Sebastian Lindner
· 03.11.2023
Das erste Jahr nach dem Abstieg aus der World Tour hat Lotto-Dstny bravourös gemeistert. Das belgische Team war mit Abstand das Stärkste auf der Pro Tour und hat damit Kurs auf den direkten Wiederaufstieg genommen. Die Equipe hat 14.112,83 Punkte eingesammelt und damit sogar die Hälfte der World Teams hinter sich gelassen.
Zweitbestes Team mit Pro-Tour-Lizenz war 2023 Israel-Premier Tech. Auch dieses Team musste den Abstieg aus der Eliteliga des Radsports verkraften. Die gesammelten 10.022 Punkte reichen in der Team-Weltrangliste für Platz 16, womit die Mannschaft von Besitzer Sylvan Adams auch vier World Teams hinter sich gelassen hat.
Mit Abstiegssorgen hingegen muss sich Astana Qazaqstan befassen. Das Team von Manager Alexandre Vinokourov hat die wenigsten Punkte aller World Teams gesammelt und lediglich 7044,44 Punkte erzielt. Nicht viel besser hat sich Arkea-Samsic geschlagen. Die Franzosen sammelten 7229 Zähler. Zwei Mannschaften werden zum Stichtag nach der Saison 2026 - aus sportlichen Gründen - ihre Lizenz für die World Tour abgeben müssen. An die beiden besten Pro Teams, so die denn auch alle anderen Kriterien für einen Aufstieg erfüllen. Die WT-Lizenz garantiert die Teilnahme an allen Rennen der höchsten Kategorie, verpflichtet gleichzeitig aber auch dazu.
Für den Erfolg bei Lotto-Dstny zeichnet vor allem Arnaud De Lie verantwortlich. Der junge belgische Sprinter hat allein 2891 Punkte für sein Team eingefahren. Zehn Siege feierte De Lie - für sein Team war vor allem der beim World-Tour-Rennen in Quebec wichtig, der allein 500 Punkte brachte. Hätte der eigentliche Siegfahrer im Team, Caleb Ewan, in dieser Saison ebenfalls wie in den Vorjahren funktioniert, hätte Lotto-Dstny noch besser im 3-Jahres-Ranking dastehen können.
Bei Israel-Premier Tech performte vor allem die kanadische Fraktion. Michael Woods’ Etappensieg bei der Tour de France am Puy de Dome war nicht nur prestigeträchtig, sondern auch 210 UCI-Punkte wert. Seine insgesamt 1478 Zähler sind Bestwert im Team. Derek Gee fuhr beim Giro zwar ein ums andere Mal am Sieg vorbei, doch vier zweite Plätze auf Etappen und sowohl Rang 2 im Berg- und Punktetrikot waren für insgesamt 780 Punkte gut.
Auf der anderen Seite waren es Leistungsträger in den World Teams, die aus verschiedenen Gründen nicht die erwartbaren Punkte lieferten und ihre Teams in die Bredouille brachten. So fehlen Astana beispielsweise die Punkte von Mark Cavendish, der nach seinem Sturz auf der 8. Etappe der Tour de France nichts mehr zur 3-Jahres-Wertung beitragen konnte.
Mehr erhofft hatte sich Astana auch von Alexey Lutsenko, der mit knapp 1500 Punkten zwar Bester seines Teams war, die Tour aber nur als 40. der Gesamtwertung beendete. Ein guter Oktober mit dem Sieg bei der Türkei-Rundfahrt und erfolgreichen Asien-Spielen konnte seine Bilanz noch halbwegs retten.
Bei Arkea-Samsic konnten vor allem die als Punktesammler eingeplanten Warren Barguil, Kevin Vauquelin und Hugo Hofstetter allesamt nicht liefern. Auch deswegen kam der Sommer-Wechsel von Arnaud Demare von Groupama-FDJ zu Arkea zur absolut richtigen Zeit. Der Sprinter konnte durch Siege bei Paris-Bourges, der Tour de Vendee sowie Platz 4 bei den Cyclassics in Hamburg das ohne seine Punkte noch leerere Konto wenigstens etwas aufhübschen.
Während Astana und Arkea fast 2000 Punkte auf dsm-firmenich und AG2R-Citroën und die rettenden Plätze Rückstand haben, ist der Rückstand der Verfolger von Lotto-Dstny und Israel-Premier Tech schon wesentlich größer. Das ambitionierte und an einem Aufstieg heiß interessierte Uno-X Pro Cycling Team aus Norwegen hat schon rund 3500 Punkte Rückstand auf Israel, TotalEnergies nochmal rund 800 mehr.
Doch auch wenn die Abstände vor allem im Aufstiegsrennen schon deutlich sind - es sind nur Zwischenergebnisse. Entscheidend ist der Stand zum Saisonende 2026. Fahrerwechsel oder langwierige Ausfälle von Spitzenfahrern können das Ranking der 3-Jahres-Wertung in den kommenden beiden Saisons nochmal auf den Kopf stellen.