Jens Klötzer
· 13.04.2018
Regelmäßig testen wir bei TOUR Rennrad-Laufräder. Neben den Fahrtests werden die Laufräder auch auf Labor-Prüfständen untersucht. Hier beschreiben wir das Testprozedere und was die gewonnen Daten zeigen.
Alle Laufrad-Tests bei TOUR berücksichtigen sechs grundlegende Kategorien: Das Gewicht des Laufradsatzes, die Bremseigenschaften, die Laufrad-Steifigkeit, Rundlauf, Beschleunigung und Möglichkeiten bei Wartung und Einstellung. Zusätzlich führen wir, abhängig vom Testfeld, auch Aerodynamik- und Haltbarkeitstests durch. Nachfolgend finden Sie detailliertere Beschreibungen zu den einzelnen Mess-Kategorien:
Gewicht
Bewertet werden das Gewicht von Vorder- und Hinterrad, falls notwendig mit Felgenband, aber ohne Schnellspanner.
Bremsen
Die Bremseigenschaften wurden auf dem TOUR-Prüfstand mit den jeweils mitgelieferten Belägen bei Trockenheit und Nässe ermittelt. Bei Aluminiumfelgen kommen Shimano-Beläge zum Einsatz. Das gesonderte Prüfprogramm zur Standfestigkeit legt offen, ob Carbonfelgen die Hitze von Dauerbremsungen, wie sie in der Praxis auftreten können, überstehen. Zusätzlich erfassen wir Details zur Modulierbarkeit und den Belagsverschleiß.
Steifigkeit
Die Räder werden an der Nabe fest eingespannt und an der Felge seitlich belastet. Die Auslenkung der Felge wird gemessen. Hohe Steifigkeiten machen das Laufrad stabil, präzise im Fahreindruck und bedeuten meist eine höhere mechanische Belastbarkeit sowie längere Haltbarkeit. Überlastversuche zeigen, wie sich das Laufrad bei hohen Kräften verhält und ob sich Speichen oder Nippel dann noch setzen können. Solche nicht "abgedrückten" Laufräder fallen bei den sich anschließenden Rundlaufmessungen durch größere Toleranzen auf.
Rundlauf
Seiten- und Höhenschlag werden vor und nach der Steifigkeitsprüfung ermittelt, die Werte nach der Steifigkeitsprüfung gehen mit in die Bewertung ein.
Beschleunigung
Labormessung der Massenträgheit. Die Werte geben die Energie an, die nötig ist, einen Radsatz mit Reifen auf 30 km/h zu beschleunigen. Niedrigere Werte sind besser, aber ein Rad mit niedrigen Beschleunigungswerten fährt sich auch nervöser als eines mit hohen, was nicht immer wünschenswert ist. Auf schnellen Abfahrten läuft ein Rad mit hohen Beschleunigungswerten sicherer.
Wartung und Einstellung
Bewertet werden die Reparaturfreundlichkeit (Zentrieren, Art der Speichen, eventuell notwendiges Spezialwerkzeug, Lagertausch) und die Einstellmöglichkeiten (Lager).
Aerodynamik
Im Windkanal messen wir den Luftwiderstand der Laufräder, eingebaut in einem Komplettrad (Canyon F8) umd mit einem Dummy mit pedalierenden Beinen. Gemessen wird jeweils der Widerstand des Gesamtsystems, wobei nur die Testlaufräder getauscht werden. Die Laufräder werden bei Winkeln von -20° bis +20° angeströmt und die gemessenen Werte nach deren Auftrittswahrscheinlichkeit gewichtet.
Mit einer Lenkmomentwaage ermitteln wir gleichzeitig, wie sehr sich Seitenwind in der Lenkung spüren lässt.
Dauerlauf
Auf einem Trommelprüfstand des Reifenherstellers Schwalbe laufen die Hinterräder bei einer Belastung von 65 Kilogramm 5.000 Kilometer mit 40 km/h. Die Rollen sind mit 2,5 Millimeter hohen Hindernissen versehen; für die Speichen bedeutet das rund neun Millionen Stöße zusätzlich zu den Belastungen im Radaufstandspunkt.
Schlagresistenz
Carbon ist fest, aber spröde. Ist das Laufrad hin, wenn man ein Schlagloch trifft? Dies testen wir mit einem eigenen Schlagtest im TOUR-Labor. Ein Kunststoffhammer fällt auf das Felgenhorn, wir testen mit drei Fallhöhen, ob bleibende Schäden auftreten.