Powermeter tracken, wie stark man tritt. Sie zeichnen Leistungsdaten auf, die dann zur Leistungsdiagnostik und zum Verstehen der eigenen Performance genutzt werden können. Das kann sich positiv auf den Trainingsfortschritt auswirken. Wir haben 4 Powermeter getestet.
Die neunte Generation von Powermeter-Pionier SRM ist modular aufgebaut: Der Mess-Spider kann mit Tretlagerwellen in 29 mm (SRAM DUB) oder 30 mm kombiniert werden. Verschiedene Blätter stehen auch zur Wahl. So lassen sich (mit Innenlagertausch für Shimano) alle gängigen Schaltgruppen abdecken – auch SRAM-AXS-kompatible Blätter sind erhältlich. Unser Testmuster hat sehr leichte Cybrei-Carbonkurbeln (160–175 mm) und Alu-Blätter. Damit liegt das Systemgewicht bei sehr guten 652 Gramm. Im Kreuzvergleich mit Favero-Pedalen zeigt das SRM-Powermeter aufs Watt identische Werte vom lockeren Tritt bis zum Fahren am Anschlag. Erstmals verzichtet SRM auf den Magneten zur Erfassung der Trittfrequenz. Damit sind nun auch Eierblätter mit SRM korrekt auswertbar, zudem ist die Montage einfacher geworden. Geladen wird der interne Akku per Magnetstecker. In Sachen Konnektivität ist das Powermeter wählerisch, es mochte sich unter unseren Testgeräten ausschließlich mit dem SRM-Computer PC8 verbinden, soll laut Hersteller aber mit allen ANT+ und BT-Computern kompatibel sein.
+ leicht, genau, modular
- Konnektivität
577 Gramm für die Leistungsmesskurbel der Red-Gruppe sind konkurrenzlos leicht. Der Preis für die Grammfuchserei: Die Messtechnik ist fest im Doppelkettenblatt verbaut. So spart Sram Schrauben und Schnittstellen. Der konsequente Leichtbau kann aber teuer werden. Ist eines der Blätter verschlissen, kommt die ganze Einheit in die Tonne. Wer sich daran stört, findet in der Force-AXS-Kurbel eine Alternative, da lassen sich Spider und Kettenblätter trennen. Der Strom stammt aus einer Knopfzelle. Im Test zeigt das Powermeter rund 4 bis 5 Prozent höhere Werte als zwei zum Abgleich eingesetzte Favero-Pedal-Paare. Wir können daher mit guter Sicherheit sagen, dass das Red-Powermeter dezent übertreibt. Sram gibt +/-1,5 Prozent Genauigkeit an. Davon abgesehen ist die Datenqualität gut.
+ extrem leicht
- Genauigkeit außerhalb der Spezifikation, einteiliges “Wegwerf“-Powermeter
Shimano bietet seine Top-Gruppe Dura-Ace wahlweise mit Kurbelpowermeter an. Im Prinzip gut: Die Kurbeln sind wichtiger Teil der Designsprache und sichern mit den zugehörigen Blättern herausragenden Schaltkomfort. Jedoch: Shimano betreibt zwar viel Aufwand, um die Verformung der Kurbeln mittels 24 nachträglich applizierter Dehnmessstreifen zu ermitteln, trotzdem ist das rohe Messsignal fehlerhaft, besonders das kleine Blatt zeigt zu hohe Werte – um die 13 Watt Offset in unseren Fahrten. Erst durch Paaren mit der Schaltung, wodurch das Powermeter weiß, wann das kleine Blatt im Einsatz ist, lassen sich die Werte hinbiegen. Nach der Korrektur halbiert sich die Abweichung auf beiden Blättern, die Dura-Ace zeigt nun weniger Leistung als das Referenzgerät. Auch die Signalfilterung ist ausbaufähig. Es kommt vereinzelt zu Aussetzern. Der Magnet zur Erfassung der Trittfrequenz ist auch nicht mehr zeitgemäß, damit lässt sich der Tritt nicht sehr fein auflösen. Temperaturstabil ist die Messung hingegen.
+ unsichtbare Integration, sehr gute Schaltfunktion
- nur mit Software-Tricks brauchbare Werte
Eine der günstigsten Möglichkeiten, ein Powermeter nachzurüsten, ist die Messung nur auf einer Seite. Sram bietet dazu linke Kurbeln mit Welle an, die Leistungsmessung steckt unsichtbar in der Aluminium-Welle. Die Stromversorgung übernimmt eine AAA-Lithium-Batterie, die 400 Stunden halten soll und vom Nutzer zu tauschen ist. Im Test zeigt sich das Rival-Powermeter tadellos. Dass es zu Messabweichungen von im Schnitt 13 Watt kommt, liegt an der einseitigen Messung. Im Prinzip misst die Kurbel präzise, was wir mit einbeinigem Treten bestätigen konnten. Die linke Rival-Kurbel zum Nachrüsten ist in Längen von 160 bis 175 Millimeter erhältlich, Marktpreise liegen bei 220 Euro. Für den kompletten Kurbelsatz verlangt Sram 380 Euro. Das einbeinige Upgrade ist auch für die Force-Gruppe erhältlich (für Einblatt- und Zweifach-Antriebe kompatibel, 367 Euro).
+ misst linkes Bein präzise, lange Batterielaufzeit
- einseitige Messung
Wir haben bei diesem Test ganz auf zahlreiche Vergleichsfahrten vertraut – drinnen wie draußen, mit zwei bis drei Geräten, die parallel liefen. Ein Wahoo-Kickr-Smarttrainer diente zum Abgleich, um unter kontrollierten Bedingungen vergleichen zu können. Neben der Leistung im Ausdauerbereich bis 400 Watt haben wir auch Antritte und Sprints bis 1.000 Watt geprüft. Im kreuzweisen Abgleich kristallisiert sich eine „Mehrheitsmeinung“ heraus: Das Spider-Powermeter von SRM und mehrere Pedale von Favero zeigen auf ein bis drei Watt identische Werte an. Diese sind nahezu deckungsgleich mit einem Power2max-Gerät, das seit Längerem als Referenz dient. Von Favero hatten wir vier Pedale zum Vergleich, die innerhalb von ein bis drei Watt Varianz liegen (im Bereich 150–400 Watt) – das ist erstaunlich genau. Pedale, die seit Jahren im Einsatz sind, zeigen die gleichen Werte wie neue Geräte. Eine Genauigkeit von +/-1 Prozent scheint plausibel.