Nach dem mit Spannung erwarteten Einzelzeitfahren auf der 10. Etappe der Vuelta a Espana 2023 bleibt Sepp Kuss (Jumbo-Visma) im Roten Trikot des Gesamtführenden. Der US-Amerikaner lieferte eine solide Vorstellung ab und büßte lediglich 1:13 Minuten auf Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) ein.
Der Zeitfahr-Weltmeister erreichte Rang zwei, hinter Filippo Ganna, der mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 56 km/h zum Tagessieg nach 25,8 Kilometern in Valladolid raste. Damit gelang dem Italiener von Ineos Grenadiers die Revanche für das WM-Zeitfahren, wo er um 12 Sekunden von Evenepoel geschlagen wurde. Der Belgier wiederum nahm seinen Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg zwar Zeit ab, verpasste aber den von vielen erwarteten Rundumschlag.
“Das ist ganz gut, denke ich, mit dem Wissen, dass ich heute nicht meine besten Zeitfahr-Beine hatte. Nach zehn Minuten hatte ich einen schwierigen Moment. Das wird der Grund gewesen sein, weshalb ich da etwas Zeit verloren habe. Wenn jemand den Etappensieg verdient hat, dann er (Filippo Ganna; Anm. d. Red.). Insgesamt sollten wir zufrieden sein mit dem Ergebnis hinsichtlich des Gesamtklassements, aber es ist schade, dass wir die Etappe nicht gewonnen haben”, erklärte Evenepoel bei Eurosport.
Bei trockenen Bedingungen setzte Stefan Bissegger (EF Education EasyPost) mit 28:58 Minuten die erste Richtzeit. Doch der Schweizer sollte nicht lange auf dem “Heißen Stuhl” Platz nehmen. Filippo Ganna pulverisierte die Zeit von Bissegger um 1:19 Minuten. Der Stundenweltrekordler flog auf seiner Pinarello-Zeitfahrmaschine mit einem Stundenmittel von 56 Kilometern regelrecht über den tellerflachen Kurs in Valladolid, während Bissegger am Ende noch auf Rang elf durchgereicht wurde.
An Gannas Zeit bißen sich auch die besten Klassementfahrer die Zähne aus. Unter den Top 15 der Gesamtwertung gab es keinen krassen Einbruch. Lediglich Mikel Landa (Bahrain-Victorious/+2:21), Lenny Martinez (Groupama-FDJ/+2:29) und Cian Uijtdebroeks (Bora-Hansgrohe/+2:35) kassierten überdurchschnittlich viel Rückstand. Hingegen schlug sich Uijtdebroeks’ Teamkollege Aleksandr Vlasov mehr als beachtlich und verlor als Tagesfünfter nur 52 Sekunden auf Ganna. Auch das UAE-Emirates-Trio Marc Soler (+1:12), Juan Ayuso (+1:11) und Joao Almeida (+0:50) lieferte ein gutes Vuelta-Zeitfahren ab.
Zufriedene Gesichter dürfte es auch bei Jumbo-Visma geben. Primoz Roglic (+0:36) entschied das teaminterne Duell mit Tour-de-France-Sieger Jonas Vingegaard (+1:18) für sich und Sepp Kuss (+1:29) verteidigte das Rote Trikot. Damit haben die Niederländer in den kommenden Tagen weiterhin die Möglichkeit, Remco Evenepoel mit einer Dreierspitze anzugreifen.
Der Kapitän von Soudal - Quick Step blieb dagegen beim Zeitfahren auf der 10. Etappe der Vuelta 2023 etwas hinter den Erwartungen. Er holte lediglich 20 Sekunden auf Roglic, 1:02 Minuten auf Vingegaard und 1:13 Minuten auf Kuss raus. Damit geht er mit einem Rückstand von 1:09 auf Kuss und einem Vorsprung von lediglich 27 Sekunden auf Roglic und 1:13 Minuten auf Vingegaard in die nächsten Etappen der Spanien-Rundfahrt. Angesichts der noch anstehenden schweren Bergprüfungen wie am Tourmalet oder dem Angliru dürfte es für Evenepoel schwierig werden, seinen Vuelta-Titel gegen die Übermacht von Jumbo-Visma zu verteidigen.
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