Regelmäßige TOUR-Leser könnte bei der Betrachtung des Bildes oben ein Déjà-vu ereilen. Ein beinahe identisch aussehendes Rad nahm schon 2023 am Vergleichstest von Wettkampfrädern unter 5000 Euro teil und konnte mit einem klaren Testsieg eine faustdicke Überraschung landen. Im Modelljahr 2025 ist das Cube Litening Aero C:68X Race zwar etwas teurer geworden, es kostet nun 5299 (statt damals 4799) Euro. Bei genauerer Betrachtung ist das aber kein Nachteil. Zum einen ist nun serienmäßig ein Powermeter in der Ultegra-Kurbel verbaut, den das Rad seinerzeit noch nicht hatte. Allein das würde den höheren Preis schon rechtfertigen. Auch die Newmen-Laufräder wurden inzwischen technisch überarbeitet, die höheren Felgen stehen dem konsequent aerodynamisch gestylten Litening Aero zudem optisch besser. Nicht zuletzt bleibt das Cube mit Abstand das günstigste Rad in unserem Vergleich.
Dessen ungeachtet spielt es mit der Note 1,8 nach neuem TOUR-Bewertungsschema ganz vorne mit und setzt damit selbst brandneue und deutlich teurere Modelle der Konkurrenz mächtig unter Druck. Die wichtigste Qualität des Rades im Rennen um die ersten Plätze ist seine gute Aerodynamik. Obwohl die Konstruktion schon einige Jahre auf dem Markt ist – das Litening Aero rollte 2019 erstmals in die Läden – wirkt das Design neben modernen Aero-Boliden keineswegs angestaubt und gehört noch immer zu den schnellsten, erst recht in dieser Preisklasse. Auch in diesem Testfeld sichert es sich im Windkanaltest einen Platz unter den ersten Fünf. Dass damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist, zeigt der Vergleich mit Referenzlaufrädern: Potenzial, das Rad noch schneller zu machen, gibt es kaum. Doch selbst teure High-End-Modelle sind nicht wesentlich schneller, nur etwas leichter.
Das nicht zu schwere, sehr fahrstabile Rahmen-Set mit konkurrenzfähigen Komfortwerten macht dabei kaum Kompromisse. Dank der im Vergleich relativ leichten Laufräder belegt es auch beim Gewicht eine Platz im guten Mittelfeld. Echte Kritikpunkte an dem Boliden? Dass der Rahmen ausschließlich mit elektronischen Schaltungen kompatibel ist, dürfte heutzutage die wenigsten Interessenten stören. Vor größeren Schwierigkeiten könnten Menschen stehen, welche die ausgesprochen rennmäßige Sitzposition nachträglich an ihre Bedürfnisse anpassen möchten: Die integrierte Lenkereinheit lässt sich nur in engen Grenzen und mit viel Aufwand in der Höhe verstellen, weil die Bremsleitungen exakt gekürzt werden müssen. Auch technisch ist sie alternativlos und der Wechsel des Lenkers nur im Austausch gegen ein Originalteil möglich. Zwar gibt es im Zubehör unterschiedliche Abmessungen, der Ersatz schlägt aber mit 299 Euro zu Buche. Beim Transport könnte der knappe Lenkeinschlag stören, der ebenfalls ein Tribut an die Leitungsintegration ist: Mehr als 50 Grad lässt sich der Lenker nicht eindrehen.
Wer sich daran nicht stört und unter den sechs Rahmengrößen die perfekt passende findet, bekommt dafür einen lupenreinen Supersportler zum konkurrenzlosen Kampfpreis. Das gilt nicht nur für die getestete Race-Variante, die den Einstieg ins Portfolio darstellt. Die Top-Modelle namens SLT und SLX mit Shimanos Dura-Ace beziehungsweise SRAM Red AXS bieten Profitechnik der Tour de France. Biniam Girmay (Intermarché Wanty) schrieb beispielsweise im Vorjahr mit dem SLT Geschichte, als er damit als erster schwarzer Afrikaner Etappensiege feierte und das Grüne Trikot gewann. Beide Versionen kosten mit jeweils 7299 Euro ebenfalls relativ wenig Geld. Andere Hersteller rufen für vergleichbare Technik in der Regel fünfstellige Beträge auf. Die teuersten Exemplare kosten sogar mehr als das Doppelte.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1.000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent der Gesamtnote): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent der Gesamtnote): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent der Gesamtnote): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent der Gesamtnote): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent der Gesamtnote): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen und Scheiben bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent der Gesamtnote): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks. Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.