Vom Radprofi zum LandwirtThibaut Pinot ein Jahr nach dem Karriereende

Kristian Bauer

 · 14.11.2025

Thibaut Pinot Col du Platzerwasel 110.Tour de France
Foto: Getty Images
Der ehemalige französische Radprofi Thibaut Pinot blickt in einem ausführlichen Interview im französischen Podcast "Entre la selle et la pédale" auf sein erstes Jahr nach dem Karriereende zurück. Der Tour-Etappensieger und Lombardei-Rundfahrt-Gewinner hat sich erfolgreich in sein neues Leben als Landwirt eingefunden.

Thibaut Pinot, einer der beliebtesten französischen Radprofis der letzten Dekade, hat sich erfolgreich in sein Leben nach dem Profisport eingefunden. In einem ausführlichen Interview in der 36. Episode des französischen Podcasts "Entre la selle et la pédale" gibt der ehemalige Kapitän des Teams Groupama-FDJ Einblicke in seinen neuen Alltag als Landwirt. Pinot, der seine Karriere im vergangenen Jahr beendete, wurde vor allem durch seine Ziegen bekannt - für eine hatte er sogar einmal ein Instagram-Profil erstellt. Inzwischen betreibt er eine Farm mit derzeit 50 Rindern und 80 Schafen und scheint in seinem neuen Leben fernab des Profiradsports seine Erfüllung gefunden zu haben. Das Interview, das am 14. Oktober 2025 veröffentlicht wurde, zeigt einen entspannten und zufriedenen Pinot, der auf seine Karriere zurückblickt und gleichzeitig seine Gedanken zur aktuellen Entwicklung des Radsports teilt.

Im Podcast spricht der Franzose ausführlich über seine größten Erfolge, darunter seine Siege bei der Lombardei-Rundfahrt und seine Etappensiege bei der Vuelta a España. Besonders emotional erinnert er sich an seine Momente bei der Tour de France, wo er trotz mehrerer vielversprechender Anläufe nie das Podium in Paris erreichen konnte. Seine dramatischen Aufgaben bei der Frankreich-Rundfahrt, insbesondere im Jahr 2019, als er auf dem Weg zum Podium aufgrund einer Muskelverletzung unter Tränen aussteigen musste, haben ihn zu einer tragischen Figur im französischen Radsport gemacht, die gerade deshalb von den Fans besonders geliebt wurde.

Thibaut Pinot: vom Peloton zum Bauernhof

Der Übergang vom Profisport zum Leben als Landwirt scheint Pinot leichtgefallen zu sein. "Ich vermisse nicht viel aus meiner Zeit als Profi", erklärt der ehemalige Kletterer im Interview. Was ihm am meisten fehle, sei die Kameradschaft im Teambus und die gemeinsamen Erlebnisse mit seinen Teamkollegen. Das tägliche Training, die Wettkämpfe und der damit verbundene Druck hingegen seien Aspekte, die er nicht vermisse. Seine Farm mit 50 Rindern und 80 Schafen halte ihn ausreichend beschäftigt und gebe ihm eine neue Aufgabe, in der er aufgehen könne.

Pinot war während seiner aktiven Zeit für seine zurückhaltende Art bekannt und mied häufig das Rampenlicht. Diese Charaktereigenschaft passt gut zu seinem neuen Leben fernab der Öffentlichkeit. In der ländlichen Umgebung seiner Heimat im französischen Jura findet er die Ruhe, die er schon während seiner Karriere so schätzte. Der ehemalige Profi erzählt im Podcast, dass er zwar noch regelmäßig Fahrrad fahre, aber ohne Leistungsdruck und rein zum Vergnügen. Die Freiheit, ohne Trainingsplan und Wattmesser unterwegs zu sein, genieße er besonders.

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Die Pogačar-Ära und der moderne Radsport

Besonders interessant sind Pinots Einschätzungen zur aktuellen Entwicklung des Radsports. Der Franzose spricht offen über die Dominanz von Tadej Pogačar und die Veränderungen, die der Sport in den letzten Jahren durchlaufen hat. "Der Radsport hat sich komplett verändert", stellt Pinot fest. Die Art, wie heute Rennen gefahren werden - mit frühen Attacken und hohem Tempo von Beginn an - unterscheide sich fundamental von seiner aktiven Zeit. Die heutige Dominanz einzelner Teams und Fahrer wie Pogačar führe zu einem vorhersehbareren Rennverlauf. Dennoch zeigt er Respekt vor den Leistungen der aktuellen Generation, insbesondere vor Pogačar, dessen Fähigkeiten er als außergewöhnlich beschreibt. Gleichzeitig deutet er an, dass er froh sei, nicht mehr gegen diese neue Generation antreten zu müssen, deren Leistungsniveau er als beeindruckend, aber auch befremdlich empfindet.

Thibaut Pinot Karrierehöhepunkte

Im Verlauf des Interviews blickt Thibaut Pinot auf die Höhepunkte seiner Karriere zurück. Besonders sein Sieg beim Giro di Lombardia 2018, einem der prestigeträchtigsten Eintagesrennen im Radsportkalender, zählt er zu seinen schönsten Erfolgen. Auch seine Etappensiege bei allen drei großen Rundfahrten - Tour de France, Giro d'Italia und Vuelta a España - erfüllen ihn mit Stolz. Pinot gehört zu den wenigen Fahrern, die dieses Triple erreichen konnten.

Gleichzeitig spricht er offen über die Enttäuschungen seiner Karriere, insbesondere die mehrfachen Rückschläge bei der Tour de France. Der dramatische Ausstieg im Jahr 2019, als er auf dem dritten Gesamtrang liegend aufgeben musste, bleibt eine schmerzhafte Erinnerung. Dennoch betont Pinot, dass er mit seiner Karriere Frieden geschlossen habe und auf das Erreichte stolz sei. Die Liebe der Fans, die ihn gerade wegen seiner Verletzlichkeit und Authentizität ins Herz geschlossen hatten, bedeute ihm viel.

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Thibaut Pinot: Zukunftspläne

Auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen antwortet Thibaut Pinot, dass er zunächst seine Rinderzucht weiter ausbauen wolle. Eine Rückkehr in den Radsport als Sportlicher Leiter oder in anderer Funktion schließt er derzeit aus. Er genieße die Distanz zum Profisport und die Möglichkeit, Rennen nun als Fan zu verfolgen, ohne den damit verbundenen Druck zu spüren.

Dennoch bleibt Pinot dem Radsport verbunden. Er verfolge weiterhin die großen Rennen und habe noch Kontakt zu ehemaligen Teamkollegen. Besonders die Entwicklung junger französischer Talente wie Paul Seixas interessiere ihn. Gleichzeitig warnt er vor zu hohen Erwartungen an die Nachwuchsfahrer. Der Druck, der auf jungen französischen Fahrern laste, sei enorm, und er wisse aus eigener Erfahrung, wie schwer dieser zu bewältigen sei.

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Das Interview im Podcast "Between the saddle and the pedal" zeigt einen Thibaut Pinot, der seinen Platz im Leben nach der Profikarriere gefunden hat. Die Authentizität und Offenheit, für die er schon während seiner aktiven Zeit geschätzt wurde, prägen auch dieses Gespräch. Pinot bleibt sich treu - als Landwirt ebenso wie einst als Radprofi.

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