USA stoppen Import von Giant-Rädern

Kristian Bauer

 · 25.09.2025

USA stoppen Import von Giant-RädernFoto: Storychief AI image
Importstopp für Giant
​Die Importpolitik der USA sorgt erneut für Aufsehen: mit sofortiger Wirkung haben die USA die Einfuhr von Rädern und Teilen der Marke Giant aus Taiwan gestoppt. Grund ist der Vorwurf von Zwangsarbeit bei der Herstellung in Taiwan.

​Mit einer drastischen Entscheidung haben die USA für Aufsehen gesorgt: Produkte von Giant die in Taiwan hergestellt wurden, dürfen nicht mehr in die USA importiert werden. Die US-amerikanische Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP (Customs and Border Protection) hat eine sogenannte „Withhold Release Order“ gegen Fahrräder, Fahrradteile und Zubehör erlassen, die in Taiwan von Giant Manufacturing Co. Ltd. hergestellt wurden. Begründet wird dieser Schritt mit „Informationen, die auf den Einsatz von Zwangsarbeitern schließen lassen.“.

Mit sofortiger Wirkung wird die CBP Fahrräder, Fahrradteile und Zubehör, die in Taiwan von Giant hergestellt wurden, zurückhalten. Die Behörde beruft sich auf Verstößen gegen 19 U.S.C. § 1307 ein Gesetz, das die Einfuhr von mit Zwangsarbeit hergestellten Waren in die USA verbietet. "Die CBP hat bewiesen, dass sie gegen Unternehmen vorgeht, die Zwangsarbeit zum Nachteil gesetzestreuer US-Unternehmen einsetzen", sagte CBP-Kommissar Rodney S. Scott in einer offiziellen Mitteilung. Nicht betroffen von dem Importstopp sind Giant-Räder aus den Fabriken in China, Vietnam, Ungarn und den Niederlanden.

USA begründen Importstopp

Die CBP hat bei ihrer Untersuchung von Giant die folgenden Indikatoren der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) für Zwangsarbeit festgestellt:

  • Missbrauch von Schutzbedürftigkeit,
  • Missbräuchliche Arbeits- und Lebensbedingungen,
  • Schuldknechtschaft,
  • Vorenthaltung von Löhnen und
  • übermäßige Überstunden.

Die CBP wirft Giant vor, dass diese Ausbeutung der Arbeitskräfte „dazu führte, dass Waren unter dem Marktwert produziert wurden und amerikanische Unternehmen um Millionen Dollar an ungerechtfertigten Gewinnen betrogen wurden.“ In der Mitteilung wird darauf verwiesen, dass die Verantwortung bei Giant liege: "Importeure haben die Pflicht, ihre Lieferketten genau zu kennen", sagte Susan S. Thomas, Acting Executive Assistant Commissioner des CBP Office of Trade der USA.

Wenn die CBP über Beweise verfügt, die darauf hindeuten, dass importierte Waren durch Zwangsarbeit hergestellt wurden, ordnet die Behörde an, diese Sendungen zurückzuhalten. Importeure von zurückgehaltenen Sendungen können versuchen, ihre Sendungen zu vernichten oder zu exportieren oder nachzuweisen, dass die Ware zulässig ist.

Vorwürfe gab es bereits länger

Berichte über Zwangsarbeit in der taiwanischen Fahrradindustrie hatten im Frühjahr 2025 für Aufsehen gesorgt. Laut Berichten der Monde Diplomatique sei die Schuldknechtschaft weit verbreitet. Der Artikel “Die dunkle Seite der Fahrradindustrie” berief sich auf 200 Interviews mit Arbeitern aus der taiwanischen Fahrradindustrie (https://monde-diplomatique.de/artikel/!6067550). “Schuldknechtschaft, das Einbehalten von Pässen, menschenunwürdige Unterbringungen, vorenthaltene Löhne, Drohungen und Einschüchterungen sind hier gängige Praxis”, heißt es in dem Artikel. Dabei wurden nicht nur gegen Giant, sondern auch andere taiwanesische Firmen Vorwürfe erhoben. Zudem lassen viele Hersteller Fahrradkomponenten in Taiwan in Auftrag fertigen. Der Schritt der Behörde in den USA dürfte daher in großen Teilen der Fahrradindustrie registriert werden. Medien in Taiwan berichten, dass Giant die Fakten prüfen werde und sich aktiv bemüht, damit der Import wieder erlaubt ist. Die Tageszeitung Taipei Times zitiert eine Erklärung des Wirtschaftsministeriums in der versprochen wird, dass zusammen mit dem Arbeitsministerium Bedenken hinsichtlich Zwangsarbeit schnell ausräumen wird: "Als verantwortungsbewusstes Mitglied der globalen Lieferketten legt Taiwan seit langem großen Wert auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und wird weiterhin mit dem Arbeitsministerium zusammenarbeiten, um ein arbeitnehmerfreundliches Umfeld zu schaffen."

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