Thomas Goldmann
· 13.04.2024
* Maximilian Schachmann, Marc Hirschi
** Juan Ayuso, Matteo Jorgenson, Maxim van Gils, Michael Matthews
*** Ben Healy, Mattias Skjelmose, Dylan Teuns
**** Thomas Pidcock, Benoit Cosnefroy
***** Mathieu van der Poel
* Je mehr Sterne ein Fahrer erhält, desto stärker ist er einzuschätzen
Hinweis: Die Startliste ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch nicht final bestätigt, deshalb können sich noch Änderungen ergeben
Das Drehbuch für das Amstel Gold Race hatte ein Duell zwischen Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) und Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) vorgesehen. Die Realität sieht anders aus. Evenepoel fällt mit Schlüsselbein- und Schulterblattbruch aus, nachdem er bei der Baskenland-Rundfahrt schwer gestürzt war. Somit geht der Niederländer van der Poel als Top-Favorit am Sonntag auf heimischen Straßen an den Start. Nach seinen Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix will der Straßenweltmeister nun auch beim Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich auftrumpfen. Dass er das kann, hat er zumindest beim Gold Race 2019 bereits bewiesen. Damals holte er in Eigenregie die beiden Spitzenreiter Julian Alaphilippe und Jakob Fuglsang ein, fuhr sich selbst den Sprint an und gewann diesen auch noch. Es war einer der spektakulärsten Auftritte bei einem Eintagesrennen in der letzten Dekade.
Ob van der Poel das am Sonntag wiederholen kann, hängt wohl vor allem davon ab, wie er sich nach seinem Sieg bei Paris-Roubaix erholt hat. Die Fahrer aus der reinen Ardennen-Fraktion werden sicher frischer als van der Poel an den Start gehen. Allerdings ist er ob seiner Klasse immer noch der Top-Favorit.
Nach dem Fünfsterne-Kandidaten van der Poel haben wir zwei Fahrern vier Sterne gegeben: Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) und Benoit Cosnefroy (Decathlon AG2R La Mondiale). Dem Leichtgewicht Pidcock (58 Kilogramm) liegen die Ardennen- besser als die Pflasterklassiker. Trotzdem zeigte der Alleskönner am vergangenen Wochenende mit Rang 17 bei seinem Paris-Roubaix-Debüt eine mehr als beachtliche Vorstellung. Beim Amstel Gold Race war Pidcock letztes Jahr Dritter. Unvergessen ist aber vor allem sein Sprintduell um den Sieg gegen Wout van Aert 2021. Erst nach minutenlangem Warten und Vergrößerung des Zielfotos war klar, dass van Aert um Millimeter gewonnen hatte. 2024 wird Pidcock alles daran setzen, diesmal einen Platz weiter vorne zu landen.
Ähnlich wie Pidcock erging es 2022 Cosnefroy: Der Franzose wiederum fand in Michal Kwiatkowski seinen Meister. Allerdings musste auch hier ganz genau hingeschaut werden, um den Sieger zu ermitteln. In diesem Jahr kommt der Franzose in Top-Form zum Start nach Maastricht. Unter der Woche gewann er in beeindruckender Manier den Pfeil von Brabant - so etwas wie die Generalprobe für das Amstel.
Einen Stern weniger bekommt Ben Healy (EF Education EasyPost). Der Ire war der Fahrer, der dem Dominator des Vorjahres Tadej Pogacar noch am nächsten kam und Rang zwei einfuhr. Der 23-Jährige hat in diesem Jahr schon einige Top-10-Ergebnisse eingefahren. Einzig ein Sieg fehlt noch, um ihm mehr als drei Sterne zu geben. Formstärker präsentierte sich zuletzt Dylan Teuns (Israel-Premier Tech). Der Sieger des Fleche Wallonne 2022 wurde beim Brabantse Pijl am Mittwoch Zweiter und zuvor auf ungewohntem Terrain bei der Flandern-Rundfahrt Achter. Das macht den 32-Jährigen zu einem der Mitfavoriten.
Neben Healy und Teuns erhält auch Mattias Skjelmose (Lidl-Trek) drei Sterne. Der dänische Rundfahrtenspezialist kommt auch bei den Ardennen-Klassikern gut klar - Rang acht 2023 beim Amstel, Platz zwei beim Fleche Wallonne und Rang neun bei Lüttich-Bastogne-Lüttich untermauern das. Bei der Baskenland-Rundfahrt übernahm der 23-Jährige in diesem Jahr das Führungstrikot nach dem Aus der Top-Stars auf der 4. Etappe von Primoz Roglic und musste es erst am letzten Tag wieder an Juan Ayuso (UAE Team Emirates) abgeben.
Zwar war Ayuso im Baskenland besser als Skjelmose, mit 21 Jahren könnte ihm aber noch die Rennhärte für einen Klassiker mit über 250 Kilometern Länge abgehen. Zumal sein Team mit Marc Hirschi noch eine zweite Karte hat, die es spielen kann. 2020 gewann der Schweizer bereits den Fleche Wallonne und wurde Zweiter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Bei der Faun Drome Classic hat er 2024 schon einen Sieg einfahren können, scheint aber nicht in der Form von vor vier Jahren zu sein, weshalb es nur zu einem Stern reicht.
In der Form, die er über weite Teile des bisherigen Frühjahrs zeigte, wäre auch Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) ein Siegkandidat für das Amstel Gold Race gewesen. Paris-Roubaix musste der US-Amerikaner aber kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Somit steht hinter seinem aktuellen Fitnesszustand ein Fragezeichen.
Mit Platz drei bei Strade Bianche und Rang sieben bei Mailand-San Remo ist Maxim van Gils (Lotto-Dstny) eine der Entdeckungen der bisherigen Saison. Die hügeligen Klassiker liegen dem 24-jährigen Belgier, weshalb er auch beim Amstel Gold Race Außenseiterchancen haben dürfte.
Genau wie Michael Matthews (Team Jayco-AlUla). Der Australier stand 2015 als Dritter bereits einmal in den Niederlanden auf dem Podium. 2024 überzeugte der 33-Jährige mit dem zweiten Platz bei Mailand-San Remo.
Ebenfalls auf dem Podest des Amstel Gold Race stand bereits Maximilian Schachmann. 2021 war der Berliner Dritter hinter van Aert und Pidcock. Nach einer langen Durststrecke hat sich der 30-Jährige bei der Baskenland-Rundfahrt in sehr guter Form gezeigt und beinahe die 5. Etappe gewonnen - am Ende Rang drei. Das stimmt vorsichtig optimistisch für die Ardennen-Klassiker.