Französische Rennräder im TestLook 795 Blade RS

Julian Schultz

 · 19.08.2023

Das Look 795 Blade im Einzeltest
Foto: Skyshot/Greber
Das Look 795 Blade RS zählt zu den auffälligsten Aero-Rennrädern. Sein Design ist extravagant, der Fertigungsprozess des Carbonrahmens aufwendig. Im Profi-Peloton wird man es trotzdem nie zu sehen bekommen. Warum, zeigt unser Einzeltest.

Look 795 Blade RS im TOUR-Test

Als Look zuletzt ein Team für die Tour de France mit Rädern ausstattete, startete das Großereignis in Deutschland. Sechs Jahre später ist der französische Komplettrad- und Komponentenhersteller auf der Landkarte zurück. Als Sponsor von Cofidis. Darauf sind die Fran­zosen stolz. So stolz, dass sie dem World-­Tour-­Team einen neuen Boliden zur Verfügung stellten (siehe unten im Artikel).

Da die Rennmaschine bislang allerdings nur den Profis um Simon Geschke vorbehalten ist und erste serienreife Räder frühestens ab Sommer erhältlich sein sollen, luden wir stattdessen den aktuellen Aero-Renner aus Looks Sortiment ein: das 795 Blade RS. Ein Modell, das idealtypisch für die Eigenständigkeit der Traditionsmarke aus Nevers steht – und in gewisser Weise auch die Problemchen des einstigen Dauergasts bei der Tour de France offenlegt.

Ein Rahmen? Zwei Rahmen!

Spektakulär war das Blade RS schon zu seiner Markteinführung vor fünf Jahren. Das integrierte Cockpit, der auffällige Sitzknoten und das voluminöse Tretlagergehäuse grenzen das Rad bis heute von den Aero-Rennrädern der Konkurrenz ab. Doch seit der Modellpflege 2021 besticht das Look nicht nur mit extra­vagantem Design, sondern auch mit einem originären Fertigungsverfahren des Rahmens.

Denn im Unterschied zu herkömmlichen Carbonrahmen besteht dieser beim 795 Blade RS aus zwei Teilen: einem tragenden inneren und einem äußeren Rahmen. Die kostspielige Technologie ermöglicht Look, das Gewicht des aero-optimierten Rahmens in Grenzen zu halten: Im Vergleich zum Vorgängermodell aus klassischer Fertigung bringt der Rahmen fast 200 Gramm weniger auf die Waage. Ein Fortschritt.

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Leichte und steife Vollcarbon-Laufräder

Allerdings knacken vergleichbare Aero-­Rahmen inzwischen die Ein-­Kilo-Marke und sind um bis zu 300 Gramm leichter. Apropos Knacken: Durch den Fertigungsprozess entsteht ein Hohlraum zwischen innerem und äußerem Rahmen, der leicht knackend etwas nachgibt, wenn man sich auf dem Oberrohr abstützt.



Bei der Aero-Leistung muss die Rennmaschine ebenfalls abreißen lassen. Mit 217 Watt bei 45 km/h liegt das Blade RS zwar auf dem Niveau von guten Allroundern, ist aber um mehr als eine Rennklasse langsamer als die aktuell schnellsten Profimodelle.

Die gute Nachricht: Dank leichter und steifer Vollcarbon-Laufräder von Corima, der französische Laufradspezialist ist seit 2016 unter dem Dach von Look, lässt sich mehr als passabel Tempo bolzen.

Look 795 Blade RS: Die Vollcarbon-Laufräder von Corima im Zwölf-Speichen-­Design und der Sitzknoten mit integrierter Sattelklemmung sind echte HinguckerFoto: Matthias BorchersLook 795 Blade RS: Die Vollcarbon-Laufräder von Corima im Zwölf-Speichen-­Design und der Sitzknoten mit integrierter Sattelklemmung sind echte Hingucker

Aus engen Kurven heraus benötigt das extrem fahr­stabile Look zwar etwas Anlaufzeit, um in Schwung zu kommen, einmal in Fahrt hält es aber spielerisch die Geschwindigkeit. Lediglich auf rauem Belag muss man etwas vom Gas gehen, da die Aero-Stütze relativ unnachgiebig ist und von den schmalen Serienreifen nicht allzu viel Federkomfort ausgeht. Ein Tausch auf bis zu 30 Millimeter breite Pneus würde helfen.

Look 795 Blade RS - Viel Geld für ein Rennrad

Look bietet das 795, dessen Rahmen-Sets für den europäischen Markt in Taiwan gefertigt werden, in zwei Ausführungen an: Dem hier getesteten Blade RS spendieren die Franzosen neben dem speziellen Fertigungsverfahren eine teurere Carbonqualität und rufen Preise zwischen 8490 und 11990 Euro auf. Das etwas schwerere Blade wird zwischen 6790 und 7290 Euro angeboten.

Viel Geld für ein Rennrad, das sich zwar durch seine Extravaganz von der breiten Masse abhebt, bei Gewicht und Aerodynamik jedoch nicht ganz auf Augenhöhe mit vergleichbaren Aero-Modellen liegt. Umso gespannter darf man auf den vermeintlichen Nachfolger sein, der im Gegensatz zum aktuellen Modell bei der Tour de France mit von der Partie sein wird.

Einzelbewertung und Details zum Look 795 Blade RS

  • Preis: 11990 Euro
Look 795 Blade RSFoto: Matthias BorchersLook 795 Blade RS
  • Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1143/422/96 Gramm
  • Rahmengrößen** XS, S, M, L, XL
  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr 520/540/172 Millimeter
  • Stack/Reach/STR*** 579/395 Millimeter/1,47
  • Radstand/Nachlauf 1010/62 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung Shimano Dura-Ace Di2 (2x12; 52/36, 11-34 Z.)
  • Bremsen Shimano Dura-Ace (160/140 mm)
  • Laufräder/Reifen (Gewichte)**** Corima 47 MCC DX/Continental Grand Prix 5000 25 Millimeter (v./h.: 1176/1595 g)
Stärken und Schwächen vom Look 795 Blade in der TOUR-GrafikStärken und Schwächen vom Look 795 Blade in der TOUR-Grafik

Messwerte & Einzelnoten*****

  • Gewicht Komplettrad 7,5 Kilo Note 2,7
  • Lenkkopfsteifigkeit 91 Nm/° Note 1,7
  • Seitensteifigkeit Gabel 54 N/Millimeter Note 1,0
  • Tretlagersteifigkeit 65 N/Millimeter Note 1,0
  • Federhärte Sattelstütze 193 N/Millimeter Note 2,3
  • Aerodynamik****** 217 Watt Note 2,7

>> Das Look 795 Blade RS bekommt eine TOUR-Gesamtnote von 1,9

Look 795 Blade RS - Neues Modell für Geschke

Seit Anfang des Jahres pilotiert das Team Cofidis um Simon Geschke den vermeintlichen Nachfolger des aktuellen 795 Blade durchs Peloton. Der Prototyp, der bereits von der UCI abgenommen, aber noch ohne Modellnamen ist, präsentiert sich konventioneller als das Aero-Modell.

Die Ähnlichkeit zum S-Works Tarmac SL 7 ist unverkennbarFoto: Getty ImagesDie Ähnlichkeit zum S-Works Tarmac SL 7 ist unverkennbar

Look verabschiedet sich unter anderem vom extravaganten Hinterbau. Eine gewisse Ähnlichkeit zum S-Works Tarmac SL 7 von Specialized, einem der besten Race-Allrounder in der World-Tour, ist unverkennbar. Auf Nachfrage bei Grofa, dem deutschen Importeur von Look, soll die Neuheit ab Sommer erhältlich sein.



*Gewogene ­Gewichte.

**Herstellerangabe Testgröße fett.

***Stack/Reach projiziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr;

STR (Stack to Reach) 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine aufrechte Sitzposition.

****Laufradgewichte inklusive Bereifung, Kassette, Schnellspanner/Steckachsen und ggf. Bremsscheiben.

*****Einzelnoten, die unterschiedlich gewichtet in die Gesamtnote einfließen, drucken wir aus Platzgründen nur zum Teil ab. Die Noten werden bis zur Endnote mit allen Nachkommastellen gerechnet; zur besseren Übersichtlichkeit geben wir aber alle Noten mit gerundeter Nachkommastelle an.

******Aerodynamik theoretisch benötigte Tretleistung, um den Luftwiderstand bei 45 km/h zu überwinden, gemessen im Windkanal mit einem tretenden Beindummy.


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