Giro d’Italia 2023TOUR blickt auf die Favoriten

Tour Magazin

 · 04.05.2023

Favoriten für den Giro d'Italia 2023: Primoz Roglic, Jumbo-Visma
Foto: Getty Velo

Giro d’Italia 2023: Ein Blick auf die Favoriten, die bei der Italien-Rundfahrt gute Chancen auf eine Top-Platzierung haben dürften.

Primoz Roglic | Team Jumbo-Visma

Der Top-Favorit?

“Er hat viel mehr Grand-Tour-Erfahrung als ich”: Der junge Konkurrent Remco Evenepoel macht den 33-jährigen Primoz Roglic gerne zum Top-Favoriten für die kommende Italien-­Rundfahrt. Die Last der Favoritenrolle macht schließlich am Berg nicht unbedingt schneller. Dreimal hat der Slowene bereits die Spanien-­Rundfahrt gewonnen. Aber auch schon viele Rückschläge hinter sich – wie im Jahr 2020, als er den Tour-Sieg am vorletzten Tag Landsmann Tadej Pogacar überlassen musste und danach zweimal in Frankreich nach Stürzen ausschied. Mittlerweile hat ihn Jonas Vingegaard in der Teamhierarchie von Jumbo-Visma überflügelt. Roglic kam schon einmal als Top-Favorit zum Giro: 2019 fuhr er in Rosa, gewann zwei Zeitfahren, zeigte aber in den Bergen Schwächen. Er darf sich beim Giro austoben, dessen Strecke dem Zeitfahr-Olympiasieger entgegenkommen dürfte.

Auf Testfahrt: Bei der Katalonien-Rundfahrt im März lieferten sich Primoz Roglic und Remco Evenepoel packende Duelle. Fortsetzung in Italien?Foto: Getty Velo
Auf Testfahrt: Bei der Katalonien-Rundfahrt im März lieferten sich Primoz Roglic und Remco Evenepoel packende Duelle. Fortsetzung in Italien?

Geraint Thomas | Team Ineos Grenadiers

Zäher Kämpfer

Geraint Thomas und der Giro d’Italia – das ist keine sehr glückliche Geschichte. 2017 prallte er mit mehreren anderen Profis auf ein auf der Strecke stehendes Polizeimotorrad, drei Jahre später stürzte er in der neutralisierten Phase über eine rollende Trinkflasche und erreichte jeweils nicht die entscheidenden Berg­etappen. Den Waliser haben unter anderem die vielen Zeitfahr-Kilometer als einen der Favoriten zum Giro gelockt. Allerdings wird der Profi vom Team Ineos Grenadiers im Laufe des kommenden Giro d’Italia bereits 37 Jahre alt. Jedoch hängte er sich im Vorjahr bei der Tour unermüdlich an die Hinterräder der überlegenen Jonas Vingegaard und Tadej Poga­car und zeigte: Er war der Beste vom Rest. Und die zwei, die besser waren, planen keinen Start in Italien.

Geraint Thomas, Team Ineos GrenadiersFoto: Getty Velo
Geraint Thomas, Team Ineos Grenadiers


Joao Almeida | UAE Team Emirates

Letzte Chance?

Joao Almeida könnte am Scheideweg seiner Karriere stehen: Jetzt, mit 24 Jahren, sollte er in Italien zeigen, dass er bei dreiwöchigen Etappenrennen ganz, ganz vorne mitmischen kann. Während Teamleader Tadej Pogacar sich auf die Tour de France konzentriert, soll Almeida die Männer von UAE Team Emirates im Kampf ums Rosa Trikot anführen. Mit 21 Jahren ging sein Stern beim Giro 2020 auf, als er bei seinem ersten Grand-Tour-Start Platz vier belegte. Die Ansprüche im Rennstall des Superallrounders Pogacar sind hoch. Viele große Rundfahrtalente habe sich dort von eigenen Ambitionen weitgehend verabschieden und sich in einer Helferrolle für den Superstar einrichten müssen – das zeigen die Beispiele vieler UAE-Kollegen wie Rafal Majka, Adam Yates, Felix Großschartner, Marc Soler, Davide Formolo oder Brandon McNulty. Zumal der erst 20-jährige Spanier Juan Ayuso nach dem dritten Platz bei der letzten Vuelta auf die Rolle als Co-Leader drängen wird. Und Neuverpflichtung Jay Vine könnte beim Giro zu einem weiteren internen Konkurrenten für den Giro-Favoriten Almeida werden.

Joao Almeida, UAE Team EmiratesFoto: Getty Velo
Joao Almeida, UAE Team Emirates

Aleksandr Vlasov | Team Bora-Hansgrohe

Chance zum Durchbruch?

Still und leise wirkt Aleksandr Vlasov. Und so bestreitet der nun 27-jährige Russe die Rennen – unauffällig, ausdauernd, selten ganz vorne. Ein typischer Rundfahrer, dessen Dienste sich Bora-­Teamchef Ralph Denk sicherte – Aleksandr Vlasov kam mit der Empfehlung des vierten Gesamtrangs beim Giro vor zwei Jahren. Sein Debüt bei der Tour de France absolvierte er als Fünfter, obwohl er unter Sturzverletzungen und den Fragen rund um die politische Situation in seiner Heimat und den Ukrainekrieg litt. Kletterfähigkeit bewies er schon als Sieger des Eintagesrennens auf den Mont Ventoux. Sportchef Rolf Aldag glaubt, dass sein Anführer als einer der Giro-Favoriten das Zeug für den Sieg in Italien hat. Bei der Tour de Suisse im Vorjahr lag er in Führung, als er das Renen nach einem positiven Corona-Test verlassen musste. An seiner Seite soll sich Len­nard Kämna als zweiter Kandidat fürs Gesamtklassement versuchen.

Aleksandr Vlasov, Team Bora-HansgroheFoto: Getty Velo
Aleksandr Vlasov, Team Bora-Hansgrohe

Remco Evenepoel | Team Soudal - Quick Step

Vuelta, Giro, Tour?

Haustür zu, Abwasch machen, und seine Ehefrau als strenge Kritikerin – Remco Evenepoel glaubt, es sei alles angerichtet, damit er nicht als Senkrechtstarter im Radsport auf einer Wolke entschwebe. In Belgien drehen die Radsportfans schon durch, nach Vuelta- und WM-Sieg bekam er einen Empfang auf dem Rathausbalkon in der Hauptstadt Brüssel. Der ehemalige Jugendnationalspieler in der belgischen Fußball-Auswahl hat sich den Erfolg trotz großem Talent erarbeitet: In diesem Jahr versucht er sich als einer der Favoriten beim Giro, im nächsten Jahr könnte er schon bei der Tour de France ganz vorne mitmischen.

Remco Evenepoel, Soudal - Quick StepFoto: Getty Velo
Remco Evenepoel, Soudal - Quick Step