Unbekannt
· 05.06.2009
Beim Rahmen des ”Racemaster SLX 01” mixt BMC auf kreative Weise Alu mit Carbon. Auch sonst macht der Schweizer Hersteller vieles anders als die Konkurrenz.
In den wenigen Jahren seines Bestehens seit 1994 hat der Schweizer Radhersteller BMC bereits extreme Höhen und Tiefen erlebt. Der steile Aufstieg begann 2001, als die damals vom Konkurs bedrohte, nur in der Schweiz agierende Marke von Andy Rihs, dem Besitzer des Hörgeräteherstellers Phonak, übernommen wurde. Der Multimillionär sanierte die Firma und verschaffte BMC weltweite Aufmerksamkeit, indem er die Profis des von ihm finanzierten Phonak-Teams auf BMC-Rädern fahren ließ. Spektakuläre Erfolge von Fahrern wie Tyler Hamilton oder Floyd Landis machten die Marke binnen kürzester Zeit bekannt. Es folgte der tiefe Fall, als das Phonak-Team nach zahlreichen Dopingfällen, darunter dem von Floyd Landis, der ihn nachträglich den Tour-de-France-Sieg kostete, Ende 2006 dicht machte. 2007, als Radlieferant des Astana-Teams um Alexandre Vinokourov, lief es für BMC nicht besser. Der Kasache wurde bei der Tour als Doper entlarvt, die Zusammenarbeit zwischen den Schweizern und Astana nach einer Saison beendet.
Danach wurde es um BMC ruhiger; genug vom Profiradsport hatte Eigner Rihs aber immer noch nicht. Seit 2008 sponsert er ein Continental-Team, das der Einfachheit halber gleich so heißt wie die Räder, welche die Profis fahren: BMC Racing Team. Der hohe Bekanntheitsgrad, den sich BMC in nur wenigen Jahren erwarb, ist allerdings nicht nur auf Rihs’ Sponsoring-Aktivitäten zurückzuführen. Nicht weniger wichtig ist die unverwechselbare Optik der Räder, auf die die Schweizer größten Wert legen. Eigenständige Lösungen wie das “Crosslock Skeleton”, eine besondere Verbindung von Oberrohr, Sitzrohr und Sitzstreben, sowie ungewöhnliche Rohrprofile und innenliegende Brems- und Schaltzüge prägen das Markenbild und machen BMC-Räder zu Charakterdarstellern des Rennrad-Genres.
Unser Testrad “Racemaster SLX 01” ist dafür ein gutes Beispiel. Wie schon beim Rahmen ihres erfolgreichen Modells “Team Machine” setzen die Schweizer auf die Kombination von Alu und Carbon. Unterrohr, Steuerrohr und Kettenstreben des Rahmens bestehen aus im Hydroforming-Verfahren geformten Alu-Rohren. Ober- und Steuerrohr sowie die tief angesetzten Monostay-Sitzstreben sind aus Carbon gefertigt.
Am Knoten von Ober- und Sitzrohr findet sich das “Crosslock Skeleton”, das die BMC-Designer für das “Racemaster SLX 01” neu interpretiert haben. Das Oberrohr gabelt sich kurz vor dem Sitzrohr, wodurch eine breit abgestützte Klebefläche zwischen den Rohren entsteht, die die Stabilität der Verbindung verbessern soll. Ein weiterer Blickfang ist das Sitzrohr mit tropfenförmigem Querschnitt, in dem eine Spezialsattelstütze aus Carbon steckt.
Besonderer Clou: Die Stütze wird per Segmentklemmung über eine innenliegende Spannvorrichtung knapp unterhalb des Sattels fixiert. Auf eine Viertelumdrehung mit dem Innnensechskant folgt ein deutliches Einschnapp-Geräusch – schon sitzt die 200 Gramm leichte Stütze bombenfest. Damit die Verbindung von Rahmen und Stütze hält, ist präzise Fertigung nötig. Das “Racemaster SLX 01” erfüllt hier die Erwartungen an ein Schweizer Produkt – das wie alle BMC- Rahmen in Taiwan gebaut wird.
In der gezeigten Ausstattung mit neuer Dura-Ace-Gruppe von Shimano gibt es das Rad übrigens nur in der Schweiz. Für den deutschen Markt liefert Importeur GROFA nur das Rahmen-Set für 1.999 Euro.
Aufsitzen zum Fahrtest: Der erste Eindruck ist bestimmt von der sportlichrennmäßigen Sitzposition. Obwohl das Rahmen-Set mit 2.200 Gramm recht schwer ist, beschleunigt der 7,5-Kilo- Renner leichtfüßig – Folge der leichten Laufräder von DT-Swiss, die mit jeweils 28 filigranen, mit Alu-Nippeln gespannten Speichen allerdings nur leichten Fahrern dauerhaft Freude bereiten dürften. Die Lenkung ist betont spurtreu, bei forcierter Gangart und auf Abfahrten war dank hinreichend steifem Rahmen und seitensteifer Gabel keine Unruhe zu spüren. Die Sattelstütze nimmt, obwohl ihre Tropfenform eigentlich dagegen spricht, anders als die Gabel Bodenunebenheiten spürbar die Spitzen.
Fazit: Der Reiz des “Racemaster SLX 01” erschließt sich aus seiner eigenständigen Optik – ein Gesicht in der Menge ist das Rad allemal. Eindeutige technische Vorteile lassen sich für den Mix aus Alu und Carbon zwar nicht anführen, was aber dem Fahrspaß keinen Abbruch tut. Dank hochwertiger, leichter Ausstattung vermittelt das Rad trotz des schweren Rahmens tolles Rennrad-Feeling.
Web: www.bmc-racing.com
*Testrad-Rahmengröße gefettet; **projiziertes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr/Sattel- Steuer rohrüber höhung bei 75 cm Sitzhöhe (Mitte Sattelgestell–Oberkante Steuersatzdeckel); ***bereinigtes Gewicht für Rahmengröße 57 und Gabelschaftlänge 225 mm; ****in die Note fließen weitere Einzelnoten ein, die wir aus Platzgründen nicht abdrucken können. Die Ausstattung geht bei Kompletträdern mit 60 Prozent in die Endnote ein.