Sebastian Lindner
· 22.08.2023
Lange Jahre umfasste das Rennen, das 2005 erstmals ausgetragen wurde, sieben Etappen. In diesem Jahr sind es aber nur noch fünf. 2022 wurde das Rennen abgesagt. Dabei genießt die Rundfahrt World-Tour-Status. Ein überfüllter Rennkalender und die fehlende Zusage der niederländischen Polizei, die aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen notwendige Motorradstaffel abzustellen, wurden von offizieller Seite als Begründung für diesen Schritt abgegeben.
Zwei Deutsche konnten sich bisher in die Siegerliste eintragen: Stefan Schumacher (2006) und Tony Martin (2010). Rekordsieger mit jeweils zwei Erfolgen sind Jose Ivan Gutierrez 2007, 2008), Edvald Boasson Hagen (2009, 2011) und Tim Wellens (2014, 2015).
Letzterer könnte wie sein Teamkollege Matteo Trentin (UAE Team Emirates) auch in diesem Jahr wieder vorne mitfahren. In Matej Mohoric (Bahrain-Victorious), der 2018 gewonnen hat, ist ein weiterer Kandidat für den Gesamtsieg auszumachen. Aber auch Alberto Bettiol (EF Education EasyPost), Kasper Asgreen (Soudal - Quick Step), Jasper Stuyen, Thibau Nys (Lidl-Trek) oder Victor Campenaerts (Lotto-Dstny) stehen auf der Startliste und bringen Siegpotenzial mit.
Die Liste der Sprinter, die um Tagessiege auf den Flachetappen kämpfen, ist ebenso lang. Angeführt wird sie vom vierfachen Tour-de-France-Etappensieger Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck). Mit Jordi Meeus (Bora-Hansgrohe) gesellt sich der Sieger der Etappe auf den Champs-Elysees dazu, Tim Merlier (Soudal - Quick Step) zweifacher Tagessieger zuletzt bei der Polen-Rundfahrt und Arnaud De Lie (Lotto-Dstny) ergänzen die Liste der belgischen Topsprinter. Die beiden Niederländer Olav Kooij (Jumbo-Visma) und Dylan Groenewegen (Team Jayco-AlUla) wollen ebenfalls ein Wörtchen mitreden. Für Überraschungen gut sind auch Cees Bol (Astana Qazaqstan Team) und Sam Welsford (Team DSM).
Die Strecke umfasst insgesamt knapp 735 Kilometer. Allerdings ist es in diesem Jahr nahezu nur eine Be Tour. Denn abgesehen vom Einzelzeitfahren in den Niederlanden, das ebenfalls grenznah ausgetragen wird, führt die Rundfahrt nur durch Belgien.
An der belgischen Nordseeküste in Blankenberge beginnt die Benelux Tour 2023. Nachdem die ersten 60 Kilometer komplett flach sind und auch kaum das Niveau knapp über dem Meeresspiegel verlassen, wird es anschließend leicht wellig. Die vielen kleinen Zacken im Profil sollten trotzdem keinen Massensprint verhindern können, zumal die Liste der Sprinter, die ihre Teams etwaige Lücken schließen lassen werden, lang ist.
Im niederländischen Sluis, unmittelbar an der Grenze zu Belgien, kämpfen die Anwärter auf den Gesamtsieg um Sekunden. Da das Profil tellerflach ist und der Kurs auch nur 13,6 Kilometer lang ist, wird es eng zugehen. Wer hier eine halbe Minute oder mehr verliert, dürfte alle Siegchancen eingebüßt haben.
Allen voran wird der 19-jährige Youngster Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) hier beweisen wollen, dass seine Bronzemedaille im WM-Zeitfahren der Elite kürzlich in Glasgow erst der Anfang war. Mit Vorjahres-Weltmeister Tobias Foss (Jumbo-Visma), Asgreen oder Yves Lampaert (Soudal - Quick Step), Prolog-Sieger bei der Tour 2022, sind aber durchaus Konkurrenten am Start, die gegenhalten können.
Zurück in Belgien startet die 3. Etappe in Aalter, westlich von Gent. Nachdem die ersten 70 Kilometer wieder flach sind, wird es danach spannend. Und steil. Denn das Ziel der Etappe liegt in Geraadsbergen. Und wo sollte dort eine Etappe enden, wenn nicht an der ikonischen Muur? 475 Meter lang, bis zu 20 Prozent steil, im Schnitt etwa die Hälfte. Dreimal muss die Muur an diesem Tag insgesamt bewältigt werden. Dazu kommen weitere namhafte Anstiege wie der Leberg oder der Bosberg, die auch bei der Flandern-Rundfahrt gefahren werden.
Nach dem Tag in Flandern verlegt die Tour in die Region Limburg in den Osten Belgien. Gestartet wird in Beringen, das Ziel liegt in Peer. Etwa die Hälfte des Tages verbringen die Fahrer auf einem Rundkurs, der viereinhalbmal zu absolvieren ist. Nur 420 Höhenmeter werden auf den knapp 180 Kilometern absolviert, deswegen sollten erneut die Sprinter zum Zug kommen.
Zwischen Riemst und Bilzen fällt die Entscheidung über den Gesamtsieg. Die Benelux Tour bleibt in der Region Limburg, macht aber dabei immer wieder kleine Abstecher Richtung Lüttich. Auf immer wieder leicht voneinander abweichenden Runden wird der ganze Tag absolviert, der Zielstrich in Bilzen dreimal passiert, bevor es am Ende wirklich zählt. Von Kilometer 0 an geht nur hoch und runter, gut 2000 Höhenmeter stehen auf dem Programm.
Die Benelux Tour 2023 wird auf Eurosport 1 im TV übertragen. Die 1. Etappe zeigt der Sender live ab 15 Uhr. Etappe 2 und 3 sind ab 15:15 Uhr live zu sehen, die 4. Etappe ab 16:15 Uhr. Von der 5. Etappe gibt es ab 18 Uhr lediglich eine einstündige Zusammenfassung.
Discovery+ und Eurosport bieten dazu täglich einen Live-Stream an. Von den ersten vier Etappen wird von 15 bis 17:30 Uhr übertragen, die letzte Etappe von 13:30 bis 16 Uhr.