So schlugen sich die Top-Talente 2023Mattias Skjelmose - reif für große Aufgaben

Sebastian Lindner

 · 03.12.2023

Mattias Skjelmose ist 2023 die beste Saison seiner noch jungen Karriere gefahren.
Foto: DPA Picture Alliance
Zu Beginn der Saison 2023 hatte TOUR den Blick auf zehn Youngster geworfen, die gute Chancen auf einen Durchbruch im Peloton der Profis haben. So lief das Jahr für Mattias Skjelmose.

Auf seiner Brust prangt ein großes Bären-Tattoo. Wild und unbändig sieht das Tier aus. Ein wenig erinnert es an die Saison seines Trägers. Denn auch Mattias Skjelmose war in diesem Sommer kaum zu halten, zwischen Juni und August lehrte er der Konkurrenz durchaus das Fürchten und bewies einen ausgeprägten Siegeshunger.



2023 ist bereits die dritte Saison des 23-Jährigen als Profi bei Lidl-Trek. Nachdem er im Vorjahr durch den Sieg beim Zeitfahren der Luxemburg-Rundfahrt auch die Gesamtwertung gewann und damit erstmals für ein etwas breiteres Publikum in Erscheinung trat, gelang ihm nun in diesem Jahr auf beeindruckende Weise endgültig der Durchbruch.

An der Mur war nur Pogacar besser als Skjelmose

Nicht weniger als sieben Siege feierte Mattias Skjelmose in der abgelaufenen Saison. Schon im Februar beim Etoile des Besseges und der Tour des Alpes Maritimes et du Var zeigte er eine starke Frühform und siegte jeweils im Sprint vor Neilson Powless auf einer Etappe.

Hügeliges Terrain liegt dem Dänen. Aber auch richtig steile Passagen zeigen seine Stärken. So wie etwa die Mur de Huy. Beim Fleche Wallonne konnte sich lediglich Tadej Pogacar im bis zu 27 Prozent steilen Schlussanstieg ein paar Meter herausfahren und vor Skjelmose den Zielstrich überqueren. Auch beim Amstel Gold Race und Lüttich-Bastogne-Lüttich fuhr er in die Top 10. Als einzigem Fahrer in dieser Saison gelang ihm das bei allen drei Ardennen-Klassikern.

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Lange Anstiege, kurze Anstiege - wenn Skjelmose freie Fahrt hat, kann er überall überzeugen. Die guten Leistungen in den Ardennen sicherten ihm die Kapitänsrolle für die Tour de Suisse. Und dort zeigte er, dass sie ihm vom Team zurecht zugewiesen wurde. Hinauf nach Villars-sur-Ollon hängte er Felix Gall, Juan Ayuso und auch Remco Evenepoel ab, fuhr als Solist zu seinem bis dato größten Sieg und streifte das Gelbe Trikot des Gesamtführenden über.

Auf starke Tour de Suisse folgt starke Tour de France

Danach verteidigte er Gelb mit Platz 2 und 3 auf den weiteren Bergetappen, fuhr dabei clever und so gut es geht kraftsparend. 18 Sekunden rettete er so auf Ayuso ins abschließende Zeitfahren. Und mit seinen Zeitfahrqualitäten verteidigte er die Hälfte davon auf das spanische Toptalent. Auch das belgische, Evenepoel, konnte lediglich eine Sekunde auf Skjelmose gutmachen, sodass am Sieg des Mannes aus Kopenhagen nicht mehr zu rütteln war.



Und so ging es für den Dänen, der in der Zwischenzeit noch das Meistertrikot seines Landes ergatterte und auch gegen die Uhr auf Platz 2 fuhr, mit ganz viel Selbstvertrauen zu seiner ersten Tour de France. Angetreten als Unterstützer für Giulio Ciccone im letztlich erfolgreichen Kampf um das Bergtrikot, war Skjelmose auch mit reichlich Freiheiten ausgestattet, um auf Etappenjagd zu gehen.

Viermal schaffte er es in eine Ausreißergruppe, zweimal führte das zu einem Top-10-Resultat. Auf drei weiteren Etappen blieb sein Tagesergebnis einstellig. Letztlich wurde Skjelmose 29. der Gesamtwertung und damit noch vor Ciccone bester Lidl-Trek-Akteur.

Fazit: Mattias Skjelmose reif für große Aufgaben

Nach der Tour gewann Mattias Skjelmose noch eine Etappe seiner Heimatrundfahrt in Dänemark und die Maryland Cycling Classic, die beiden kanadischen Wolrd-Tour-Rennen in Quebec und Montreal beendete er unter den besten Zehn. Nach den Rennen in Übersee beendete er sein starkes Jahr.

Skjelmoses Saison begann und endete gut - und lief zwischendrin nahezu perfekt. In Summe brachte ihm das Platz 13 im UCI World Ranking. Abgesehen von Evenepoel, der ein Dreivierteljahr jünger ist als Skjelmose, platzierten sich vor ihm nur ältere Fahrer. Der Däne zeigt dabei Allrounder-Qualitäten wie ein Pogacar, nur nicht ganz auf dessen Level. Das wird er vermutlich auch nie erreichen. Trotzdem ist er nächstes Jahr reif für sein erstes Top-10-Ergebnis bei einer Grand Tour. Dafür muss er nur die Wildheit des Bären ablegen und etwas ökonomischer fahren.

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