Das E-Bike ist groß im Kommen. Und auch im Rennrad-Sport scheint sich etwas zu tun: Lange Zeit war der E-Motor aufgrund seiner „Unsportlichkeit“ bei den Rennradlern verpönt. Bis ein neuer Antrieb für E-Rennräder die traditionellen Fahrer umdenken ließ. Bei TOUR lesen Sie alle Hintergründe zum E-Rennrad und erfahren anhand verschiedener Tests, welche Renner auf der Straße überzeugen.
Den traditionellen Rennradfahrern geht es um Freiheit, Geschwindigkeit und das Austesten der eigenen Leistungsgrenzen. Hierfür schätzen sie die leichten Carbon-Renner, die nicht nur mit High-Tech-Komponenten, sondern auch durch den sportlich-aggressiven Look und den Fahrspaß überzeugen.
In diesem Lifestyle hat der E-Motor auf den ersten Blick so gar keinen Platz. Obwohl es mittlerweile scheinbar jeden Fahrradtyp auch mit zusätzlichem Antrieb gibt, sei es Mountainbikes, Lastenräder oder City-Fahrräder, scheuten sich die Radsportler lange Zeit vor den E-Rennern. Für sie ist das Rennrad ein Sportgerät, der Motor ist der Fahrer selbst. Zudem empfanden viele das Antriebssystem unpassend für die schlanke Silhouette eines Rennrads. Zu klobig und zu schwer – Faktoren die dem E-Rennrad lange im Weg standen.
Allerdings änderte sich dies 2017 mit der Einführung des Fazua Motors. Dieser kleine Antrieb konnte unauffällig in den Rahmen integriert werden, sodass Gewicht und Erscheinungsbild beinah die alten blieben. Zudem lässt sich der Akku auch ganz einfach ausbauen. Dadurch greifen heute immer mehr Fahrer auf die E-Rennräder zurück.
Das liegt vor allem auch daran, dass es sich um sogenannte Pedelecs handelt. Die Fahrer werden nicht die ganze Zeit unterstützt, sondern nur, wenn der Fahrer bei Geschwindigkeiten unter 25 km/h in die Pedale tritt. Ein Faktor, der sowohl ambitionierte Rennradfahrer als auch andere Zielgruppen anspricht, da das Elektro-Bike den Sport anfängerfreundlicher macht.
Die Anschaffung eines Elektro-Rennrads kann durchaus für viele Fahrer sinnvoll sein, auch wenn die traditionellen Rennradfahrer dem motorisierten Modell gegenüber wahrscheinlich skeptisch bleiben. Die häufigsten Einsatzzwecke sind:
Nach einer Verletzungspause oder einer Erkrankung ist ein E-Rennrad der ideale Begleiter, um wieder mit dem Sport anzufangen. So kann der Fahrer sich erst wieder an eine höhere Belastung herantasten und nach eigenem Gefühl den Motor an- oder ausschalten. Der Formaufbau ist dabei schonend und kontrolliert.
E-Rennräder sind auch die perfekte Lösung für Fahrer, die mit leistungsstärkeren Sportlern mithalten möchten. Wenn zum Beispiel der Partner oder die Gruppe geübter bei Berganstiegen und längeren Ausfahrten ist, hat der Rennfahrer mit einem Elektro-Bike die Möglichkeit, die Leistungsunterschiede zu minimieren oder ganz auszugleichen. Auf diese Weise werden die Ausfahrten entspannter, der Fahrspaß steigt und der Radsportler übernimmt sich nicht. Dies ist ein wichtiger Faktor, da Erschöpfung zu Verletzungen führen könnte.
Zudem lässt sich mit den Pedelecs die Zielgruppe des Sports erweitern. So kann ein E-Rennrad im wahrsten Sinne des Wortes der Antrieb dafür sein, überhaupt mit dem Rennradsport anzufangen. Selbst unerfahrenere und untrainierte Fahrer haben die Möglichkeit, mit dem Renner Spitzenzeiten hinzulegen. Diese Erfolge motivieren, sodass der Sportler eher am Ball bleibt.
Wer die schwersten Strecken der Tour de France, Vuelta und des Giro d‘Italia einmal selbst ausprobieren will, merkt schnell, dass der eigene Aktionsradius beschränkt ist. Auch ambitionierte Fahrer kommen irgendwann an ihre Grenzen, die mit einem E-Rennrad erweitert werden können. Ob steile Serpentinen-Auffahrten oder Strecken über 200 Kilometer – das elektrifizierte Rennrad unterstützt den Radsportler in den richtigen Momenten. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h stellt sich die Tretunterstützung automatisch aus.
Ein E-Rennrad unterscheidet sich auf dem ersten Blick gar nicht so stark von einem Renner ohne Antrieb. Aus gutem Grund: Die meisten, die auf einem E-Rennrad unterwegs sind, schätzen das klassische Design. Zudem präferieren es viele Radsportler, wenn nicht jeder sehen kann, dass es sich um ein elektrisch angetriebenes Rad handelt. Schließlich will man sich nicht ständig vor anderen rechtfertigen müssen.
Trotz der ähnlichen Optik und des nach wie vor hohen Fahrspaßes, lassen sich einige klare Unterschiede zwischen den beiden Fahrradtypen herausstellen:
Das E-Rennrad überzeugt durch seine filigran-sportliche Optik, so wie die Sportler es von einem schnellen Bike gewohnt sind. Der Antrieb ist bei den meisten Modellen so in den Rahmen integriert, dass er kaum auffällt.
Gut zu wissen: Um immer über die eigene Leistung und Fitness informiert zu bleiben, kommen die meisten E-Rennräder mit der passenden App. Diese muss der Sportler nur auf dem Smartphone installieren und schon kann er sich jede Fahrt auswerten lassen. Ein echter Fahrspaß-Faktor!
Im Gegensatz zu anderen Elektro-Bikes, bei denen der Fahrer dauerhafte Unterstützung durch den Antrieb erhält, geht es beim Pedelec um eine partielle Kraftverstärkung. So können die Fahrer bei Anstiegen auf einen Knopf drücken, sodass sie den Berg schneller und einfacher erklimmen können.
Allerdings ist Antrieb nicht gleich Antrieb. Motoren und Akkus gibt es von verschiedenen Herstellern. Diese unterschieden sich vor allem in Leistung, Reichweite und Drehmoment. Generell lassen sich die Antriebe, mit denen ein E-Rennrad ausgestattet sein kann, in zwei Varianten unterteilen:
Die Reichweite der Akkus liegt bei den meisten Fahrrädern zwischen 90 und 120 Kilometern. Wie lange der Akku letztendlich hält, hängt damit zusammen, wie intensiv die Unterstützung genutzt wird. Mit einer Trittfrequenz von 75 bis 90 Umdrehungen pro Minute kann der Sportler die Reichweite des E-Bikes vergrößern. Absolviert er viele Höhenmeter sinkt die Reichweite.
Tipp: Das Besondere beim Fazua Evation ist, dass sich der gesamte Antrieb per Knopfdruck komplett ausbauen lässt. Hierfür bestehen Akku und Motor aus einer Einheit. So kann der Fahrer individuell entscheiden, ob er lieber auf einem Rennrad ohne Antrieb oder auf einem Elektro-Renner unterwegs sein möchte. Das natürlich-dynamische Fahrgefühl wird durch den Antrieb jedoch nicht beeinflusst.
Hohe Geschwindigkeiten beanspruchen das Fahrrad sehr. Daher ist der Rahmen eines E-Rennrad aus einem stabilen und leichten Material wie Carbon oder Aluminium gefertigt. Wie auch bei einem Rennrad ohne Antriebssystem, gibt es beim E-Modell keine Federung. Denn: Je höher die Steifigkeit des Rahmens ist, desto besser kann es die Kraft übertragen. Da das Gewicht des Pedelecs im Vergleich zum Bike ohne Antrieb meistens höher ist, gibt es viele Modelle, die aus dem günstigeren Aluminium gefertigt sind.
Die meisten E-Rennräder sind mit Scheibenbremsen ausgestattet. Diese lassen sich im Vergleich zur Felgenbremse gezielter einsetzen und haben mehr Bremskraft. Zudem performen die Scheibenbremsen besser bei Nässe, sind aber auch teurer und aufwendiger in der Wartung. Letztlich bleibt es dem Fahrer selbst überlassen, welche Bremse er bei seinem Pedelec verbaut haben möchte.
Die Reifen bei einem E-Rennrad sind weitaus schmaler als zum Beispiel bei Trekking- oder Mountainbike-Reifen und haben in der Regel kein Profil. Zudem sorgt ein hoher Luftdruck dafür, dass weniger Reibung entsteht und das Rad somit schneller läuft. Aus diesem Grund eignen sich die Rennräder auch weniger für Fahrten im Gelände, da die schmalen Reifen ohne Profil wenig Grip haben.
Wichtig: Um hohe Geschwindigkeiten zu erzielen, ist die Ausstattung des Renn-Pedelecs auf das Notwendigste reduziert. Die meisten Modelle haben weder Schutzbleche noch einen Gepäckträger oder eine festinstallierte Fahrradbeleuchtung. Diese muss laut der StVO allerdings für den täglichen Gebrauch im Straßenverkehr nachgerüstet werden.
E-Rennräder sind wie die herkömmlichen Renner für den Einsatz auf asphaltiertem Untergrund bestimmt. Der Fahrer nimmt eine aerodynamische Sitzhaltung ein, um besonders hohe Geschwindigkeiten aufnehmen zu können. Da die meisten Sportler mit ihrem Rennrad mit mehr als 25 km/h unterwegs sind, unterschiedet sich das Fahrgefühl zunächst nicht vom Bike ohne Antriebssystem.
Liegt die Geschwindigkeit unter 25 km/h, kann der Fahrer auf Knopfdruck die Tretunterstützung anstellen. So bekommt der Sportler einen leichten Schub, der ihm vor allem bei steilen Berganstiegen und langen Antritten den nötigen Boost verleiht.
Tipp: Wer auf Schotterpisten und unebenen Strecken unterwegs ist, sollte sich eher ein E-Gravel Bike zulegen. Diese motorisierten Fahrräder ergänzen die schnelle Fahrweise des Rennrads mit breiteren Reifen und einer komfortableren Sitzposition. Dank der Reifen hat das Bike mehr Grip und der Untergrund wird gedämpft. Zudem lässt sich das E-Gravel auch leicht mit Gepäckträger und Schutzblechen ausrüsten und ist so der ideale Begleiter für Pendler und Abenteuer-Radfahrer.
Die meisten Rennradfahrer wollen stets ihre Zeiten verbessern und die Berge genauso anspringen können wie die Profis auf der Tour de France. Wie auch das Rennrad ohne Antrieb, ist der motorisierte Renner für Radsportler geeignet, die ein hohes Tempo erzielen wollen. Es handelt sich um ein Sportgerät, welches die Radfahrer zum Training oder auf längeren Fahrten einsetzen können.
Besonders bei langen und anspruchsvollen Strecken ist das Renn-Pedelec eine echte Unterstützung. Auf Knopfdruck kann der Fahrer den Berganstieg leichter meistern und spart dabei nicht nur Zeit, sondern auch Energie. So kann er umfangreichere Strecken und Routen absolvieren und auf diese Weise seine Leistung verbessern.
Das E-Rennrad eignet sich weniger für den täglichen Einsatz im Stadtverkehr, da die schmalen Reifen kaum Grip bieten und das volle Potenzial des Renners nie wirklich zum Tragen kommt. Trotz der Vorurteile hat der Elektro-Renner in zahlreichen Situationen seinen Nutzen. So kann er Sportler ins Rennrad-Segment einführen, die sich bisher vor den Geschwindigkeiten und dem Leistungsdruck gescheut haben.
Abgesehen von dem Aspekt, dass viele Rennradfahrer das E-Modell nicht als Sportgerät ernst nehmen, gibt es einige weitere Nachteile, die beim Kauf eines E-Rennrads beachtet werden sollten:
Radfahrer sollten beim Kauf beachten, dass es sich dennoch um ein Rennrad handelt. Dazu gehört auch die aerodynamische Sitzposition, die nicht für jeden Fahrer angenehm ist. Außerdem ist das Rad nur auf glatten Straßen wirklich geeignet. Anders als bei anderen Elektro-Bikes hält der Akku eines E-Rennrads außerdem nicht so lange. Dies hängt mit dem kleineren Antriebssystem und der starken Leistung zusammen, die der Motor bei Anstiegen abliefern muss.
Wer lieber gemütlicher unterwegs ist oder eher auf unebenen Strecken fährt, sollte sich ein Elektro-City-Rad, Endurance oder Mountainbike genauer anschauen. Diese sind häufig mit größeren Antriebssystemen von Bosch, Shimano oder Yamaha ausgestattet, sodass auch der Akku länger hält.
Mittlerweile gibt es E-Rennräder von beinah jedem großen Fahrradhersteller. Von CUBE und TREK über Cannondale bis hin zu Bianchi und Pinarello – für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Je nach Komponenten und Ausstattung liegt der Preis für ein Renn-Pedelec zwischen 3500 und 10.000 Euro.
Bei E-Bikes geht es um Geschwindigkeit, insbesondere beim Elektro-Rennrad. Damit sich der Fahrer nicht strafbar macht, ist es wichtig, dass er sich mit den rechtlichen Grundlagen auskennt. So lassen sich E-Räder in Klassen einteilen, für die verschiedene Regeln gelten:
Bis jetzt gibt es leider noch keine speziellen E-Rennrad-Wettkämpfe, bei denen die Sportler auf einem modifizierten Renner gegeneinander antreten. Aber Achtung: Die Teilnahme an einem „normalen“ Rennen mit einem E-Renner gilt als technisches Doping und führt zur Disqualifikation.
Trotz anfänglicher Vorurteile sind immer mehr Radsportler auf einem E-Rennrad unterwegs. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass der Antrieb beim Renner immer unauffälliger wird. Aber auch die vielfältigen Einsatzzwecke machen das elektrifizierte Rennrad für viele attraktiv: Ob nach einer Verletzung, zum Leistungsausgleich oder für ein gezielteres Training – das E-Bike überzeugt durch eine Trittunterstützung auf Knopfdruck. So leicht können Berganstiege sein.