Als der Österreicher Gall gut drei Kilometer vor dem Ende der Bergankunft in Villars-sur-Ollon aus der Dreiergruppe heraus attackierte, hatte lediglich der siegreiche Däne noch die Beine, einen draufzusetzen. Für den 22-Jährigen, der damit auch die Führung in der Gesamtwertung übernahm, war es der erste Sieg seiner Karriere auf der World Tour.
“Das ist unglaublich. Als Evenepoel zunächst attackierte, war ich mir nicht sicher, ob ich ihm folgen kann. Und dann hatte ich Sorgen, als Felix nochmal attackierte. Bei Remco dachte ich dann, er spielt irgendwelche Spiele”, sagte Skjelmose, der in dieser Saison bereits Etappen bei den kleineren Rennen Etoile de Besseges und bei der Tour des Alpes Maritimes et du Var gewinnen konnte.
“Ich hatte ein großes Fragezeichen hinter meinen Kletterfähigkeiten. Das war jetzt zwar nicht die schwerste Etappe, aber trotzdem muss man sie erstmal gewinnen. Jetzt hoffen wir, dass wir das Gelbe Trikot als Team bis zum zweiten Zeitfahren verteidigen können. Und dann muss ich es selber richten”, plante Skjelmose mit neuem Selbstbewusstsein bereits die nächsten Tage.
Mit der Ausreißergruppe um Lilian Calmejane (Intermarche-Circus-Wanty), Paul Ourselin (TotalEnergies), Alexander Kamp (Tudor Pro Cycling Team) und den Träger des Bergtrikots, Nickolas Zuowsky (Q36.5 Pro Cycling Team), die sich schon vier Kilometer nach dem Start bildete, waren die Leader im Feld zufrieden.
Der maximal dreinhalb Minuten große Vorsprung reichte, um im Schweizer Regen den Gipfel des Col des Mosses (1. Kategorie) zu erreichen. Calmejane sicherte sich 12 Punkte vor Zukowsky (8), wodurch der Kanadier sein Bergtrikot verteidigen konnte. In der Abfahrt wurde das Quartett gestellt.
Gemeinsam ging das Feld damit in den knapp zehn Kilometer langen Schlussanstieg hinauf nach Villars-sur-Ollon. Wout van Aert (Jumbo-Visma), der sich am Fuße des Berges noch den Zwischensprint sicherte und sein Schwarzes Trikot des besten Sprinters verteidigte, machte die Tempoarbeit auf dem ersten Kilometer, ehe er zurückfiel und Soudal - Quick Step für Remco Evenepoel übernahm. Überraschend früh mussten Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan Team) und Sergio Higuita (Bora-Hansgrohe) reißen lassen.
6,4 Kilometer vor dem Ende attackierte Evenepoel. Mattias Skjelmose (Trek-Segafredo) und Felix Gall (AG2R-Citroën Team) waren zunächst die einzigen beiden, die folgen konnten. Doch wirklich abhängen konnten sie einen Großteil der Verfolger nicht. Eine Gruppe um Pello Bilbao (Bahrain-Victorious), Rigoberto Uran (EF Education EasyPost), Cian Uijtdebroeks (Bora-Hansgrohe), Harold Tejada (Astana Qazaqstan Team), Wilco Kelderman (Jumbo-Visma) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates) ließ sich aber nicht abschütteln.
2300 Meter vor dem Ende wagte Gall eine weitere Attacke und Skjelmose setzte nach, während Evenepoel von der Gruppe geschluckt wurde und zwischenzeitlich sogar kurz reißen lassen musste. Kurz vor der Flamme Rouge hatte der Däne zum Österreicher aufgeschlossen. Die beiden duellierten sich kurz, ehe Skjelmose 400 Meter vor dem Ziel die finale Attacke setzte, die ihm drei Sekunden auf Gall brachte. Kurz vor der Gruppe erreichte Ayuso als Dritter das Ziel.