Rennräder um 1000 Euro im Test

Julian Schultz

 · 21.06.2022

Rennräder um 1000 Euro im TestFoto: Kerstin Leicht

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Bei Rennrädern um die 1000 Euro dominieren Rahmen aus Aluminium, dem Werkstoff für robuste Sportgeräte. Aber können die günstigen Räder auch sonst überzeugen? Sechs Modelle mit Felgen- und Scheibenbremsen geben Antworten.

Einstieg in die Rennrad-Welt ist eigentlich simpel. Hat man die Lust am sportlichen Fahren entdeckt, braucht es noch das passende ­Gefährt – und schon können die ersten Kilometer kommen. Doch der Besuch im Radladen wirft unter Umständen erst mal eine Menge Fragen auf, die sich auf die Schnelle gar nicht beantworten lassen: Was ist eigentlich das „richtige“ Rennrad, um mit dem Sport anzufangen? Worin bestehen die Unterschiede? Sollte das Rad einen Rahmen aus Carbon oder Aluminium haben? Wie viele Gänge sollte die Schaltung haben? Greift man besser zu einem Rad mit Felgen- oder einem mit Scheibenbremsen? Und wenn dann auf dem Preisschild des schicken Profirenners ganz vorne in der Ausstellung die Summe von schlappen „12.000 Euro“ prangt, fragen sich Laien unwillkürlich: Was darf oder muss der Spaß denn eigentlich kosten?

Deshalb: Unser Vergleichstest klärt, was man bei einem Rennrad in der Preisklasse um 1000 Euro erwarten kann – und liefert einen durchaus überraschenden Testsieger.

Unsere getesteten Rennräder

Cannondale CAAD Optimo 3
Foto: Hersteller

Versteckte Details

Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Monaten schlagen sich die Lieferprobleme in der Fahrradbranche auch in diesem Testfeld nieder. Lediglich sechs Hersteller konnten passende Modelle um 1000 Euro mit Felgen- (vier) oder Scheibenbremsen (zwei) schicken – angefragt hatten wir fast fünfmal so viele. Zu 1049 Euro ist das Giant das günstigste Rad, Radon und Stevens sind mit je 1199 Euro die teuersten Räder. Die geringe Preisspanne lässt bereits erahnen: Die technischen Werte der Kandidaten liegen auf ähnlichem Niveau, dennoch unterscheiden sich die Räder in Details mitunter klar.

Los geht’s beim Gewicht, das bei allen Modellen neun Kilogramm oder mehr beträgt. Zwischen dem leichtesten und dem schwersten Rad in diesem Vergleich liegen 1.200 Gramm – ein Hinweis darauf, dass trotz identischen Materials aus der 6061-Legierung die Konstruktion den Unterschied macht: Den leichtesten Rahmen (Giant) trennen rund 450 Gramm vom schwersten (Stevens). Eine Erklärung für die stattliche Differenz ist das Hydroforming-­Verfahren: Giant presst die Rohre unter hohem Druck in Form und erzielt damit dünnere Wandstärken. Die Rahmen-Sets – bestehend aus Rahmen, Gabel und Steuersatz – der sechs Kandidaten bewegen sich zwischen 1.908 (Giant) und 2.360 Gramm (Stevens). Bis­weilen verbergen sich die Unterschiede im Detail: So hat das Van Rysel zwar einen der leichteren Rahmen, dafür ist die Carbon­gabel wegen ihres Aluminiumschafts rund 250 Gramm schwerer als die der Mitbewerber, deren Gabeln komplett aus dem Faserwerkstoff bestehen.

Foto: Kerstin Leicht

Ein 1000-Euro-Rennrad ist keine Leichtbau-Wunder

Schon die Rahmenbasis drückt ordentlich auf die Waage, und für hochwertige, sprich leichtere Komponenten bleibt in diesem engen Preisgefüge kaum Spielraum. Ausnahme: das Van Rysel. Mit Shimanos 105-Ausstattung und einem vergleichsweise leichten Fulcrum-Laufradsatz ist das Rad des französischen Sport­artikel-Discounters Decathlon im Vergleich am besten ausgestattet und mit 9.030 Gramm folglich auch das leichteste Rad im Test.

Felgenbremsen dominieren - noch

Die drei weiteren Felgenbremsen-Modelle von Cannondale, Giant und Stevens bringen bis zu 670 Gramm mehr auf die Waage. Bei Cannondale und Giant liegt das vor allem an den vergleichsweise schweren Laufrädern mit jeweils rund 3.700 Gramm pro Satz. Die Räder mit Scheibenbremsen von Cube und Radon wiegen fast ein ganzes Kilogramm mehr. Das klingt nicht nur nach viel, das spürt man auch im Sattel. Schnelle Sprints, flinke Kurvenfahrten oder steile Rampen: Dem Van Rysel kann keines der anderen Räder folgen.

Das gilt auch für die Schaltungstechnik. Das Van Rysel trägt Shimanos 105-­­­Gruppe, alle anderen Räder im Test bremsen und schalten mit Shimano-­Komponenten aus den ein­facheren Modellreihen Tiagra oder Sora. In der Funktion ­unterscheiden sich die güns­tigen Komponenten kaum von denen der höherwertigen Gruppen – allerdings liegen sie mit einem (Tiagra) beziehungsweise zwei Ritzeln (Sora) weniger am Hinterrad hinter dem aktuellen Stand der Technik mit elf Ritzeln schon relativ weit ­zurück. Dadurch stehen weniger Gänge zur Verfügung, dank der durchgängig montierten Kompaktkurbeln mit 50/34 Zähnen sind die Räder für steilere Anstiege dennoch gut gerüstet.

Das hat uns gut gefallen

Laufräder: Das Van Rysel ist mit dem leichtesten Laufradsatz ausgestattet
Foto: Matthias Borchers

Teile nicht sortenrein

Ein bei den Herstellern beliebter Kniff, um Räder günstig auszustatten, soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Bis auf Radon und Stevens sind die Modelle nicht sortenrein ausgestattet; wo der Blick des Kunden nicht sofort hinfällt, werden einfachere Teile von Drittanbietern montiert. Das ist nicht weiter zu beanstanden, wenn die Teile, wie beispielsweise die KMC-Ketten bei Cannondale, Cube, Giant und Van Rysel, dem Original von Shimano kaum nachstehen. Nachteile zeigen sich, wenn Hersteller wie Cannondale und Cube die Originalbremsen ­­von Shimano durch billigere Promax-Felgenbremsen oder TRP-Scheibenbremsen ersetzen. Sie bremsen schlechter und sind deutlich weniger wartungs- und montagefreundlich.

In einem anderen Detail der Rennrad­entwicklung hinken die meisten 1000-Euro-Renner ebenfalls hinterher. Rennräder auf dem Stand der Technik lassen Platz für mindestens 30 bis 32 Millimeter breite Reifen, die geschmeidiger rollen und besser federn. Die Günstig-Bikes mit Felgenbremsen fassen hingegen höchstens 28 Millimeter breite Reifen, die im Testfeld aber auch nur am Giant zu finden sind, alle anderen rollen auf 25-Millimeter-Pneus. Die Scheibenbrems-­Räder von Cube und Radon stehen ab Werk auf 28 Millimeter breiten Reifen, Rahmen und Gabel lassen aber immerhin Platz für noch etwas breitere Reifen.

Mit Blick auf den Federkomfort wäre das eine sinnvolle Tuning-Option, denn auch Cube und Radon fahren sich, wie alle sechs Alu-Renner, vergleichsweise hart. Besonders auf dem betont sportlich ausgelegten San Remo von Stevens kommen die Erschütterungen durch die Fahrbahn fast ungefiltert an Hintern und Händen an. Besser macht es das Giant; neben den vergleichsweise breiten Reifen profitiert das Contend 1 von seiner abgeflachten Sattelstütze, die Vibrationen spürbar dämpft.

Das geht besser

Die Hinterbaustreben am Giant sind nicht symmetrisch ans Sitzrohr geschweißt.
Foto: Matthias Borchers

Das stimmigste Gesamtpaket liefert dennoch Decathlon mit dem Van Rysel. Es ist vergleichsweise leicht und hochwertig ausgestattet, was ihm den Testsieg sichert. Der Name bedeutet übrigens auf Flämisch „aus Lille“; in der französischen Stadt befindet sich der Hauptsitz von Decathlon. Mehr Leistung für weniger Geld, wie sie das 1.099 Euro günstige Discounter-Rad bietet, geht kaum. Selbst Cannondale, einst Pionier und Maßstab im Bau von Alu-Rahmen, sowie der taiwa­nische Branchenriese Giant, können da, etwas überraschend, nicht mithalten. Den Maßstab in Sachen Verarbeitung hingegen setzt ­Stevens. Mit akurat verschliffenen Schweißnähten geht das San Remo auf den ersten Blick beinahe als Carbonrahmen durch.

Als Fazit bleibt festzuhalten: ­­Alle Räder funktionieren sehr solide und sind robuste Sportskameraden, aber keines kann komplett überzeugen.

Ihr größter Nachteil: Alle bleiben hinter dem aktuellen Stand der Technik schon mehr oder ­weniger deutlich zurück. Das macht es leider auch schwer bis unmöglich, sie mit überschau­barem Aufwand mit modernen Teilen aufzurüsten, weil die nicht kompatibel sind. Am meisten Tuning-Potenzial steckt in den Laufrädern. Besonders die Modelle von Cannondale, Giant und Radon würden mit leichteren Laufrädern einen großen Sprung nach vorne machen.

Test-Fazit Kurz & Knapp

Die Alu-Renner punkten vor allem durch ihren Preis: Mit etwa 1.OOOEuro kosten sie rund die Hälfte technisch vergleichbarer Carbonräder. Dafür muss man allerdings Kompromisse in Kauf nehmen. Die Räder im Test wiegen alle mehr als neun Kilogramm, fahren sich recht hart und sind einfach ausgestattet. Das Van Rysel schneidet dank seiner hochwertigen Komponenten als bestes Rad ab.

Fakten zu den getesteten Rennrädern

Cannondale CAAD Optimo 3

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.552/429/77 Gramm Rahmengrößen** 48, 51, 54, 56, 58 Sitz-/Ober-/Steuerrohr 520/565/165 Millimeter Stack/Reach/STR*** 595/382 Millimeter/1,56 Radstand/Nachlauf 1.010/55 Millimeter

Ausstattung

Antrieb FSA Vero Alloy (2x9, 50/34, 11-30 Z.) Schaltung Shimano Sora Bremsen Promax RC-452 Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Maddux RS 3.0/Vittoria Zaffiro Pro 25 mm (v./h. 1.559/2.155 g)

Cannondale CAAD Optimo 3Foto: Hersteller
Cannondale CAAD Optimo 3

Dank der fast 40-jährigen Expertise im Alu-Rahmenbau schickt Cannondale mit dem CAAD Optimo 3 ein hochwertig verarbeitetes Rad ins Rennen, die optische Verwandschaft zum Top-Modell CAAD 13 oder dem Carbonrenner SuperSix ist unverkennbar. Ein geschickter Schachzug der US-Amerikaner, der allerdings nicht vom recht hohen Gesamtgewicht ablenken kann. Während das Rahmen-Set noch zu den leichtesten im Vergleich zählt, fällt der Laufradsatz (Maddux) für ein Rad mit Felgenbremsen überdurchschnittlich schwer aus. Die einfache Ausstattung zeigt sich auch an den Bremsen von Promax, die bei Vollbremsungen schwächeln und bereits im Trockenen an ihre Grenzen stoßen. Shimanos Neunfach-Schaltung Sora funktioniert zusammen mit der schweren FSA-Kurbel tadellos, allerdings sind die Sprünge zwischen den Gängen recht groß, was flüssigem Pedalieren entgegensteht. Die sehr aufrechte Sitzposition und das neutrale Lenkverhalten sind einsteigerfreundlich, der Komfort trotz schmaler 25-Millimeter-Reifen ordentlich. Aufnahmen für Schutzbleche und Gepäckträger bieten die Option, das Optimo 3 in einen Randonneur zu verwandeln – eine Hommage an Cannondales erstes Alu-Rennrad ST-500.

+ hohe Laufruhe, Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger

- billige Bremsen, sehr schwere Laufräder


Cube Attain Race

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.718/449/87 Gramm Rahmengrößen** 50, 53, 56, 58, 60, 62 Sitz-/Ober-/Steuerrohr 520/560/184 Millimeter Stack/Reach/STR*** 615/376 Millimeter/1,64 Radstand/Nachlauf 1.010/53 Millimeter

Ausstattung

Antrieb Shimano Tiagra (2x10, 50/34, 11-34 Z.) Schaltung Shimano Tiagra Bremsen TRP Spyre MD-C610C (160/160 mm) Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Cube RA 1.9 Aero/Continental Ultra Sport 28 mm (v./h. 1.647/2.203 g)

Cube Attain RaceFoto: Hersteller
Cube Attain Race

Cube beschreibt das Attain als „vielseitigen Trainingspartner“ und stellt den Alu-Renner – trotz des Modellzusatzes „Race“ – mit lupenreiner Marathon-Geometrie auf die Räder. Kein anderes bislang von TOUR vermessenes Rennrad ermöglicht eine aufrechtere Sitzposition, und durch den langen Radstand läuft das verwindungssteife Attain unbeirrbar geradeaus. Sobald der Rad-­Computer jedoch ein paar Steigungsprozente anzeigt, trägt der Brummer aus der Oberpfalz spürbar dazu bei, Radlern die Schweißperlen auf die Stirn zu treiben – mit zehn Kilogramm glatt hat es selbst für ein preiswertes Einsteiger-Rad zu viel auf den Hüften. Tuningpotenzial steckt vor allem im Disc-Laufradsatz, der allein mehr als ein Drittel des Gesamtgewichts ausmacht. Die mechanischen Scheibenbremsen von TRP bieten im Vergleich zu einer gleichwertigen Felgenbremse keinen Vorteil, machen das Rad aber auch schwerer. Tadellos ­verrichtet dagegen Shimanos Tiagra ihren Dienst, durch die Zehnfach-Kassette fallen die Sprünge zwischen den Gängen nicht ganz so groß aus wie bei den Sora-Modellen. Verarbeitet ist das Attain Race ordentlich, lediglich die innen verlegte Bremsleitung, die auf holperigen Straßen im Rahmen klimpert, stört das ansonsten runde Bild.

+ extrem komfortable Sitzposition, hohe Laufruhe

- sehr hohes Gesamtgewicht, günstige Scheibenbremse


Giant Contend 1

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.405/430/73 Gramm Rahmengrößen** S, M, ML, L, XL Sitz-/Ober-/Steuerrohr 535/555/178 Millimeter Stack/Reach/STR*** 594/376 Millimeter/1,58 Radstand/Nachlauf 1.000/53 Millimeter

Ausstattung

Antrieb Shimano Sora (2x9, 50/34, 11-34 Z.) Schaltung Shimano Sora Bremsen Tektro TK-B177 Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Giant S-R3/Giant S-R3 AC 28 mm (v./h. 1.565/2.207 g)

Giant Contend 1Foto: Hersteller
Giant Contend 1

Das Contend 1 soll „geschmeidig, schnell und spaßig“ sein – speziell beim Federkomfort verspricht Giant nicht zu viel. Dank der abgeflachten Carbonsattelstütze bügelt der Alu-Renner Unebenheiten souverän weg, selbst deutlich teurere Modelle können das kaum besser. Die speziellen Tektro-Felgenbremsen erlauben bis zu 32 Millimeter breite Reifen, womit sich noch etwas mehr Feder­komfort erzielen ließe. Weniger trainierte Radler und Radlerinnen werden an der aufrechten Sitzposition und dem neu­tralen Fahrverhalten Gefallen finden. Das relativ leichte Rahmen-­Set lässt erst einmal aufhorchen, doch macht das Giant diesen Gewichtsvorteil durch sehr schwere Laufräder wieder zunichte. Bei Antritten wirkt es regelrecht träge. Das günstigste Rad im Vergleich kommt mit Shimanos Sora-Schaltung. Deren Gängespek­trum ist beschränkt, aber ausreichend, dank 1:1-­Bergübersetzung lassen sich auch steile Rampen bewältigen. Die günstigen Bremsen (Tektro) und die Kette (KMC) geben im Neuzustand keinen Anlass zu Kritik – im Gegensatz zum an sich modern designten Rahmen: An unserem Testrad waren die Sitzstreben nicht auf gleicher Höhe mit dem Sitzrohr verschweißt.

+ hoher Federkomfort, leichtes Rahmen-Set

- sehr schwere Laufräder, Verarbeitungsmängel


Radon R1 Disc Tiagra

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.694/450/62 Gramm Rahmengrößen** 50, 53, 56, 58, 60, 63 Sitz-/Ober-/Steuerrohr 530/550/160 Millimeter Stack/Reach/STR*** 563/387 Millimeter/1,45 Radstand/Nachlauf 1.000/62 Millimeter

Ausstattung

Antrieb Shimano Tiagra (2x10, 50/34, 11-34 Z.) Schaltung Shimano Tiagra Bremsen Shimano Tiagra (160/160 mm) Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Alex Rims ATD 560/Continental Ultra Sport 28 mm (v./h. 1.756/2.360 g)

Radon R1 Disc TiagraFoto: Hersteller
Radon R1 Disc Tiagra

Das günstigste Modell der R1-Serie ist laut Hersteller einer der „beliebtesten Renner im Portfolio“. Warum? Ein Grund könnte sein, dass das Rad mit hydraulischen Scheibenbremsen ausgestattet ist, was in dieser Preisklasse ungewöhnlich spendabel erscheint. In der Tat hebt es sich damit vom Rest des Testfeldes ab, auch wenn die einfache Shimano-Bremse nicht ganz so bissig zupackt wie teurere Modelle. Shimanos Tiagra-Schaltung funk­tioniert tadellos. Das extrem fahrstabile Rad liegt satt auf der Straße und lässt sich dank seiner enormen Laufruhe auch auf holperigem Terrain gut kontrollieren. Die Geometrie des Rahmens ergibt eine relativ gestreckte Sitzhaltung, nennenswerten Federkomfort erlaubt das verwindungssteife Rahmen-Set nicht. Das größte Manko ist jedoch das extrem hohe Gesamtgewicht von mehr als zehn Kilogramm. Auf Ortsschildsprints sollte man sich mit dem Radon deshalb besser nicht einlassen. Die über­zähligen Pfunde resultieren aus dem bleischweren Laufradsatz, der mit mehr als vier Kilogramm (!) den Tuning-Tipp praktisch auf dem Silbertablett serviert. Eine interessante und etwas leichtere Alternative zur gezeigten Tiagra-Version ist das nur 200 Euro teurere Modell mit Shimanos 105-Komponenten.

+ sehr große Laufruhe, hydraulische Scheibenbremsen

- sehr hohes Gesamtgewicht, bleischwere Laufräder


Stevens San Remo

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.809/470/81 Gramm Rahmengrößen** 44, 47, 50, 52, 54, 56, 58, 60 Sitz-/Ober-/Steuerrohr 560/560/156 Millimeter Stack/Reach/STR*** 561/397 Millimeter/1,41 Radstand/Nachlauf 995/50 Millimeter

Ausstattung

Antrieb Shimano Tiagra (2x10, 50/34, 11-32 Z.) Schaltung Shimano Tiagra Bremsen Shimano Tiagra Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Oxygen RM-R17, Shimano RS400/Continental Grand Sport Race 25 mm (v./h. 1.382/1.965 g)

Stevens San RemoFoto: Hersteller
Stevens San Remo

Das San Remo schickt Stevens – wie schon das Aspin (TOUR 7/2021) – als sehr sportlich orientiertes Alu-Rennrad in den Test. Wie soll es auch anders sein bei diesem Modellnamen? Auf keinem anderen Rad im Vergleich sitzt man gestreckter, selbst viele Wettkampfboliden sind weniger sportlich ausgelegt. Das sollten vor allem Neulinge bedenken, die an die gestreckte Sitzhaltung auf einem Rennrad noch nicht so gewöhnt sind. Auch beim ­Federkomfort verlangt das Rad von seinem Piloten eine gewisse Leidensfähigkeit. Die Sattelstütze wird relativ hoch geklemmt und entfaltet dadurch wenig Flex, die schmalen 25-Millimeter-­Reifen bieten ebenfalls nicht viel Federung. Dafür kaschieren die relativ leichten Laufräder das bleischwere Rahmen-Set. Die Verarbeitung des Alu-Rahmens kann sich sehen lassen, unter der mattschwarzen Lackierung sind die Schweißnähte sauber verschliffen, aus der Ferne ist kaum ein Unterschied zu einem Carbonrahmen zu erkennen. Das San Remo punktet zudem durch seine im Vergleich hochwertige Ausstattung mit Shimanos Tiagra, speziell die Felgenbremse lässt sich präzise dosieren. Hobbyschrauber werden die außenverlegten Züge schätzen. Bemerkenswert ist das Angebot von gleich acht Rahmengrößen.

+ acht Rahmengrößen, leichte Laufräder

- sehr schweres Rahmen-Set, unterdurchschnittlicher Federkomfort


Van Rysel EDR AF 105

Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.562/681/77 Gramm Rahmengrößen** XS, S, M, L, XL Sitz-/Ober-/Steuerrohr 540/565/165 Millimeter Stack/Reach/STR*** 591/393 Millimeter/1,50 Radstand/Nachlauf 995/57 Millimeter

Ausstattung

Antrieb Shimano 105 (2x11, 50/34, 11-32 Z.) Schaltung Shimano 105 Bremsen Shimano 105 Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Fulcrum Racing 600/Michelin Lithion 2 25 mm (v./h. 1.290/1.779 g)

Van Rysel EDR AF 105Foto: Hersteller
Van Rysel EDR AF 105

Von Van Rysel, der Eigenmarke des französischen Sportartikel-­Discounters Decathlon, hätten wir keinen Testsieg erwartet. Doch das EDR AF 105 – hinter der sperrigen Modellbezeichnung versteckt sich der Hinweis auf die Endurance-Geometrie des Aluminiumrahmens – punktet mit recht niedrigem Gesamtgewicht und attraktiver Ausstattung. Im Vergleich mit anderen Felgen­bremsen-­Rädern aus diesem Vergleich ist das Discounter-Modell um bis zu 700 Gramm leichter, entscheidenden Anteil daran hat der hochwertige Laufradsatz von Fulcrum. Durch die schwere Carbongabel mit Aluminiumschaft liegt jedoch auch das EDR knapp über der Neun-Kilo-Marke. Dem Fahrspaß tut das aber keinen Abbruch. Das Van Rysel beschleunigt relativ flott und lässt sich agil um Kurven steuern. Zum sportlichen Set-up passt die vergleichsweise gestreckte Sitzposition. Der Federkomfort am Heck ist mit den ab Werk montierten 25-Millimeter-Reifen ausreichend, Platz ist für bis zu 28 Millimeter breite Pneus. Als einziger Hersteller im Test verbaut Van Rysel Shimanos 105-Schaltung. Kritikwürdig sind die preiswerte Kassette von Microshift und die billig wirkende Sattelstütze — Details, die sich bei Bedarf schnell und kostengünstig ändern lassen.

+ geringes Gesamtgewicht, einziges Rad mit 105-Ausstattung, wartungsfreundlich

- relativ schwere Gabel


Alle technischen Details und Einzelnoten der getesteten 1000-Euro-Rennräder finden Sie im TOUR-Heft 6/22 und unten zum Download für 2,99 Euro.

Download “Rennräder um 1000 Euro im Test”