Das Design des Type 136 wurde vom Lotus-Chefaerodynamiker Richard Hill gezeichnet und nimmt Anleihen an den Arbeitsgeräten der britischen Bahn-Équipe. Als Hilfestellung dienten Simulationen in einem virtuellen Windkanal. Charakteristisch ist der aus aerodynamischen Gründen breit ausgestellte Hinterbau mit Sitzstreben mit Tragflächenprofil. Das V-förmige Cockpit erinnert an das aerodynamisch schnelle Straßenrad Cervélo S5. Zum Start gibt es eine limitierte Edition von 136 Stück, die mit einer Campagnolo Super Record Wireless-Gruppe ausgestattet ist. Später sollen Varianten mit SRAM Red und SRAM Force folgen, die etwas preiswerter sind.
Zwar liegt das Hauptgeschäft des 1948 gegründeten Unternehmens klar im Motorsport. Aber schon seit den 90er-Jahren engagiert sich Lotus vor allem mit seiner Aerodynamik-Kenntnissen im Bahn- beziehungsweise Straßenradsport. Legendär ist das Lotus Type 108, auf dem Chris Boardman bei den olympischen Spielen in Barcelona 1992 für Furore sorgte. Mit dem Type 110, einem Zeitfahrrad für die Straße mit ähnlicher Rahmenform, hält Boardman bis heute den Rekord für die schnellste Tour-de-France-Etappe aller Zeiten: Den 7,2 Kilometer langen Prolog der Ausgabe 1994 in Lille absolvierte er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 55,152 Kilometern pro Stunde.
Aktuell ist die Marke Lotus bei Radsportfans vor allem durch ihr Engagement bei der britischen Bahn-Nationalmannschaft bekannt. Gemeinsam mit der ebenfalls britischen Tuning-Komponentenmanufaktur Hope entwickelte man 2019 für die olympischen Spiele in Tokyo ein spektakuläres Bahnrad, das mit völlig neuen Designansätzen die Blicke auf sich zog. Eigenständig sind vor allem die bereits angesprochenen Sitzstreben, die - etwas reduzierter - auch das Type 136 schnell machen sollen. Erst in diesem Sommer stellten die Briten eine zweite Generation vor, die mit einer geteilten Sattelstütze noch radikaler daherkommt.
Als Alleinstellungsmerkmal soll das Type 136 über den leichtesten Elektroantrieb der Branche verfügen, den “Watt Pro Assist” des relativ unbekannten Herstellers HPS (High Performance Systems) mit Sitz in Monaco. Der Antrieb soll aus der Raumfahrt vom Mars Lander Project abgeleitet sein und nur 1,2 Kilogramm wiegen - inklusive Akku. Das Lotus soll damit auf ein Gesamtgewicht von 9,8 Kilogramm kommen; HPS selbst bietet E-Bikes an, die nach eigenen Angaben unter 9 Kilogramm wiegen. Die Bauteile werden komplett in Europa, vornehmlich in Deutschland und der Schweiz produziert. Die Leistungsdaten des HPS-Antriebs sind unterdurchschnittlich: Die maximale Leistungsabgabe soll bei 200 Watt liegen, üblich sind 250 Watt. Das maximale Drehmoment beträgt nur 20 Newtonmeter, typische E-Rennrad-Antriebe liefern aktuell mehr als das Doppelte. Auch der Akku hat mit 193 Wattstunden eine vergleichsweise geringe Kapazität. Damit soll die Reichweite laut Antriebshersteller in der höchsten Unterstützungsstufe bei zirka einer Stunde Fahrtzeit liegen. Der Antrieb wird aufgrund der EU-Gesetzgebung oberhalb von 25 km/h ausgesetzt. HPS bietet optional einen deutlich kleineren Akku mit nur 85 Wattstunden an, der bei den meisten Fluggesellschaften ohne Voranmeldung ins Gepäckabteil darf.
Das Type 136 soll damit ein Rennrad sein, das sich sowohl mit als auch ohne Motor als vollwertiges Sportgerät einsetzen lässt. Ohne Akku soll das Rad unter acht Kilogramm wiegen und ein konkurrenzfähiges Aero-Rennrad sein. Mit Akku zählt es zu den leichtesten E-Bikes der Welt.
Die limitierte Startauflage des Type 136 kann sofort vorbestellt werden, als Preis werden glatte 25.000 Euro aufgerufen. Wem das zu teuer ist, muss sich noch etwas gedulden. Im Sommer 2024 sollen zwei weitere Ausstattungsvarianten mit SRAM Red und SRAM Force folgen. Sie sollen 19.950 beziehungsweise 17.950 Euro kosten.