Flandern-Rundfahrt 2024Van der Poel gewinnt mit 45-Kilometer-Solo, Politt auf dem Podium

Sebastian Lindner

 · 31.03.2024

Schon bei der Präsentation der Fahrer in Antwerpen waren Tausende Fans dabei.
Foto: Getty Images/Dario Belingheri
Mathieu van der Poel hat die Flandern-Rundfahrt 2024 für sich entschieden. Der Weltmeister gewann das zweite Monument des Jahres zum dritten Mal in seiner Karriere. Nils Politt sprintete dahinter auf den 3. Platz.

Am Koppenberg 45 Kilometer vor dem Ziel hat Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) die Entscheidung herbeigeführt: Der Weltmeister war einer der wenigen Fahrer, der auf dem nassen Kopfsteinplaster am 20 Prozent steilen Anstieg nicht absteigen musste. Er nutzte die Lücke, die er dort zu seinen Verfolgern riss, um nach 2020 und 2022 zum dritten Mal die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen. Der Niederländer ist zudem der erste Fahrer der Geschichte, der fünfmal in Serie auf dem Podium stand und erster Sieger im Regenbogentrikot seit Peter Sagan 2016. Mit seinem dritten Sieg gehört er zu den nun sieben Rekordsiegern der ‘Ronde’.



Rund eine Minute hinter van der Poel, der direkt nach der Ziellinie abstieg und sein Rad nach oben über den Kopf reckte, sprintete eine Gruppe um den zweiten Platz. Überraschend setzte sich dort der Italiener Luca Mozzato (Arkea-B&B Hotels) vor Michael Matthews (Team Jayco-AlUla) durch, Nils Politt (UAE Team Emirates) wurde nach 270 Kilometern in Oudenaarde zunächst Vierter.

Van der Poel nach Sieg bei Flandern-Rundfahrt: “Saison jetzt schon erfolgreich”

Doch Matthews durfte seinen dritten Platz nicht behalten - den erbte Politt. Denn der Australier fuhr im Sprint eine nicht regelkonforme Welle und drückte Politt damit weit an den Straßenrand. Die UCI relegierte ihn ans Ende der Gruppe.

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Unterdessen war ein total erschöpfter van der Poel bereits beim Siegerinterview. “Meine Saison ist jetzt schon ein Erfolg. Hier im Weltmeistertrikot zu gewinnen ist ein Traum, der wahr wird. Das muss ich erstmal realisieren”, so der 29-Jährige, der überhaupt noch nicht an das nächste Wochenende mit Paris-Roubaix denken wollte, nach dem Gewinn seines fünften Monuments.

Van der Poel sprach zudem von der “härtesten ‘Ronde’”, die er je gefahren sei. Neben dem Wetter - in der zweiten Hälfte wurde aus dem schönen Wetter nach dem Start in Antwerpen Dauerregen - war die 108. Austragung mit 45,5 km/h im Durchschnitt auch die schnellste in der Geschichte, woran der van der Poel allerdings auch seinen Anteil hatte, obwohl er auf den letzten Kilometern nach dem Paterberg sein Tempo etwas gedrosselt hatte, um sicher das Ziel zu erreichen.

Die Top 10 der Flandern-Rundfahrt 2024

  1. Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck) 6:05:17
  2. Luca Mozzato (Arkea-B&B Hotels) +1:02
  3. Nils Politt (UAE Team Emirates) +1:02
  4. Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) +1:02
  5. Antonio Morgado (UAE Team Emirates) +1:02
  6. Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) +1:02
  7. Oliver Nasen (Decathlon - AG2R La Mondiale) +1:02
  8. Dylan Teuns (Israel-Premier Tech) +1:02
  9. Alberto Bettiol (EF Education EasyPost) +1:02
  10. Toms Skujins (Lidl-Trek) +1:02

So lief die Flandern-Rundfahrt 2024

Eine Achtergruppe bestimmte die ersten 150 Kilometer des Tages bei trockener Witterung, maximal vier Minuten bekamen sie von den Favoriten zugesprochen. David Dekker (Arkea-B&B Hotels), Stanislaw Aniolkowski (Cofidis), Bert Van Lerberghe (Soudal - Quick Step), Damien Touze (Decathlon - AG2R La Mondiale), Elmar Reinders, Luke Durbridge (beide Team Jayco-AlUla), Lionel Taminiaux (Lotto-Dstny) und Jelle Vermoote (Bingoal WB) konnten sich im flachen Teil des Rennens austoben.

Die Gruppe wurde unter anderem von einem Zug ausgebremst, hinten waren es Stürze, unter anderem auch mit Georg Zimmermann (Intermarche-Wanty) oder Nico Denz (Bora-Hansgrohe), die das Tempo drosselten.

Pedersen eröffnet heiße Phase

Richtig Tempo nahm das Rennen auf, als noch etwas weniger als 100 Kilometer zu fahren waren. Regen hatte eingesetzt und an der Helling Berendries war der Vorsprung der Ausreißergruppe auf unter eine halbe Minute geschrumpft. Die Situation erkannte eine namhafte Gruppe mit Mads Pedersen, Nils Politt, Dylan van Baarle, Tiesj Benoot, Oliver Naesen und Ben Turner, um die Lücke zu den ursprünglichen Ausreißern zu schließen.

Weltmeister van der Poel fehlte, doch der nutzte den Valkenberg, um das Loch mit einem Gewaltantritt zu schließen. Pedersen passt das gar nicht. Während das Regenbogentrikot aufschloss, griff der Däne an. Nur Alpecin-Helfer Gianni Vermeersch konnte mitgehen. Das Duo fuhr sich schnell 20 Sekunden Vorsprung heraus.



Bis Kilometer 55 vor dem Ziel blieb die Situation konstant, dann ging es zum zweiten Mal den Oude Kwaremont nach oben. Dort fuhr zunächst Oier Lazkano (Movistar) die Lücke zu Pedersen zu, dann attackierte van der Poel drüber. Er riss die Lücke, doch es war Lazkano, der mit Pedersen, Tim Wellens (UAE Team Emirates), Laurence Pithie (Groupama-FDJ) und Dylan Teuns (Israel-Premier Tech) wieder zurückfuhr.

Nur Van der Poel, Jorgenson und Pedersen fahren am Koppenberg

Bis zum Paterberg kurz darauf lief wieder viel zusammen, in der Abfahrt mit Aquaplaning löste sich alles wieder auf. Während Ben Turner (Ineos Grenadiers) der erste auf der Kuppe war, kam Ivan Cortina (Movistar) als Führender aus der Abfahrt. Bis zum Koppenberg fuhr er sich rund 20 Sekunden Vorsprung auf eine rtund 15-köpfige Gruppe heraus, in der alle Favoriten saßen.

Im extrem steilen Koppenberg sprang Cortina die Kette vom Rad. Van der Poel fuhr als Erster an ihm vorbei, es folgte Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike), dann Pedersen. Alle anderen rutschen auf dem Pflaster nur so hin und her, kamen aus dem Gleichgewicht und mussten absteigen. 45 Kilometer waren es da noch bis ins Ziel.

Van der Poel setzt sich deutlich ab

In der Maria-Borrestraat baute van der Poel seinen Vorsprung auf Jorgenson deutlich aus, um Pedersen bildete sich eine Gruppe mit Laurenz Rex (Intermarche-Wanty), Alberto Bettiol (EF Education EasyPost), Wellens, Teuns und Cortina. Als es in den Taaienberg ging, war Jorgenson gestellt, während Pedersen um den Anschluss kämpfen musste. Van der Poel hatte dort bereits 1:20 Minuten Vorsprung.

Am Oude Kruisberg zerlegte sich die Verfoglergruppe. Bettiol und Teuns bildeten ein erstes Duo, Wellens und Cortina ein zweites dahinter. Dahinter fuhren Pedersen, Jorgenson und Rex. Doch als zum letzten der Oude Kwaremont 18 Kilometer vor dem Ziel überquert wurde, waren nur noch Teuns und Bettiol als verfolger übrig. Alle anderen wurden nach und anch von hinten durch eine größere Gruppe aufgerollt.

Politt erbt Rang drei von Matthews

Teuns und Bettiol retteten sich bis auf Zielgerade, doch das reichte nicht. 200 Meter vor dem Ziel schliefen dem Duo die Beine ein. Während die Gruppe dahinter herangesprintet kam, schafften es die anderen beiden nicht mehr aus dem Sattel. Lucca Mozzato (Arkea-B&B Hotels) setzte sich dort im Fotofinish vor Matthews durch, Politt wurde Vierter. Doch die UCI wertete den Sprint des Australiers, der auf den letzten Metern seine Linie verließ, als nicht regelkonform und relegierte ihn ans Ende der Gruppe, wodurch Politt noch aufs Podium der Flandern-Rundfahrt sprang.

Zum Nachlesen: Die Flandern-Rundfahrt 2024 im TOUR-Blog

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