Die Top-Gruppen verkörpern das technisch Machbare, sind aber teuer. Für kleinere Budgets haben alle Hersteller auch preiswertere Ableger im Programm. Bei den elektronischen Schaltungen sind auch Stellmotoren, Akkus und Apps in der Regel identisch, es gibt also kaum Funktionseinbußen. Die Unterschiede liegen hauptsächlich im Gewicht: Günstigere Gruppen sind schwerer, da sie weniger hochwertige Materialien aufweisen. Auch die Oberflächen wirken oft weniger wertig, die Verarbeitung ist etwas einfacher.
Zur Funkschaltung Super Record WRL gibt es nur eine günstigere Alternative: Die Super Record S WRL ist nahezu baugleich, kommt mit einem anderen Finish und wiegt 150 Gramm mehr. Auf dem Preisniveau der Italiener lässt sich damit viel Geld sparen, der Listenpreis liegt bei knapp 4.000 Euro und damit 1.200 Euro unter der Super Record ohne „S“. Darunter hat Campagnolo noch mehrere rein mechanisch arbeitende Gruppen im Programm, deren Entwicklung schon einige Jahre zurückliegt: Von der extraleichten Super Record (ca. 3.500 Euro) bis zur einfachen Centaur (ca. 700 Euro).
Die Technologie der Dura-Ace kommt weitestgehend auch bei der günstigeren Ultegra zum Einsatz. Der Gewichtsnachteil ist relativ groß, er beträgt etwa 350 Gramm, dafür kostet sie mit rund 2.600 Euro satte 2.000 Euro weniger als die Dura-Ace. Auch die elektronische 105 wirkt auf den ersten Blick funktional vergleichbar, jedoch muss man hier Kompromisse eingehen: Die Bremsen verfügen nicht über die ServoWave-Technologie und die Stellmotoren arbeiten minimal langsamer. Dafür ist der Preis attraktiv: Sie ist für 1.800 Euro zu haben. Darunter bietet Shimano noch eine mechanische Zwölffach-105 an, sie kostet gut 1.000 Euro.
Die Elektro-Gruppen Force und Rival AXS arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie die Red, basieren aber noch auf der Vorgängergeneration. Hier lohnt es sich, zu warten: Für diesen Sommer sind Neuigkeiten angekündigt. Die neuen Gruppen dürften vor allem bei den Bremsen und beim Schaltverhalten die Technologien der Red adaptieren und damit große Fortschritte machen. Traditionell ist die Force-Gruppe ein direkter Konkurrent zur Shimano Ultegra und dürfte sich preislich und beim Gewicht wieder in deren Nähe einpendeln – aktuell kostet sie mit knapp 2.700 Euro fast genauso viel, hat dann aber ein Powermeter mit an Bord. Die bisherige Rival funktioniert gut, hat mit einer massiven Alu-Kurbel aber vor allem einen Gewichtsnachteil gegenüber der Shimano 105.
Kaum, Felgenbremsen werden zunehmend zum Auslaufmodell. Wer jetzt noch aktuelle Schalttechnik mit Felgenkneifern kombinieren will, muss schon suchen und Kompromisse eingehen. SRAM hat die Technik schon vor Jahren aussortiert. Für die aktuelle Dura-Ace war bei Einführung noch die Option auf Felgenbremsen gelistet, sie wurden unverändert aus der Vorgängergeneration übernommen. Die passenden Hebel mit Funkschalttechnik dürften aber rar gesät sein. Ultegra und 105 gibt es nur noch mit Disc. Das größte Angebot bietet offiziell Campagnolo: Neben allen mechanischen Schaltungen gibt es auch die verkabelte Super Record EPS – der direkte Vorgänger der aktuellen WRL – jeweils auch mit Seilzugbremsen. Wie es um die Lieferbarkeit bestellt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Eng gestufte Gänge oder große Ritzel für leichte Bergübersetzungen? Moderne Rennradgetriebe können vieles, aber auch mit zwölf Ritzeln leider immer noch nicht alles. Deshalb sollte der Antrieb auf die eigenen Anforderungen abgestimmt sein: Profis auf Flachetappen fahren große Kettenblätter und fein abgestufte Kassetten; für steile Berge ohne viel Training sind möglichst kleine Kettenblätter und Kassetten mit großen Ritzeln nötig, womit die Gangsprünge größer werden. Was am besten passt, ist also eine Frage der Leistung und der Strecke. Für Käufer kompletter Räder erübrigt sich das Thema meist, weil passend zur Radkategorie schon das Richtige verbaut ist. Wer selbst konfigurieren muss, steht bei den neuesten Rennradgruppen vor einem Zahlenproblem: Die Zähnezahlen sind zwischen den Herstellern nicht mehr vergleichbar, die klassischen Abstufungen „Kompakt“ (50/34), „Semi-Kompakt“ (52/36) und „Standard“ (53/39 bzw. 54/40) gibt es nur noch bei Shimano. Mit dem Anfangsritzel mit zehn Zähnen bei Campa und SRAM haben sich auch die Kettenblätter verkleinert, passend dazu gibt es andere Kassetten. Unsere Übersicht zeigt, welche Kurbel zu welchem Einsatzzweck passt und welche Kassette aus dem Angebot das am besten ergänzt.
Wie die Felgenbremsen werden auch mechanische Schaltungen an neuen Rennrädern zunehmend selten. Hochwertige, leichte Produkte bietet nur noch Campagnolo, sowohl für Scheiben- als auch für Felgenbremsen. Shimano hat die aktuelle 105-Gruppe mit zwölf Ritzeln als mechanische Version aufgelegt, allerdings ist sie nur noch mit Discs kompatibel. SRAM setzt am Straßenrenner inzwischen ausnahmslos auf Elektronik.