Jens Klötzer
· 20.09.2025
Diese Rennradsaison steht ganz im Zeichen neuer Komponenten: Alle drei großen Hersteller bringen neue Schaltgruppen auf den Markt. Für Gravelbikes und Straßenrenner, von sehr preiswert bis luxuriös: Wir haben die Campagnolo Super Record 13 (Test), die Shimano Cues und auch die SRAM Force AXS schon getestet. Und eben die SRAM Rival AXS. Weiterlesen, um mehr zu erfahren.
Die 2021 präsentierte Rival-Gruppe, die als dritte Reihe hinter Red (Test) und Force (Test) im SRAM-Programm firmiert, sollte seinerzeit elektronisches Schalten für ein breites Publikum zugänglich machen und den Amerikanern weitere Marktanteile verschaffen. Viel wurde daraus nicht, denn Konkurrent Shimano reagierte schnell mit der 105 Di2, die leichter und etwas günstiger war und bei Straßenrennrädern im Rückblick deutlich erfolgreicher. An Gravelbikes war die Rival dagegen häufiger zu finden; hier markierte sie tatsächlich den Einstieg in die elektronische Schaltungswelt, und die Option, das Getriebe auch ohne vorderen Umwerfer bedienen zu können, entsprach eher dem Zeitgeist. Der jüngste Generationswechsel bei SRAM könnte nun dazu beitragen, dass die Amerikaner in der Ausstattung von Gravelbikes endgültig die Oberhand gewinnen.
Denn der attraktiven 1x13-Option, die auch die Rival bietet, hat Shimano derzeit nichts entgegenzusetzen. Gravelbike-Getriebe mit nur einem Kettenblatt liegen im Trend, auch wenn sie zu Kompromissen zwingen, wie beispielsweise einer geringeren Übersetzungsbandbreite bzw. gröberen Abstufung. Weil abseits des Asphalts insgesamt langsamer, dafür aber mit größeren Tempounterschieden gefahren wird, stört das weniger. Vorteile wie die einfache Handhabung, Platz für breitere Reifen und eine geringere Defektanfälligkeit können dann überwiegen. Mit einem zusätzlichen Ritzel schwächt SRAM nun das wesentliche Gegenargument weiter ab. Dass 13 Ritzel, richtig abgestuft, den allermeisten Ansprüchen genügen, hat vor einigen Jahren schon die Campagnolo Ekar gezeigt. Bislang waren solche Getriebe aber High-End-Rädern vorbehalten. Mit der Rival dürften Kompletträder zukünftig ab 3000 Euro zu haben sein, bei Marktstart boten Online-Shops die Gruppe schon für gut 1000 Euro an.
Die markante Aluminium-Kurbel mit Aussparung und das voluminöse Schaltwerk mit vielen Kunststoffteilen wirken sehr eigenständig, aber keineswegs billig. Die neuen Griffe orientieren sich in der Form an Red und Force und werden mit Carbonbremshebeln enorm aufgewertet. Der Bonus-Knopf an der Innenseite fehlt ihnen allerdings, was wir schade finden. Zum Konzept des Gravel-Antriebs gehört ein besonderes Schaltwerk, das im UDH-Standard direkt an der Steckachse aufgehängt ist. Es sitzt bombenfest, arbeitet sehr präzise, ist robust und kinderleicht einzustellen. Auch die Zeiten verbogener oder abgerissener Schaltaugen sind damit vorbei. Einziger Nachteil: Der Rahmen muss dafür vorbereitet sein; ältere Räder lassen sich nicht nachrüsten.
Für die SRAM-Einfach-Antriebe gibt es nur eine Kassette mit 10-46 Zähnen. Die Feinabstimmung erfolgt über das Kettenblatt, das es in Zweierschritten von 38 bis 46 Zähnen gibt; auch noch größere Blätter lassen sich montieren. Die Abstufung, an unserem Testrad mit einem 40er-Blatt kombiniert, passt zwar für vieles und lässt auch sehr leichte Berggänge zu. Eine etwas enger abgestufte Option für sportlichere Fahrweise könnten wir uns aber auch gut vorstellen – vor allem, weil dann 1x13 auch am Straßenrad eine Option sein könnte.
In der Praxis erstaunt, wie ähnlich die neue Rival der Red geworden ist: Die starken Bremsen, die Ergonomie, das präzise Schaltverhalten – funktional besteht kaum ein Unterschied. Damit macht die Rival-Gruppe im renovierten SRAM-Portfolio einen gewaltigen Schritt nach vorne. Klar ist die Gruppe schwerer als die Red, das Schaltwerk wiegt fast 500 Gramm, die Kurbel 750 Gramm. Kompletträder werden damit um neun Kilogramm wiegen. Ein ähnlich teures Rad mit mechanischer Shimano-GRX-Schaltung dürfte etwas leichter sein. Angesichts ihrer Funktionsvorteile und des viel moderneren Eindrucks der Rival XPLR könnten aber viele Interessenten ein mit SRAM ausgestattetes Rad in dieser Preisklasse vorziehen. Selbst eine Leistungsmessung ist in der Kurbel integriert: Das in der Tretlagerwelle versteckte Gerät misst zwar nur links, kostet aber auch nur 180 Euro Aufpreis.
Die Straßenrad-Version der Rival profitiert ebenfalls vom umfangreichen Update der SRAM-Komponenten. Die neuen Hebel, Bremsen und Kurbeln entsprechen denen der getesteten XPLR-Gruppe. Wie die teureren SRAM-Gruppen fährt die Zweifach-Version nun mit integrierten Kettenblättern; beide sind aus einem Stück gefertigt und lassen sich nur komplett tauschen. Die Garnitur ist 50 Gramm leichter geworden. Als Kettenblatt-Kombinationen sind für die Rival nur 46/33 und 48/35 Zähne erhältlich. Der Rival-AXS-Umwerfer ist aber auch mit der größeren Kettenblatt-Kombination 50/37 der Force kompatibel. Er verfügt ebenfalls über eine Auto-Trimm-Funktion und soll genauso schnell und präzise schalten wie die teureren Wechsler. Zur Kombination mit den Zweifach-Kurbeln stehen für die Rival eine eher sportliche (10-30) und eine breiter gefächerte Kassette (10-36) zur Verfügung. In Sachen Preis, Gewicht und Anzahl der Gänge konkurriert sie direkt mit Shimanos Bestseller 105 Di2: Die Komponenten-Gruppe kostet etwas mehr als 1000 Euro, komplette Bikes beginnen bei rund 3000 Euro.