reduction System" und zeichnete bislang nur das Aircode aus. Sogenannte NACA-Profile, die auch im Flugzeugbau zum Einsatz kommen, formen das Rahmen-Set gegenüber dem Vorgänger kantiger. Im Vergleich zu schnellen Spezialisten blieb das Tuning aber vergleichsweise dezent. Das äußert sich auch im TOUR-Windkanaltest. Ein vergleichbares Serienrad kommt auf 217 Watt.
Der Gedanke hinter der behutsamen Aero-Optimierung: Das Gesamtgewicht soll im Rahmen gehalten werden - was einigermaßen gelingt. Der Renner der Deutschen Straßenmeisterin hing mit 7,5 Kilogramm (inkl. Pedale, Transponder, Startnummer, Flaschen- und Computerhalter) an unserer Waage. Im blau-lackierten Rahmen-Set steckten vor der Flachetappe von Saumur nach Poitiers 50 Millimeter hohe Carbonlaufräder von Urus. Bereift war der Satz mit 28 Millimeter breiten Vittoria Corsa Pro.
Dass Koch auf der vierten Etappe etwas vor hatte, konnte man schon am Startort in Saumur erkennen. Denn mit der Kettenblatt-Kombi 54/40 und 11-34-Kassette wählte die Picnic-PostNL-Fahrerin eine vergleichsweise große Übersetzung. Viele Konkurrentinnen waren defensiver. Mit einer Kurbellänge von 160 Millimetern fährt sie die kürzeste Option, die Shimano aktuell anbietet. Damit ist Koch in guter Gesellschaft. Im Paddock sind uns viele "Kurz-Kurbeln" untergekommen. Auffälliger ist hingegen der extrem weit vorne montierte Sattel von Prologo.