EinzeltestWilier zero.7

Unbekannt

 · 19.07.2013

Einzeltest: Wilier zero.7Foto: Daniel Kraus
Wilier zero.7 2013

Wiliers zero.7 tritt mit hohem Anspruch an. Der Rahmen soll weniger als 800 Gramm wiegen. Der Test verrät, ob die italienische Marke den Worten Taten folgen lässt.

"zero.7" ist eine Anspielung auf das Rahmengewicht. Nur wenig mehr als 0,7 Kilo soll der Rahmen in Größe M wiegen, womit er zu den leichtesten Serienmodellen zählen würde. Davon war unser Testrahmen allerdings einiges entfernt. In Größe L, die mit 555 Millimetern Oberrohrlänge kurz ausfällt und eigentlich eher einer Größe M entspricht, wiegt der Rahmen 876 Gramm inklusive Sattelklemme und Kabelführungen – auch das ist zweifellos leicht. Allerdings montiert Wilier am leichten Rahmen eine Gabel, die 424 Gramm wiegt, was für ein High-End-Modell recht schwer ist. In Sachen Leichtbau ginge also noch einiges beim zero.7.

Beim Fahren mit dem Rad bleiben hingegen keine Wünsche offen. Vom ersten Meter an gefällt die in diesem Ausmaß nicht erwartete Dämpfung. Dabei ist der Wert von 164 Newton pro Millimeter, gemessen an der eigens für das zero.7 entwickelten Oversized-Sattelstütze von Ritchey, nicht mal außergewöhnlich. Dass sich das Rad trotzdem sehr komfortabel fährt, liegt auch am 24 Millimeter breiten, gut dämpfenden Hinterreifen von Conti, am bequemen SLRSattel und den flachen Fulcrum- Felgen. Auch die Fahrstabilität ist ohne Tadel. Selbst bei Tempo 80 bergab liegt das Rad satt auf der Straße und vermittelt seinem Fahrer stets das gute Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Fabelhaft ausgestattet

Zum überzeugenden Fahreindruck trägt die ausgezeichnete Ausstattung bei. Shimanos neues Dura-Ace-Di2-Getriebe mit elf Ritzeln ist derzeit unumstrittener Maßstab für Schaltpräzision und -geschwindigkeit. Auch die Dura-Ace-Bremsen beeindrucken: An den Alu-Felgen von Fulcrum beißen sie kraftvoll zu und lassen sich dabei exzellent dosieren. Etwas überraschend dreht sich am Testrad eine neue Dura-Ace-Kurbel mit vier asymmetrischen Kettenblattarmen. Überraschend deshalb, weil der zero.7 für das Tretlagermaß BB386evo mit überbreitem Tretlagergehäuse ausgelegt ist, das Wilier zusammen mit dem Komponentenhersteller FSA entwickelt hat. Deshalb wäre zu erwarten gewesen, dass sich im Testrad eine BB386evo-Kurbel dreht. Laut Claudio Salomoni, Marketing-Manager von Wilier, war dies auch beabsichtigt; allerdings sei gerade keine passende BB386evo-Kurbel verfügbar gewesen. Die Dura-Ace-Kurbel, die sich in einem Adapter dreht, funktioniert tadellos, es wäre aber interessant gewesen, ob das Schaltverhalten mit der BB386evo-Kurbel ebenso gut ist.

Kabel innen, Zug außen

Der Akku für die Di2 sitzt beim zero.7 unsichtbar in der Sattelstütze; die Kabel verlaufen im Rahmen. Wer das Rad mit mechanischer Schaltung fahren möchte, müsste mit außen liegenden Schaltzügen leben; entsprechende Zuganschläge lassen sich an sehr dezenten Gewinden nachträglich anschrauben. Als Grund für diese Lösung gibt Salomoni an, dass sie im Vergleich zu innen liegenden Zügen einige Gramm spart. Aus dem gleichen Grund verläuft auch der hintere Bremszug außen am Oberrohr. Formal lässt sich darüber diskutieren, technisch hat dieser Weg aber Vorteile. Die Montage ist einfacher und das bei innen liegenden Zügen nicht seltene Risiko, dass Bremsen und Schaltung durch hohe Zugreibung nicht optimal funktionieren, wird minimiert.

Alles in allem hat Wilier mit dem zero.7 ein überzeugendes Modell auf die Räder gestellt, dem nur zwei Dinge anzukreiden sind: Das etwas zu hoch gehängte und dann nicht ganz eingehaltene Gewichtsversprechen und der Preis von 4.000 Euro für das Rahmen-Set, für den sich bei aller Begeisterung für die technische Umsetzung keine Rechtfertigung finden lässt.

Preis Komplettrad 10.699 Euro
Preis Rahmen-Set 3.990 Euro
Gewicht 6,6 Kilo

Bezug/Info www.wilier.it

Rahmengrößen** XS, S, M, L, XL, XXL
Sitz-/Lenkwinkel 73,5°/72,5°
Sitz-/Ober-/Steuerrohr 525/555/152 plus 17 mm Steuersatzkappe
Radstand/Nachlauf 990/58 mm
Stack/Reach/STR*** 555/391 mm/1,42

AUSSTATTUNG

Lenklager Ritchey WCS, oben 1-1/8, unten 1-1/4 Zoll
Bremsen/Schaltung/Tretlager Shimano Dura-Ace Di2 9070 (50/34 Z., BB386 E vo)
Laufräder/Reifen Fulcrum Racing Zero/Continental Grand Prix Force/Attack
Lenker/Vorbau FSA K-Force Light
Sattel/-stütze Selle Italia SLR/Ritchey Superlogic (31,6 mm)

MESSWERTE & EINZELNOTEN

Foto: TOUR Magazin
Foto: TOUR Magazin

Gewicht Komplettrad 6,6 kg (o. Pedale)
Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager**** 876/424/78 g
Normiertes Gewicht Rahmen-Set***** 1.418 g: 2 , 0
Lenkkopfsteifigkeit 102 Nm/°: 1 , 0
Seitensteifigkeit Gabel 47 N/mm: 2 , 0
Tretlagersteifigkeit 57 N/mm: 1 , 7
Komfort Rahmen 164 N/mm: 2 , 0
Komfort Gabel 107 N/mm: 5 , 0

* In die Gesamtnote gehen das Rahmen-Set mit 40 Pr ozent, die Ausstattung mit 60 Pr ozent ein. In diese Bewertungen fließen Einzelnoten ein, die wir aus Platzgründen nur zum Teil abdrucken. Die Noten werden
bis zur Endnote mit allen Nachk ommastellen gerechnet; zur besseren Übersichtlichkeit geben wir aber alle Noten mit gerundeter Nachkommastelle an.
** Herstellerangaben; Testgröße fett.
*** Stack/Reach: projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerkappe; STR (Stack to Reach): 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine aufrechte Sitzposition.
**** Gewogene Gewichte.
***** Bereinigtes Gewicht für Rahmengröße 57 cm und Gabelschaftlänge 225 mm.

  Wilier zero.7 2013Foto: Daniel Kraus
Wilier zero.7 2013