Unbekannt
· 29.04.2008
Die Doppeldeutigkeit des Namens – ”Betty Leeds” kann man auch als ”Betty leads” (”Betty führt”) hören – ist Programm bei Recep Yesil und Holger Patzelt, den Gründern des Unternehmens Fixie Inc.
Die Doppeldeutigkeit des Namens – “Betty Leeds” kann man auch als “Betty leads” (“Betty führt”) hören – ist Programm bei Recep Yesil und Holger Patzelt, den Gründern des Unternehmens Fixie Inc. In diesem Fall entstammt der Name der Welt der Rennpferde: “Betty Leeds” war zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine berühmte englische Zuchtstute, die von dem nicht minder berühmten Hengst “Darley Arabian” eine Reihe windschneller Nachkommen zur Welt brachte. Über den Leitgedanken für ihr neues Stahlrennrad, das Kraft und Eleganz ausstrahlen sollte, landeten Yesil und Patzelt also beim Pferderennsport – und so bei “Betty Leeds”, das sich nun einreiht in die kleine Palette der anderen Fixie-Modelle namens “Black Jack”, “Peacemaker” und “Pure Blood”. Idee bei Fixie ist es von jeher, sich abzugrenzen vom Rennrad-Mainstream. “Wir konkurrieren nicht mit technischen Werten, sondern durch Individualität”, sagt Holger Patzelt. Dazu passt das Erstlingswerk des Herstellers, das vor einigen Jahren auf diversen Fahrradmessen Aufsehen erregte, ein handwerklich perfektes, bildhübsches Stahlrahmen- Rennrad mit nur einem Gang und starrer Nabe – ein “Fixie” eben.
Der Rahmen aus Stahl ist die Gemeinsamkeit aller Fixies, inzwischen aber gibt’s die individuellen Renner auch mit Schaltung und Bremsen. Der in Taiwan geschweißte Rahmen des “Betty Leeds” zeichnet sich durch voluminöse Rohre aus; Unter-, Steuer- und Sitzrohr weisen runde Durchmesser von knapp 40 Millimetern auf, das Oberrohr schließt leicht querovalisiert perfekt ans Sitzrohr an. Der “kraftvolle” Hauptrahmen setzt sich in einem Hinterbau fort, dessen dünne Ketten- und leicht gebogene Sitzstreben eher grazil wirken, die Ausfallenden sind minimalistisch geformt, kaum sichtbar. Verbunden sind die Rahmenrohre muffenlos durch sauber ausgeführte Schweißnähte. Anleihen beim klassischen Stahlrahmenbau finden sich in dem kleinen Steg hinterm Tretlager zwischen den Kettenstreben, in den sternförmigen Verstärkungsblechen der Flaschenhaltergewinde sowie in den schön gemachten Zuganschlägen.
Trotz der Absage an den technischen Wettbewerb macht “Betty Leeds” im Rennen um die Punkte Boden gut. 1.700 Gramm sind für einen Stahlrahmen ordentlich, einfache Alu-Rahmen sind auch nicht leichter. Die Lenkkopfsteifigkeit von 75 Newtonmeter pro Grad ist verantwortlich für ordentliche Fahrstabilität. Den Eindruck von Komfort, den die gebogenen, dünnen Sitzstreben vermitteln, widerlegen Fahreindruck und Laborwerte dagegen deutlich: Das dicke Sitzrohr mitsamt der dicken Sattelstütze verhindert federndes Schwingen auf holperigem Untergrund.
Das stählerne Rennpferd ist auffällig unauffällig gestaltet. Die schwarze Lackierung dominiert, die selten anzutreffenden DT-Swiss-Laufräder vom Typ “RR 1450 Mon Chasseral” mit weißen Naben und weiß-schwarz lackierten Felgen setzen einen deutlichen Kontrast. Die Innenseiten der Reynolds- Carbongabelscheiden sind weiß lackiert, auf dem linken Holm kringelt sich ein schwarzes Ornament als versteckter Blickfang. Solche Liebe zum Detail ist dem Fixie aus jedem Blickwinkel deutlich anzusehen. Geschaltet und gebremst wird mit der Force-Gruppe von SRAM. Diese verrichtet ihre Arbeit ordentlich und trägt zum insgesamt niedrigen Gesamtgewicht des Renners von 7,5 Kilogramm bei.
Das “Betty Leeds” präsentiert sich als kraftvolleleganter Renner. Das Design überzeugt, die technischen Werte sind gut, nur der Preis von 3.400 Euro grenzt die Käuferschicht ein. Übrigens: Die Sitzposition auf “Betty Leeds” ist sehr rennmäßig und betont gestreckt – aber Vollblut-Jockeys mögen’s ja sportlich.
PLUS: Unverwechselbares Design, technisch guter Stahlrahmen MINUS: hoher Preis
Preis: 3.399 Euro
Bezug/Info: Fixie Inc., Telefon 0721/1567244, www.cycles-for-heroes.com
Rahmengrößen*: XS, S, M, L, XL, XXL
Sitz-/Lenkwinkel: 73,5°/73,5°
Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 535/560/145 mm
Radstand/Nachlauf: 990/51 mm
Rahmenhöhe/Überhöhung**: 585/161 mm
AUSSTATTUNG
Gabel: Reynolds Ouzo, 1-1/8 Zoll; Vollcarbon
Lenklager: FSA Orbit, klassisch
Bremsen/Schaltung: SRAM Force
Tretlager: SRAM Force
Laufräder/Reifen: DT-Swiss RR 1450 Mon Chasseral/Schwalbe Ultremo
Lenker/Vorbau: Truvativ Team/-Rouleur Aerobar
Sattel-/Sattelstütze: Selle San Marco Aspide/Truvativ Team
MESSWERTE & EINZELNOTEN
Gewicht Komplettrad: 7,5 Kilo (ohne Pedale)
Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager: 1.680/399/97 g
Normiertes Gewicht Rahmen-Set***: 2.211 g; 4,3
Lenkkopfsteifigkeit: 75 Nm/°; 3,3
Seitensteifigkeit Gabel: 39 N/mm; 3,3
Tretlagersteifigkeit: 54 N/mm; 2,0
Komfort Rahmen: 313 N/mm; 2,7
Komfort Gabel: 82 N/mm; 3,3
*Die getestete Rahmengröße ist fett.
**Projiziertes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr/Sattel-Steuerrohrüberhöhung bei 75 cm Sitzhöhe (Mitte Sattelgestell–Oberkante Steuerrohr).
***Bereinigtes Gewicht für Rahmengröße 57 und Gabelschaftlänge 225 mm.
****Gesamt- wie Teilnoten werden auf eine Stelle hinterm Komma gerundet angegeben. Für ihre Berechnung sind jedoch zwei Stellen hinterm Komma maßgeblich. In die Gesamtnote fließen die Einzelnoten mit unterschiedlicher Gewichtung ein, die wir aus Platzgründen nur zum Teil angeben.
Fotos: Daniel Simon