17 Modelle im TestWettkampf-Rennräder bis 7000 Euro

17 Wettkampfrennräder im TOUR-Test. Im Testfeld finden sich Räder, die Profibikes ebenbürtig sind.
Foto: Wolfgang Papp
Wir hatten 17 Wettkampfrennräder im Test, die Schnelligkeit, Sportlichkeit und Komfort auf sich vereinen sollen. Welches Modell meistert diese Herausforderungen am besten und wird unser Testsieger? Hier sind die Ergebnisse unseres ausführlichen TOUR-Tests.

Das Interesse der Leserinnen und Leser war groß - heraus kam ein Test von insgesamt 17 Wettkampfrädern. Eines der größten Testfelder der TOUR-Geschichte. Der ungewöhnlich große Zuspruch lag möglicherweise auch daran, dass es diesmal nicht um sündhaft teure Profibikes ging, deren Preise inzwischen durch die Bank fünfstellig ausfallen. Bewusst haben wir uns Räder mit Shimanos beliebter Komponentengruppe ­Ultegra angeschaut und eine Preisobergrenze von 7.000 Euro ­gesetzt. Auch das ist zweifellos noch sehr viel Geld für ein Rennrad. Doch mit der Preisentwicklung scheint sich ein großer Teil der Rad­sport­lerinnen und Radsportler mittlerweile ­ab­gefunden zu ­haben: In der TOUR-Leser­befragung 2024 erklärte immerhin etwa ein Drittel der Teilnehmer, in das nächste Rennrad mehr als 5.000 Euro investieren zu wollen.

​Die 17 Wettkampfrennräder im Einzeltest

Die Erkenntnisse aus dem TOUR-Test

In unserem Testfeld zeigt sich nicht nur, wer die schnellsten und leichtesten Rahmen baut, sondern auch, wer mit spitzem Stift kalkuliert und im vorgegebenen Budget die besten Aufbauten zusammenstellt. Schon die ersten beiden Folgen des Vergleichstests lieferten eine wichtige Erkenntnis, die in einer immer teurer werdenden Welt durchaus positiv stimmen kann: Der Abstand zu den Profi-Pendants, die zum Teil das Doppelte oder noch mehr kosten, ist bei vielen Rädern erstaunlich klein, ja bei manchen fast verschwindend gering. Das gilt im günstigsten Fall für den optischen Auftritt, die technischen Eigenschaften und das Fahrverhalten gleicher­maßen. Der Schlüssel zu einem rundum überzeugenden Rennrad ist dabei nicht nur eine gute, soll heißen leichte, aerodynamische und komfortable Rahmenbasis. Vor allem beim Gewicht entstehen die größten Unterschiede im Test durch die Ausstattungen.

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Gut dabei: Im Testfeld finden sich Räder, die Profibikes ebenbürtig sind.Foto: Wolfgang PappGut dabei: Im Testfeld finden sich Räder, die Profibikes ebenbürtig sind.

Dass erstklassige Laufräder und Reifen, eine moderne Carbon-Lenkerkombi und sogar ein Leistungsmesser auch in ­diesem Budgetrahmen möglich sind, beweisen nicht nur preisagressive Marken wie Canyon oder Cube. Eine Erkenntnis dieses Tests ist, dass sich mit guten Komponenten auch manch kleine Schwäche bei der Rahmenkonstruktion wieder ausbügeln lässt – weil die Konkurrenten patzen und mit Sparmaßnahmen viel Potenzial liegen lassen. Beispiele für beide Extreme ­finden sich in unserem Testfeld gleich mehrere, so auch in diesem Teil. Besonders gespannt waren wir aus dem Final-Quintett auf das Rad von Van Rysel, denn die Decathlon-Eigenmarke legte mit dem Top-Modell des RCR-R bei seinem Testdebüt eine fulminante Premiere hin. Der französische Sportartikel-Discounter steht mit seinen Eigenmarken mittlerweile nicht mehr nur für konkurrenzlos günstige Preise, sondern in manchen Bereichen auch für Innovationskraft und gute Qualität. Rennräder sollen zukünftig dazugehören, diese Botschaft ist spätestens seit dem Auftritt in der WorldTour klar. Doch können die Franzosen etablierte Marken wie Canyon, Cube und Rose als klassische Testsieger-­Kandidaten ablösen? Zumindest in diesem Test kann das Rad diese Erwartung nicht ganz erfüllen. Zwar ­gehört es zu den günstigsten Rädern im Vergleich, doch auch daran gemessen sind die montierten Komponenten Klassendurchschnitt. Dass der Rahmen außerdem kleine Schwächen in den Steifigkeitswerten und beim Komfort aufweist, kostet die Marke eine bessere Platzierung.

Manchen Herstellern gelingt es, mit guten ­Rahmen und gut gewählten Komponenten für 7.000 Euro ein besseres Gesamtpaket zu schnüren, als es manch etablierte Marke ihren ­gesponserten Profis anbieten kann.

Aerodynamisch: Top-Liga

Positiv überraschen Stevens und Storck, die sich als ausgesprochen schnelle und gleichzeitig relativ leichte Räder weit vorne im Testfeld platzieren. Vor allem das Storck Aerfast.5 glänzt mit einem Aero-Wert, den nur wenige Top-Boliden erreichen: Mit 203 Watt spielt es in der Liga der schnellsten Räder der Welt, aerodynamisch auf Augenhöhe mit einem Colnago Y1Rs oder dem Cervélo S5. Auch in der Gesamtschau setzt das Storck damit Akzente, ist aber nicht das ­einzige Rad auf aerodynamischem Top-Niveau. Das Canyon Aeroad CF SLX 8 und das Scott Foil RC 10 sind dem Flitzer dicht auf den Fersen. Eine gute Nachricht über das gesamte Testfeld ist, dass in allen Rädern schnelle Carbonfelgen verbaut sind, die das aerodynamische Potenzial der Rahmen weitestgehend ausschöpfen. Ein teures Laufrad-Tuning bleibt den Käufern also erspart. Doch die Unterschiede zwischen den Kandidaten im Windkanal sind dennoch groß: Einen nennenswerten Abstand zur Spitze lassen in dieser Disziplin das Myvelo Verona, Focus Izalco Max, Trek Madone und Bianchi Oltre Comp, allesamt mit 15 bis 20 Watt ­Abstand zu den Spitzenreitern. Je nach individuellen Vorlieben und Fahrertyp wäre das Handicap verschmerzbar, wenn die Letzt­genannten andere Stärken hätten. Allerdings sind die Räder auch nicht ­besonders leicht, was sie letztlich in der Gesamtwertung auf die hinteren Plätze verweist.

Leicht-Athleten

Die Krone in der Gewichtswertung ­sichert sich das Benotti mit seiner exklu­siven Ausstattung – es spart ein ganzes Kilogramm gegenüber dem schwersten Rad im Test, das von Bianchi kommt und als einziges mehr als acht Kilogramm wiegt. Hinter dem Benotti folgt, mit 140 Gramm Abstand, der Testsieger von Can­yon; das Gros der Räder bewegt sich um 7,5 Kilogramm. Neben Bianchi müssen auch Trek, Van Rysel und Wilier auf der Waage den Tribut für einfachere Lauf­räder und Reifen zollen – Vorder- und Hinterrad inklusive Bereifung wiegen mehr als drei Kilogramm. Immerhin schaffen es diese Räder aber noch unter die Acht­-Kilo-Marke. Zum Vergleich: ­Allein mit den Laufrädern verschafft sich das leichte Benotti bereits einen Vorteil von gut 600 Gramm. Dass der Fahrkomfort auf schlechten Strecken bei einigen Wettkampfrädern eine eher untergeordnete Rolle spielt, spiegelt sich in den Ergebnissen unser ­Labortests wider. Vor allem die aerodynamisch schnellen Räder punkten bei diesem Kriterium kaum. Als unnachgiebigste Konstruktionen entpuppen sich Stevens und Storck, auch das Myvelo fährt sich ausgesprochen hart.

Der Spagat aus Schnelligkeit und Komfort

Eine Ausnahme zeigt allerdings, dass es durchaus auch schnell und komfortabel geht: Das Scott Foil erzielt mit seiner speziellen Aero-Stütze ein ordentliches Maß an Federweg, wodurch sich auch schlechte Straßen und längere Distanzen auf dem Rad gut aushalten lassen. Selbst der Aero-Lenker schluckt feine Vibrationen besser als die Lenker aller anderen Räder. Einsamer Spitzenreiter in der Komfortwertung ist aber das Rose X-Lite; es bietet mehr Komfort am ­Sattel als manch ausgewiesenes Endu­rance-Rennrad. Dass in der Endabrechnung sieben ­Räder eine TOUR-Note mit einer Eins vor dem Komma abräumen, ist eine positive Überraschung. Schließlich ­erreichen auch deutlich teurere Modelle ein solches Ergebnis nicht ohne Weiteres. Das ist, bei allem Frust über gestiegene Preise, für den aktuellen Rennrad-Jahrgang eine gute Nachricht: Gute Performance muss nicht zwingend ein Vermögen kosten. ­Dabei müssen die besten Räder im Test nicht für jede oder jeden auch gleichzeitig die beste Wahl sein. Denn die Kandidaten erarbeiten sich ihr Ergebnis mit ganz unterschiedlichen Stärken, die individuell mehr oder weniger gefragt sein können.

Das Podium: Die besten 3 Wettkampfrennräder im Test

1. ​Canyon Aeroad CF SLX Di2 - TOUR-Note 1,7

​Canyon Aeroad CF SLX Di2 - TOUR-Note 1,7Foto: Matthias Borchers​Canyon Aeroad CF SLX Di2 - TOUR-Note 1,7

2. Cube Litening Aero C:68X Race - TOUR-Note 1,8

Cube Litening Aero C:68X Race - TOUR-Note 1,8Foto: Matthias BorchersCube Litening Aero C:68X Race - TOUR-Note 1,8

​2. Scott Foil RC 10 - TOUR-Note 1,8

Scott Foil RC 10 - TOUR-Note 1,8Foto: Matthias BorchersScott Foil RC 10 - TOUR-Note 1,8

Die Bestenlisten: Die Leichtesten, Schnellsten & Komfortabelsten

​Die Leichtesten

  1. Benotti Fuoco Aero SL - 7.250 Gramm
  2. Canyon Aeroad CF SLX Di2 - 7.390 Gramm
  3. Stevens Arcalis - 7.450 Gramm
  4. Rose Xlite 06 Ultegra - 7.470 Gramm
  5. Storck Aerfast.5 Pro - 7.470 Gramm

Die Schnellsten

  1. Storck Aerfast.5 Pro - 203 Watt
  2. Canyon Aeroad CF SLX Di2 - 204 Watt
  3. Scott Foil RC 10 - 205 Watt
  4. Cube Litening Aero C:68X Race - 207 Watt
  5. Stevens Arcalis - 209 Watt

Die Komfortabelsten

  1. Rose Xlite 06 Ultegra - 108 N/mm
  2. Scott Foil RC 10 - 134 N/mm
  3. Focus Izalco Max 9.8 - 136 N/mm
  4. Trek Madone SL7 - 141 N/mm
  5. Corratec CCT Evo Pro Di2 - 157 N/mm

Die Ergebnisse im Überblick

Die Ergebnisse im ÜberblickFoto: TOUR

​Auf einen Blick: Rot sind die Teilnoten ab 4,0. So sehen Sie, welche Räder wegen schwächerer Einzelnoten für Sie nicht infrage kommen. *LL = lebenslang CR = Crash Replacement RA = Rennausschluss

So testet TOUR

Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote)

Für die Bewertung zählt das gewogene Komplett­rad­gewicht in der einheit­lichen Testradgröße ­56–57 Zentimeter. Wir weisen zur ­Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die ­Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1.000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische ­Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Renn­räder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird Aero­dynamik wichtiger.

Luftwiderstand (25 Prozent)

Dynamisch ­gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.

Frontsteifigkeit (10 Prozent)

Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern aus­reichend fahrstabile Rahmen.

Tretlagersteifigkeit (10 Prozent)

Verrät, wie stark der Rahmen bei harten ­Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit ­einer realitätsnahen Auf­spannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.

Komfort Heck (10 Prozent)

Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahr­bahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute ­Noten be­deuten auch eine ­ordentliche Fahr­dynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Komfort Front (5 Prozent)

Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.

Schalten (5 Prozent)

Die Schalteigen­schaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen ­beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.

Bremsen (5 Prozent)

Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Brems­körper, ­Belägen und Scheiben be­wertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?

Reifen (5 Prozent)

Bewertet werden Roll­widerstand und Grip – soweit bekannt aus einem ­unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahr­eindrucks.

Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

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