Sebastian Lindner
· 20.05.2023
Rund um Köln ist das älteste noch existierende Radrennen in Deutschland. 1908 zum ersten Mal ausgetragen, geht es nun in seine 105. Auflage. Top-Favorit am 21. Mai 2023 ist Vorjahressieger Nils Politt.
Um seinen Titel zu verteidigen, wird Politt (Bora-Hansgrohe), erster Deutscher Sieger des Rennens seit Christian Knees 2006, wieder auf ein Solo setzen müssen. 2022 siegte er 13 Sekunden vor seinem Teamkollegen Danny van Poppel und Nikias Arndt (Bahrain-Victorious).
Die Strecke, ausgetüffelt von Andre Greipel, der als Sportlicher Leiter des Rennens fungiert, dürfte dem gebürtigen Kölner dabei durchaus entgegenkommen. Genau 201,1 Kilometer stehen auf dem Programm - die wenigsten davon eben. Ein entscheidender Anstieg auf dem Kurs durchs Bergische Land ist dabei nicht auszumachen. Letztmals ernsthaft berghoch geht es jedoch rund 25 Kilometer vor dem Ziel am Schloss Bensberg bei Bergisch Gladbach - auf Kopfsteinpflaster.
Die letzten Kilometer bis Köln sind dann überwiegend leicht abfallend. Erst Richtung Severinsbrücke, die das Feld zurück auf die linke Seite des Rheins führt, wo das Rennen im Rheinauhafen am Harry-Blum-Platz beginnt und dann auf Höhe der Dreikönigenstraße endet, geht es nochmal leicht bergauf.
Nicht immer brachte der Kurs in den letzten Jahren einen Solosieger hervor. Sam Bennett siegte zweimal (2018 und 2014) im Massensprint, was ihn mit sieben weiteren Fahrern, unter anderem Erik Zabel, zum Rekordsieger macht.
2016 war Dylan Groenewegen der Schnellste. Für Team Jayco-AlUla ist der Niederländer auch in diesem Jahr wieder dabei und deswegen mit auf der Favoritenliste. Dort stehen mit Sam Welsford (Team DSM) und Mike Teunissen (Intermarche-Circus-Wanty) auch die Namen zweier weiterer Sprinter. Falls die Trumpfkarte Politt nicht sticht, hat Bora mit van Poppel und Jordi Meeus ebenfalls zwei sprintstarke Fahrer dabei. Nacer Bouhanni (Arkea-Samsic) zählt(e) auch zu den schnellen Männern, fährt seiner Form aber schon seit geraumer Zeit hinterher. Vielmehr könnte Matteo Moschetti (Q36.5 Pro Cycling Team) eine Rolle spielen.
Lotto-Dstny hingegen hat mit Thomas De Gendt einen Fahrer am Start, der Politt auf einem Ausreißversuch begleiten und auch schlagen könnte. Zuzutrauen wäre das freilich auch Maximilian Schachmann, sollte der Bora-Profi langsam wieder zu alter Form finden.
Ansonsten aber erschöpft sich die Liste der potenziellen Sieger, die keine Überraschung wären. Weil Rund um Köln auf der UCI Europe Tour nur noch in der Kategorie 1.1 angesiedelt ist, sind die Teams der World Tour nicht zu einem Start verpflichtet. Folglich sind nur sechs WT-Mannschaften (Bora-Hansgrohe, Alpecin-Deceuninck, Jayco-AlUla, Intermarche-Circus-Wanty, DSM, Arkea-Samsic) am Start, die aufgrund des parallel laufenden Giro d’Italia aber ihre Top-Fahrer auch nicht unbedingt nach Köln schicken, insofern es sich nicht wie im Falle von Bora um ein Heimrennen handelt.
Das sah in der wechselhaften Geschichte der Traditionsveranstaltung aber auch schon anders aus. In jüngerer Vergangenheit wurde das Rennen auch schon an Ostern oder erst im Juni ausgetragen - einen festen Plan im Rennkalender hat Rund um Köln nicht.
Das gilt auch für den Startort. Lange Jahre begann das Rennen in Leverkusen, auch Gummersbach oder Wehnrath waren in diesem Jahrtausend Ausgangspunkt der Veranstaltung. Seit 2016 ist der Rheinauhafen hingegen regelmäßig Start- und Zielort zugleich.
Unstet waren auch die Bedingungen für Starter. Die ersten beiden Austragungen waren noch reine Amateurveranstaltungen, ab 1910 kamen dann die Berufsradfahrer dazu. Jedoch nicht dauerhaft. Nachdem 1928 mit Alfredo Binda ein fünffacher Sieger des Giro d’Italia Rund um Köln gewann, war es jahrzehntelang von Jahr zu Jahr unterschiedlich, ob Profis, Amateure oder alle starten durften.
Nachdem die Elite in den 70ern und 80ern komplett ausgeschlossen war, sind die Profis seit 1990 wieder regelmäßig dabei. Ausnahmen bilden lediglich die Jahre 1998 (nicht ausgetragen), 2020 und 2021 (gecancelt wegen Corona) und 2008. Das Rennen im 100. Jahr des Bestehens der Veranstaltung musste aufgrund von Schneefällen abgesagt werden.
Wurde das Rennen im neuen Jahrtausend mehr und mehr eine Profi-Veranstaltung, war 2002 das letzte Jahr für die Amateure. Dennis Kraft siegte damals - und wechselte prompt auf die Continental-Tour. Den Platz der Amateure haben mittlerweile die Jedermänner eingenommen. In diesem Jahr sind die drei Strecken über 30, 70 und 130 Kilometer auf den Spuren der Profis mit insgesamt 4500 Teilnehmern erstmals ausverkauft.
Der Klassiker wird nicht im Fernsehen übertragen. Im Live-Stream hingegen berichten wdr.de und sportschau.de am Sontag, 21. Mai, zwischen 11 und 16 Uhr vom Rennen. Zudem wird das das Event auf der Website www.rundumkoeln.de und auf dem offiziellen YouTube-Channel gestreamt.
Nicht immer wurde Rund um Köln auch als Veranstaltung für Profis bzw. als Elite-Rennen ausgetragen, sondern war den Amateuren vorbehalten. Im folgenden sind alle Elite-Sieger des Rennen aufgelistet: