Tim Farin
· 27.12.2022
Die großen Landesrundfahrten endeten bei den Männern mit einer Machtdemonstration des seit Jahren dominierenden Teams, während bei den Frauen vor allem eine Person das Geschehen diktierte. Ein deutsches Team erzielte seinen bislang wichtigsten Erfolg.
Als das größte Radrennen des Jahres gerade unterwegs war, nach dem Auftakt-Gastspiel in Dänemark und den ersten Etappen auf Frankreichs sommerlichen Landstraßen, schien eigentlich schon alles klar. Tadej Pogacar, überraschender Sieger 2020 und Dominator der Tour im Vorjahr, wirkte einfach zu überragend für diese Prüfung. Während das Team Jumbo-Visma bei seiner Jagd über die Pflastersteine im Norden Frankreichs einen Chaostag der Pannen durchlebte, kontrollierte der Slowene wieder einmal das Geschehen.
Doch die Tour-de-France-Macher hatten in ihrer Planung einen historischen Showdown beschworen und bekamen ihn dann tatsächlich. Zum Ende der zweiten Tour-Woche verlor Pogacar das Gelbe Trikot. Der Däne Jonas Vingegaard attackierte den vermeintlichen Dominator an jener Bergankunft, an der schon einmal ein Epochenwechsel im Radsport seinen Ausgang nahm.
Greg LeMond hatte hier 1986 seinen ersten Tour-Sieg vorbereitet. Es war ein würdiger Auftritt Vingegaards, der mit seinem Team auch alle folgenden Angriffe des vielseitigen Champions aus Slowenien neutralisierte. So verwunderlich der Aufstieg des einstigen Fischfabrikarbeiters Vingegaard sein mag, so sehr zeigte sich bei den großen Rundfahrten aber auch der fortschreitende Konzentrationsprozess. Wer große Budgets hat, hat große Möglichkeiten. Das Team Jumbo-Visma setzte mit brachialem Auftritt auf Dominanz bei der wichtigsten Rundfahrt. Wout van Aert als Zeitfahr-Star, Etappensieger, Sieger der Punktewertung und Edelhelfer war der eindrucksvollste Vertreter dieses Ensembles, das stark genug ist, um viele Rückschläge zu verkraften.
Noch eindeutiger zeigte sich bei den Frauen, dass im Wettbewerb der Teams einige wenige hervorstechen und letztlich nur ganz wenige bei den wichtigsten Rundfahrten des Jahres ums Podium fahren. Dass mit Annemiek van Vleuten vom Team Movistar eine Frau gleich alle drei Rundfahrten in Italien, Spanien und Frankreich dominierte, dürfte den Organisatoren schon auch Sorgen bereiten. Denn Spannung ist langfristig wichtig, um die Attraktivität dieser Sportart noch zu erhöhen. Dabei war 2022 schon ein sehr wichtiges Jahr, in dem die Tour de France der Frauen das Highlight bildete.
Koen Bouwman (Jumbo-Visma)
Arnaud Demare (Groupama-FDJ)
Bahrain-Victorious
Van Vleuten
Kristen Faulkner (USA/BikeExchange-Jayco)
FDJ-Nouvelle Aquitaine Futuroscope
Wout van Aert (BEL/Jumbo-Visma)
Jonas Vingegaard
Ineos Grenadiers
Marianne Vos (NED/Jumbo-Visma)
Demi Vollering
Canyon-SRAM
Mads Pedersen (DEN/Trek-Segafredo)
Richard Carapaz (ECU/Ineos Grenadiers)
UAE Team Emirates