Interview“Es gibt keine zu kurzen Kurbeln”

Robert Kühnen

 · 06.01.2025

Interview: “Es gibt keine zu kurzen Kurbeln”Foto: Appleman
Franziska Schmidt ist Bikefitterin beim Sattel- und Bikefitting-Spezialisten Gebiomized. Im TOUR-Interview spricht sie über das Vorgehen bei der Auswahl der richtigen Kurbellänge.

TOUR: Nach welchen Kriterien wählen Sie die passende Kurbellänge?

Franziska Schmidt: Wir arbeiten mit Satteldruckmessung. Es geht um Stabilität auf dem Sattel, um den Hüftwinkel und die Tretbewegung.

TOUR: Die Proportionen des Kunden spielen keine Rolle?

Franziska Schmidt: Richtig. Wir schauen uns die Tretbewegung an. Wenn die Gesamtposition stimmt, Sitzhöhe und Sitzlänge passen und trotzdem noch eine Instabilität sichtbar ist, schauen wir uns die Kurbellänge an. Es gibt natürlich Kunden, die mit Problemen im Hüftbeuger oder mit Kniebeschwerden kommen; dann schauen wir sofort ­genauer auf die Kurbel.

Franziska SchmidtFoto: Michael NehrmannFranziska Schmidt

TOUR: Was machen Sie mit Kunden, die kein Fahrrad mitbringen und eine Größenberatung wollen? Mit welcher Kurbellänge starten Sie dann?

Franziska Schmidt: Wir haben ein Fitbike mit einstellbarer Kurbellänge. Damit können wir von 155 bis 175 Millimeter alles durchtesten.



TOUR: Sind 2,5 Millimeter Längendifferenz spürbar?

Franziska Schmidt: Manche Sportler bemerken die Differenz von 2,5 Millimetern ­bereits, manchmal sehen wir es im Video an der Bewegung. Ab fünf Millimetern ist der Unterschied in der Kurbellänge deutlich zu spüren und zu sehen.

TOUR: Sind Kurbeln generell eher zu lang oder zu kurz?

Franziska Schmidt: Oft ist es sinnvoll, mit kürzeren Kurbeln zu arbeiten, gerade wenn es um sportliche Sitzpositionen und Zeitfahren im Triathlon geht. Kürzere Kurbeln ­öffnen den Hüftwinkel und verbessern Stabilität und Kraftübertragung.

TOUR: Spüren Sie den Trend zu kürzeren Kurbeln bei den Kunden?

Franziska Schmidt: Auf jeden Fall. Durch die Berichterstattung hat die Nachfrage deutlich zugenommen.

TOUR: Nimmt man 20,5 Prozent der Schrittlänge als Kriterium für die Kurbellänge, scheint es, dass die Räder ab Werk mit etwas zu langen Kurbeln für Männer angeboten werden. Und für Frauen, die im Größenspektrum ja ein Stück verschoben sind, sowieso.

Franziska Schmidt: Das können wir bestätigen. Es ist noch nie vorgekommen, dass ein gekauftes Rad mit zu kurzen Kurbeln ausgestattet war. Wenn man nicht sehr groß ist, sind die Kurbeln meist einen Tick zu lang. Das betrifft besonders kleine Rahmengrößen zwischen 48 und 52 Zentimeter. An sehr kleinen ­Rahmen werden oft viel zu lange Kurbeln verbaut.

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