Bislang war der Jebel Hafeet Teil jeder Austragung der 2019 erstmals veranstalteten Rundfahrt. Der Jebel Jais fehlte nur einmal. 2024 sind beide Berge erneut im Programm. Die Bergankünfte sortieren sich dabei wie zuletzt: Der Jais wird auf der 3. Etappe das Klassement erstmals sortieren, während der Hafeet auf der 7. und letzten Etappe über den Gesamtsieger entscheidet.
Statt eines Teamzeitfahrens wie im vergangenen Jahr steht dieses Mal ein individueller Kampf gegen die Uhr im Etappenplan. Komplettiert wird das zweite World-Tour-Rennen des Jahres durch vier Flachetappen.
Bei seiner Heimatrundfahrt steht insbesondere wieder das UAE Team Emirates im Blickpunkt. Nachdem Evenepoel im vergangenen Jahr siegreich war, dürfte es den sponsernden Scheichs wieder genehm sein, wenn ihre Mannschaft wieder ganz oben steht. Tadej Pogacar, der 2021 und 2022 gewann, war trotzdem nicht zu einer Teilnahme zu bewegen - größere Ziele stehen dem im Weg. Stattdessen wird Adam Yates, im Vorjahr Dritter und 2020 bereits einmal Sieger, aber damals noch für Mitchelton-Scott, mit dieser Aufgabe betraut werden.
Auch Brandon McNulty wird für UAE am Start sein, genau wie Jay Vine. Ansonsten stehen als Aspiranten fürs Gesamtklassement Ilan Van Wilder (Soudal - Quick Step), Ben O’Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) und Pello Bilbao (Bahrain-Victorious) am Start.
Die Sprinterfraktion wird von Olav Kooij (Visma | Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal - Quick Step), Fabio Jakobsen (Team dsm-firmenich PostNL) und Mark Cavendish angeführt. Auch die deutschen Sprint-Asse Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) und Pascal Ackermann, der sein Debüt für Israel-Premier Tech gibt, dürften in den Sprintentscheidungen ein Wörtchen mitreden.
Das deutsche Team Bora-Hansgrohe hat mit Sam Welsford, dreifacher Etappensieger bei der Tour Down Under, auch einen Top-Sprinter am Start. In der Gesamtwertung könnten Emanuel Buchmann und Ben Zwiehoff (2023 Achter) ein Wörtchen mitreden.
Insgesamt umfasst die UAE Tour 2024 985,1 Kilometer und ist damit ähnlich lang wie in den Jahren zuvor. Die Kilometer durch die Wüste wurden hingegen etwas reduziert, der Großteil des Rennen wird in den urbanen Regionen und in Küstennähe absolviert.
Madinat Zayed im Hinterland der Vereinigten Emirate ist Ausgangspunkt der UAE Tour 2024. An Tag 1 wird direkt die Wüste geentert, was bei starken Winden durchaus gleich zu Spektakel führen kann. Die ersten 45 Kilometer geht es von Nord nach Süd fast nur geradeaus bis zur Oase Liwa. Dann wird der Kurs kurviger - und vor allem hügeliger.
Es geht in die Dünen. Die Sandberge sind steil, deutlich zweistellige Prozente warten dort auf das Feld. Vor allem an der 120 Meter hohen Moreeb-Düne, die bekannt ist für diverse Motorsportveranstaltungen. Aber auch ein Radrundweg existiert dort. Die gut 18 Kilometer lange Runde mit Höhen und Tiefen wird zweimal gefahren, ehe es zurück nach Liwa geht. Dort liegt das Ziel auf einer bis zu drei Prozent ansteigenden Geraden.
Die nahezu unbebaute Insel Al Hudayriyat vor der Hauptstadt der Emirate, Abu Dhabi, ist Austragungsort des 12,1 Kilometer langen Einzelzeitfahrens. Zwei 180-Grad-Richtungswechsel sind die einzigen schwierigen Punkte auf dem komplett flachen und ansonsten nur mit wenigen, langgezogenen Kurven versehenen Parcous. Es ist eine Highspeed-Strecke. Bereits 2021 wurde dort das Einzelzeitfahren der Rundfahrt absolviert. Es war nur etwas länger und sah Filippo Ganna als Sieger. Bei der Erstaustragung 2019 ging hier das Teamzeitfahren mit Jumbo-Visma als Sieger über die Bühne.
Auf der nördlich von Dubai künstlich aufgeschütteten und in Korallenform angelegten Insel Al Marjan beginnt die 3. Etappe der UAE Tour. Zunächst durch bebautes Gebiet, dann noch ein Stück durch die Wüste, geht zur ersten Bergankunft am Jebel Jais. Bis zum zweiten Zwischensprint nach 140 Kilometern passiert höhenmetertechnisch nicht allzu viel. Von 4 Metern über dem Meeresspiegel geht es bis auf 80.
Doch dann tut sich etwas, denn die Ankunft liegt auf 1491 Metern. Den Rest des Tages geht es fast ausschließlich bergauf, die letzten 20 Kilometer wird der Jebel Jais selbst in Angriff genommen. Der Berg ist aber angenehm zu fahren, kommt fast durchgängig mit rund fünf Prozent Steigung daher. Erst auf den letzten zwei Kilometern wird es etwas steiler, zweistellig aber nie. Trotz der Länge des Anstiegs sind große Zeitabstände zwischen den Favoriten eher unwahrscheinlich.
Die 4. Etappe ist im weitesten Sinne eine Stadtrundfahrt durch Dubai, vorbei an sämtlichen touristischen Attraktionen, die die Stadt zu bieten hat. Aus sportlicher Sicht bietet der Tag streckenbezogen keine Höhepunkte. Deswegen wird im Hafen von Dubai in Sichtweite zur Palmeninsel alles auf einen Massensprint hinauslaufen.
+++ UPDATE +++ Wegen einer Umleitung wurde die 4. Etappe kurzfristig verkürzt um sieben Kilometer auf nur noch 168 Kilometer.
Vom Profil her ähnlich verläuft die 5. Etappe, für die der Tross wieder in den Norden des Landes zurückkehrt. Von der Westküste bei Umm Al Quwain führt der Tag mit ein paar Wüstenkilometern und einem kleinen Umweg an die Ostküste nach Al Aqah. Abgesehen von einer kleinen Erhebung im ersten Viertel der Strecke bleibt es auch hier ausschließlich flach, sodass alles andere als ein Massensprint eine Überraschung wäre.
Nach der Stadtrundfahrt durch Dubai können sich die Fahrer auf der 6. Etappe Abu Dhabi ganz genau anschauen. Am 2017 eröffneten Louvre der Stadt beginnt die Etappe, enden wird sie am Aussichtspunkt Breakwater - in einem Massensprint. Der höchste Punkt der Strecke liegt 7 Meter über dem Meeresspiegel. Keine weiteren Fragen.
Am letzten Tag wird es nochmal spannend. In Al Ain an der Grenze zum benachbarten Oman beginnt die 7. Etappe. Sie führt auf den Jebel Hafeet, der unweit der Stadtgrenzen liegt. Es bedarf schon eines genaueren Blickes, um im Profil Unterschiede zur Etappe auf den Jebel Jais festzustellen. Den größten machen die Höhenangaben. Denn es geht nur auf 1025 Meter hinauf. Und der Anstieg ist nur halb so lang.
Dafür aber deutlich steiler. Im Mittel sind es acht, neun Prozent, die überwunden werden müssen. In der Spitze elf, etwa 3000 Meter vor dem Ziel. Danach gibt es noch ein kleine Abfahrt vor der letzten Rampe. Erst dort wird der Gesamtsieger der Rundfahrt feststehen.
Die UAE Tour 2024 wird in Deutschland von Eurosport übertragen. Der Sportsender zeigt alle Etappen live im Free-TV bei Eurosport 1. Zudem gibt es bei discovery+ (über Bezahl-Abo) einen Live-Stream zu allen sieben Etappen.