Taunus-RaketeDas Storck Aerfast.5 Pro im Test

Das Storck Aerfast.5 Pro im TOUR-Test
Foto: Matthias Borchers
Leichte und schnelle Profirennräder ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings sind moderne High-End-Modelle oft sehr teuer. Doch es gibt erschwinglichere Alternativen, die technisch und optisch fast gleichwertig, aber deutlich preiswerter sind. Wir haben 17 dieser Modelle getestet – darunter das Storck Aerfast.5 Pro. Willkommen in der spannenden Ultegra-Klasse!

​​​​​​​Alle weiteren 16 Wettkampfrennräder des TOUR-Tests

Das ist das Storck Aerfast.5 Pro

Mit dem Aerfast tastete sich Radbranchen­-Urgestein Markus Storck in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt an die Weltspitze der schnellsten Aero-Renner heran. Mal wurde der Rahmen aerodynamisch optimiert, mal die Gabel, auch die Lenkereinheit erfuhr mehrere Updates. Mit dem im Vorjahr präsentierten Modell, dessen Rahmen im Hinblick auf das neue UCI-Reglement überarbeitet wurde, ist der Hersteller aus ­Idstein im Taunus schließlich am Ziel: In ­einem etwas anderen Aufbau trägt das ­Aerfast.5 seit diesem Jahr den Titel des schnellsten Straßenrennrads, zumindest in unserer ­anerkannten Windkanal-Testanordnung. ­

Konsequent: Rahmen, Gabel und Lenker sind kompromisslos aerodynamisch geformt.Foto: Matthias BorchersKonsequent: Rahmen, Gabel und Lenker sind kompromisslos aerodynamisch geformt.

Alltagstauglichkeit des Storck Aerfast.5 Pro

Allerdings musste Storck alle Register ziehen, um das bis dato schnellere Simplon Pride (199 Watt) zu unterbieten. Ein einzelnes Aero-Kettenblatt ohne Umwerfer und spezielle Aero-Reifen von Conti waren nötig, um den Rekord des Simplon um ein Watt auf 198 Watt zu drücken. Das hier getestete Aerfast.5 Pro ist mit 2x12-Schaltung deutlich alltagstauglicher gekettet und nicht ganz so schnell, bleibt in diesem Vergleich aber der Primus im Windkanal.

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Das Aerfast.5 Pro ist mit 2x12-Schaltung alltagstauglich gekettet.Foto: Matthias BorchersDas Aerfast.5 Pro ist mit 2x12-Schaltung alltagstauglich gekettet.

Mit 203 Watt ist es nur wenig langsamer und setzt sich, ganz knapp vor Canyon Aeroad und Scott Foil, an die Spitze dieser Wertung. Bemerkenswert ist, dass das Testrad nach Noten ebenso gut abschneidet wie der deutlich teurere Rekordhalter am Anfang des Jahres. Das liegt zum einen daran, dass beide Räder eine glatte 1,0 in der Aero-Wertung abräumen. Zum anderen drückt Storck das Gewicht des Ultegra-Modells mit hauseigenen Laufrädern mit Carbonspeichen, zarten Zeitfahrreifen und TPU-Schläuchen und egalisiert so zumindest zum Teil das höhere Gewicht der Ultegra-Schaltgruppe. Das teurere Aerfast.5 mit SRAM Red AXS und etwas schnelleren, aber inklusive Bereifung fast 300 Gramm schwereren DT Swiss-Laufrädern war in Summe nicht mal 200 Gramm leichter. Die Zeitjaeger Platinum mit 56 Millimeter hohen Carbonfelgen waren zum Testzeitpunkt nicht im Konfigurator, sollen aber folgen und sind auch fahrdynamisch ein empfehlenswertes Upgrade. Für 500 Euro mehr – das Basismodell liegt bei 6.299 Euro – reagiert das Rad noch leichtfüßiger auf Antritte und fährt sich so wendig und direkt wie ein Leichtbaurenner alter Schule.

Für die Piste: Die leichten Carbonspeichen-Laufräder mit Zeitfahrreifen sind radikale Renntechnik.Foto: Matthias BorchersFür die Piste: Die leichten Carbonspeichen-Laufräder mit Zeitfahrreifen sind radikale Renntechnik.

Schnell, kompakt, sportlich

Einmal auf Tempo, lassen sich Geschwindigkeiten jenseits der 30 km/h beinahe spielerisch halten; daran haben neben der guten Aerodynamik auch die leicht laufenden Zeitfahrreifen ihren Anteil. Die kompakte, sehr sportliche Sitzposition unterstützt das Gefühl, dass das Rad stetig nach Tempo lechzt.

Der nur 36 Zentimeter schmale Lenker fühlt sich handlich an. Anfangs ­gewöhnungsbedürftig, auf Dauer aber gut, fanden wir das ovale Profil des Unterlenkers, das auch bei heftigen Antritten guten Halt für die Hände bietet.Foto: Matthias BorchersDer nur 36 Zentimeter schmale Lenker fühlt sich handlich an. Anfangs ­gewöhnungsbedürftig, auf Dauer aber gut, fanden wir das ovale Profil des Unterlenkers, das auch bei heftigen Antritten guten Halt für die Hände bietet.

Der nur 36 Zentimeter schmale Lenker (gemessen Mitte-Mitte) fühlt sich handlich an. Anfangs ­gewöhnungsbedürftig, auf Dauer aber gut, fanden wir das ovale Profil des Unterlenkers, das auch bei heftigen Antritten guten Halt für die Hände bietet. Die weit nach hinten gezogenen Enden bieten etwas mehr Griffmöglichkeiten als andere Lenker. Warum es trotz des guten ersten Eindrucks nicht ganz für den Testsieg reicht, erfahren wir, sobald der Untergrund schlechter wird. Das Aerfast.5 fährt sich bretthart und reicht Unebenheiten des Fahrbahnbelags gnadenlos über den Sattel weiter. Unser Messwert bestätigt den Fahreindruck, auf dem Komfortprüfstand im TOUR-Labor gibt die ­Sattelstütze unter Last kaum nach.

Einzige Schwäche: die Sattelstütze

Diese Schwäche teilt das Aerfast.5 zwar mit vielen anderen aerodynamisch schnellen ­Rädern. Canyon und Scott zeigen in diesem Vergleich aber, dass es auch in der Aero-Elite durchaus anders geht. Es bleibt in Summe die einzige nennenswerte Schwäche des Rades – wer damit klarkommt und ein pfeilschnelles, sportliches Wettkampfrad zum fairen Kurs sucht, sollte neben Canyon, Scott und Cube auch Storck in Betracht ziehen.

Einzige Schwäche: Unser Messwert bestätigt den Fahreindruck, auf dem Komfortprüfstand im TOUR-Labor gibt die ­Sattelstütze unter Last kaum nach.Foto: Matthias BorchersEinzige Schwäche: Unser Messwert bestätigt den Fahreindruck, auf dem Komfortprüfstand im TOUR-Labor gibt die ­Sattelstütze unter Last kaum nach.

Zumal sich das Aerfast zumindest begrenzt in einem Konfigurator an die eigenen Bedürfnisse anpassen lässt. Auch mit Top-Gruppen – der Baukasten bietet ­Optionen von Shimano und SRAM – bleibt die Pro-Variante stets noch im vierstelligen Bereich. An Laufrädern gibt es wenige, aber gut zum Rad passende Modelle von DT Swiss und der Eigenmarke Zeitjaeger. Neben dem leuchtenden Kirschrotmetallic ist das Rad auch in dezenterem Weiß erhältlich. Um tatsächlich in den Genuss des schnellsten Rades der Welt zu kommen, müssen Kunden allerdings noch etwas tiefer in die Tasche greifen: Die schnellsten Laufräder (62 Millimeter Felgenhöhe von DT Swiss oder 65 Millimeter von Scope) sind nur bei der „Team Edition“ erhältlich, die gut 10.000 Euro kostet. An der Spitze des Portfolios steht eine limitierte Edition zu Storcks 60. Geburtstag ab rund 13.000 Euro.

Storck Aerfast.5 Pro: Infos & Test-Note

  • Preis: 6799 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 7,5 Kilo
  • Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL, XXL
  • TOUR-Note: 1,9
Das Storck Aerfast.5 ProFoto: Matthias BorchersDas Storck Aerfast.5 Pro

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 506/550/115 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 536/384 Millimeter/1,40
  • Stack+/Reach+/STR+: 588/536 Millimeter/1,10
  • Radstand/Nachlauf: 980/62 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano Ultegra (2x12; 52/36, 11-30 Z.) | Note: 1,0
  • Bremsen: Shimano Ultegra (160/160 mm) | Note: 1,0
  • Reifen: Conti Grand Prix 5000 TT TR 28 mm (eff.: 30 mm) | Note: 1,0
  • Laufräder: Zeitjäger Platinum 56 R
  • Laufradgewichte: 1.092/1.462 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 7.470 Gramm | Note: 2,3
  • Aerodynamik: 203 Watt | Note: 1,0
  • Fahrstabilität: 7,7 N/mm | Note: 2,0
  • Komfort Heck: 297 N/mm | Note: 4,7
  • Komfort Front: 91 N/mm | Note: 2,7
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 60 N/mm | Note: 1,0

Vor- und Nachteile des Storck Aerfast.5 Pro

  • Plus: erstklassige Aerodynamik, relativ leicht, hochwertig ausgestattet
  • Minus: kaum Komfort am Sattel

tour/image_6382a3a6d6c05ab033fd48676ccf7470Foto: TOUR

So testet TOUR

Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplett­radgewicht in der einheit­lichen Testradgröße ­56–57 Zentimeter. Wir weisen zur ­Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die ­Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1.000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische ­Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Renn­räder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aero­dynamik wichtiger.

Luftwiderstand (25 Prozent der Gesamtnote): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.

Frontsteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern aus­reichend fahrstabile Rahmen.

Tretlagersteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten ­Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit ­einer realitätsnahen Auf­spannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.

Komfort Heck (10 Prozent der Gesamtnote): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahr­bahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute ­Noten be­deuten auch eine ­ordentliche Fahr­dynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Komfort Front (5 Prozent der Gesamtnote): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.

Schalten (5 Prozent der Gesamtnote): Die Schalteigen­schaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.

Bremsen (5 Prozent der Gesamtnote): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Brems­körper, ­Belägen und Scheiben be­wertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?

Reifen (5 Prozent der Gesamtnote): Bewertet werden Roll­widerstand und Grip – soweit bekannt aus einem ­unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahr­eindrucks. Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

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