Neue Gruppen für den EinstiegShimano präsentiert Rennrad- und Gravel-Komponenten für CUES-Serie

Jens Klötzer

 · 30.01.2025

Mit der CUES läutet Shimano ein neues Zeitalter für preiswerte Gravelbikes und Rennräder ein
Foto: Shimano
Vor zwei Jahren präsentierte Shimano unter dem Namen CUES ein modulares Konzept für preiswerte Mountainbikes und Alltagsräder. Nun wird die Komponentengruppe um Teile für Rennräder und Gravelbikes ergänzt. Sie sollen vor allem die Orientierung im Komponentendschungel vereinfachen, doch das hat nicht nur Vorteile.

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern: Dass das CUES-Konzept auch auf Rennräder und Gravelbikes erweitert wird, stellten Shimano-Vertreter bereits bei der Einführung 2023 in Aussicht. Im Sommer letzten Jahres verdichteten sich die Hinweise, dass das Modelljahr 2025 ein neues Zeitalter für besonders preiswerte Rennräder und Gravelbikes einläuten wird. Nun ist der Vorhang gelüftet: Es werden spezifische Komponenten wie Hebel für Rennlenker und Kurbeln mit einsteigertauglichen Rennrad-Abstufungen eingeführt. Die CUES-Komponenten werden zukünftig den Rennradmarkt im unteren Preisbereich prägen.

Traditionell hat Shimano bei günstigen Bikes fast ein Monopol; die Konkurrenz von SRAM und Campagnolo steigt preislich deutlich höher ein. Die Komponenten wurden mit Blick auf Einsteiger entwickelt; sie sollen besonders einfach, wartungsarm und haltbar sein. Auch bei den verfügbaren Übersetzungen richten sie sich vornehmlich an niedrigere Leistungsniveaus. Ein Ziel soll aber auch sein, die Orientierung bei den Verschleiß- und Ersatzteilen zukünftig deutlich zu vereinfachen. Welche Komponenten miteinander kompatibel sind, ist bei den Schaltungen und Bremsen nämlich oft verwirrend. Die preiswerten Rennrad-Gruppen Tiagra (Zehnfach), Sora (Neunfach) und Claris (Achtfach) werden mit der Einführung von CUES ersatzlos gestrichen.

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Shimano CUES: Verschiedene Ansprüche mit gleichen Teilen

Das Konzept klingt zunächst einleuchtend und simpel: Die Komponenten lassen sich modular mit unterschiedlichen Antrieben kombinieren als Neun-, Zehn- oder Elffach-Konfiguration; dazu gibt es Kurbeln in zwei Qualitätsstufen, mit einem oder mit zwei Kettenblättern und in verschiedenen Abstufungen. So bedient CUES unterschiedliche Preisklassen, Radtypen und Leistungsniveaus, nutzt dabei aber viele Gleichteile. Bremsen, Schaltwerke, Kurbeln und Ketten beispielsweise sind untereinander austauschbar, alle Antriebe laufen mit Shimanos Elffach-Ketten. Selbst die Schalthebel können mehrere Antriebskonfigurationen steuern: Mit dem rechten Schalthebel lassen sich neun, zehn oder elf Ritzel bedienen; die Hebel für mechanische Scheibenbremsen sind zumindest Neun- und Zehnfach-kompatibel.

Kein “Ersatzteillieferant” für ältere Rennräder mehr

In der Realität dürfte die Einführung von CUES Radfahrende innerhalb der Shimano-Welt jedoch vor neue Probleme stellen. Weil die Ritzelabstände und -breiten bei allen Kassetten von neun bis elf Zahnkränzen in der CUES-Umgebung einheitlich sind und auf dem neuen, haltbareren Linkglide-Zahnprofil basieren, sind die Teile mit anderen Rennradgruppen mit gleicher Ritzelanzahl nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt kompatibel. Bislang war die Orientierung hier einfacher: Alles mit gleicher Ritzelanzahl passte in der Regel zusammen, egal aus welcher Generation.

Als “Ersatzteillieferant” für ältere, hochwertige Gruppen mit neun oder zehn Ritzeln taugen die CUES-Teile allein deshalb nicht. Ohnehin sind die Shimano CUES-Kassetten, meist die interessantesten Verschleißteile, mit mindestens 36 (Neunfach) bzw. 39 Zähnen (Zehnfach) nicht für Rennrad-Schaltungen geeignet, da die großen Ritzel von den älteren Schaltwerken nicht bewältigt werden können. Auch haben die Zweifach-Kurbeln wie die Gravel-Gruppe GRX eine 2,5 Millimeter weiter außen liegende Kettenlinie, die breitere Reifen zulässt. Darauf wiederum ist der CUES-Umwerfer abgestimmt.

Mit anderer Kettenlinie passen Kurbeln und Umwerfer der CUES nicht zu anderen Rennrad-GruppenFoto: ShimanoMit anderer Kettenlinie passen Kurbeln und Umwerfer der CUES nicht zu anderen Rennrad-Gruppen

Unübersichtlich auch innerhalb der Gruppe

Aber auch in der Shimano CUES-Umgebung gibt es, zumindest aus der Pressemitteilung heraus, recht unübersichtliche Kompatibilitätseinschränkungen. So sind mit einer Zweifach-Kurbel nur Neun- oder Zehnfach-Kassetten möglich, denn die Elffach-Kassetten gibt es nur in entsprechend großen Dimensionen für Einfach-Antriebe (45 oder 50 Zähne). Die Hebel für hydraulische Bremsen werden keine Neunfach-Systeme, die für mechanische Scheibenbremsen keine Elffach-Antriebe schalten können.

Auch sind mechanische Scheibenbremsen nicht mit Zweifach-Kurbel kombinierbar, da es keinen entsprechenden linken Bremsschalthebel gibt. Passende mechanische Bremssättel gibt es nicht, dafür muss man sich aus anderen Gruppen bedienen. Ganz konsistent ist die modulare Plattform also nicht, was zum Teil an den jeweiligen Bedürfnissen der Zielgruppen liegen dürfte.

So bleibt die CUES eine eigene, abgeschlossene Welt für zukünftige Gravelbikes und, so es sie denn in Zukunft noch geben wird, sehr preisgünstige Straßenrennräder. Am Portfolio sieht man, dass Shimano letzteren kaum noch Chancen einräumt: Bei den Übersetzungen ist die CUES auf den Gravel- beziehungsweise Allroad-Einsatz fokussiert, eine klassische Rennrad-Abstufungen gibt es, von der Kompaktkurbel mit 50/34 mal abgesehen, nicht. Dass die reinen Rennrad-Gruppen Sora (Neunfach) und Tiagra (Zehnfach) komplett gestrichen werden, bestätigte Shimano auf unsere Nachfrage. Schon bei den Mountainbike-Gruppen wurden mit Einführung der CUES viele preiswerte Gruppen gestrichen.

Qualitativ dürften sich die Komponenten auf dem Niveau von Tiagra und Sora befinden. Preise oder Gewichte für Einzelteile teilte Shimano zunächst nicht mit. Noch nicht veröffentlichte Modelle von Radherstellern deuten darauf hin, dass die CUES eine Gruppe für Bikes im Preisbereich von 1.000 bis 1.500 Euro sein wird. Gerade die günstigeren Versionen der Kurbeln, die nicht hohl geschmiedet sind, dürften aber trotz moderner Optik sehr schwer ausfallen.

Das sind die neuen Shimano CUES-Komponenten

Schalthebel und Bremshebel

ST-U6030

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  • Für hydraulische Scheibenbremsen
  • Kompatibel mit 10 oder 11 Ritzeln
  • Linker Hebel für Ein- oder Zweifach-Antrieb

ST-U3030

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  • Für mechanische Scheibenbremsen
  • Kompatibel mit 9 oder 10 Ritzeln
  • Linker Bremshebel nur ohne Schaltmechanik, also für Einfach-Antriebe

Kurbeln

FC-U6040-2

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  • Zweifach (50/34 oder 46/32 Zähne)
  • Kompatibel mit 9 oder 10 Ritzeln
  • Hollowtech II-Technologie

FC-U6040-1

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  • Einfach (40 oder 42 Zähne)
  • Kompatibel mit 9, 10 oder 11 Ritzeln
  • Hollowtech II-Technologie

FC-U6030-2

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  • Zweifach (50/34 oder 46/32 Zähne)
  • Kompatibel mit 9 oder 10 Ritzeln
  • Massive Kurbelarme

FC-U6030-1

tour/569487-fc-u6040-1-40t-shic219-primary-1-169721-original-1735816303_41e3f5b80e4fa9ebdba58011925291dcFoto: Shimano
  • Einfach
  • Kompatibel mit 9, 10 oder 11 Ritzeln
  • Massive Kurbelarme

Umwerfer

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FD-U6030

  • Als Anlöt- oder Schellenversion
  • Kettenlinie für größere Reifenfreiheit
  • Kompatibel mit 9 oder 10 Ritzeln

Bremsen

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BR-U6030

  • Hydraulische Bremssättel
  • Flatmount-Aufnahme für Rennräder und Gravelbikes
  • Nur für 160-Millimeter-Bremsscheiben (ohne Adapter)

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