Tadej Pogacar hat für seine großen Erfolge hart gearbeitet. Im Training ist ihm dabei vor allem ein Wert wichtig. “Ich trainiere mit Herzfrequenzmessung, seitdem ich zwölf oder vielleicht zehn Jahre alt bin. Ich denke, dass ich weiß, wie meine Herzfrequenz reagiert, wenn ich müde bin oder mich gut fühle. Ich kann nur nach Puls fahren”, sagte der dreifache Tour-de-France-Sieger im The Peter Attia Drive Podcast. Gut 50 Minuten dauert das Gespräch zwischen dem Mediziner und dem Radsport-Star.
Es sei gut, die Herzfrequenz mit der Wattleistung zu vergleichen, meint Pogacar: “Allerdings sind Powermeter in der heutigen Zeit nicht so zuverlässig, würde ich sagen”, schränkt er ein. Woran liegt das? “Man muss immer mit der Außentemperatur, dem Kalibrieren und allem aufpassen - manchmal kann man sich irren. Meiner Erfahrung nach muss man damit vorsichtig sein”, erklärt der Slowene, der mit einem Shimano-Powermeter unterwegs ist.
Meiner Erfahrung nach muss man damit vorsichtig sein - Tadej Pogacar über Powermeter
Pogacar schaut beim Training zudem auf die Geschwindigkeit und auch auf VAM. Letzterer Begriff kommt aus dem Italienischen und steht für “Velocita ascensionale media”. Er zeigt, wie viele Höhenmeter ein Fahrer pro Stunde zurücklegen kann. Bei einer Steigung von 7 oder 7,5 Prozent gibt Pogacar an, etwa 1700 bis 1800 VAM im Training für etwa 15 Minuten fahren zu können, wenn er “All Out” geht.
Pogacar gefällt das Training in “Zone 2”, also Fahrten im Grundlagenausdauerbereich. Er ist dabei laut eigener Aussage mit einem Puls von 140 bis 145 unterwegs, wenn er etwas müder ist. Wenn er frischer ist, 150 bis 155. Der Radsport-Star gibt an, dabei 320 bis 340 Watt zu treten. An seinem Wohnort rund um Monaco sei es aber aufgrund der vielen Anstiege und Abfahrten schwierig, konstant in Zone 2 zu trainieren. Im Trainingslager oder in seiner Heimat Slowenien ginge das besser, betont der vierfache Grand-Tour-Sieger.
In dem Podcast spricht Pogacar erstaunlich offen über seine körperlichen Parameter, wie man es von kaum einem anderen Top-Fahrer kennt. Dabei wird der 26-Jährige auch nach seinen Pulswerten gefragt. Sein Ruhepuls liege bei 37, durchschnittlich sollen es nachts 42 oder 43 Schläge pro Minute sein, manchmal wache er mit 48 oder 49 auf. Wenn er krank oder müde ist, sind es über 50.
Bei den Junioren konnte Pogacar einen Maximalpuls von 213 Schlägen pro Minute erreichen, aktuell sollen es noch 203 sein. “Ich bin sehr zufrieden damit”, meint der UAE-Profi, der während des Giro d’Italia 2024 und der Tour de France 2024 eine Herzfrequenzvariabilität von 80 bis 110 gehabt haben will.
Bei der Frankreich-Rundfahrt 2022 und 2023 wurde Pogacar jeweils von Jonas Vingegaard in die Schranken gewiesen. Dieses Jahr drehte der Slowene den Spieß wieder um und ließ seinem dänischen Erzrivalen kaum eine Chance. Was hat er dafür vor der Saison verändert?
“Ich habe nicht nur das Training auf dem Rad verändert. Ich mache mehr Kraft- und Stabilisationstraining und habe Dinge abseits des Rades implementiert”, sagt Pogacar. Welche Rolle sein neuer Trainer Javier Sola dabei spielt, darauf geht der Double-Sieger nicht ein, fügt aber an: “Ich bin mehr ins Detail gegangen, was die Ernährung angeht.” Dabei lebt Pogacar, der mit 64,5 Kilogramm Körpergewicht in die Tour de France 2024 gegangen sein will, nicht so asketisch, wie viele es vielleicht vermuten würden.
“Ich beschränke mich nicht zu sehr. Ich sage nie: ‘Ich darf keinen Kuchen oder keine Schokolade essen.’ Alles aber in Maßen und zur richtigen Zeit. Wenn du dich zu sehr beschränkst und einen Monat lang keine Schokolade anfasst - oder sechs Monate -, dann wirst du verrückt. Das ist dann kein gutes Verhältnis zum Essen. Du musst auch eine Balance halten, was das ‘schlechte Essen’ angeht.”
Zudem gibt Pogacar detaillierte Einblicke in die Ernährungsstrategie von UAE Team Emirates während der Rennen. “In einer Trinkflasche haben wir entweder 30 oder 60 Gramm Kohlenhydrate”, führt der Slowene aus. “Um ehrlich zu sein, mag ich die niedrigere Dosierung mehr, dann kann ich mehr essen. Aber bei einer harten Etappe sind die 60 Gramm in der Flasche besser, dann kannst du weniger essen. Ich meine, bei harten Etappen musst du 120 Gramm pro Stunde zuführen. Bei leichteren Etappen sind 60 bis 90 Gramm in Ordnung. Das ist es, worauf wir abzielen.”
Noch vor fünf Jahren hätte sich Pogacar nicht vorstellen können, so viele Kohlenhydrate pro Stunde zuzuführen. Doch mittlerweile habe er keine Probleme mehr damit. Die Zusammensetzung der Gels sei von entscheidender Bedeutung. “Es sollte ein guter Mix zwischen Glucose, Fructose und all den anderen Inhaltsstoffen in den Gels sein.”