Matthias Borchers
, Lena Krey
· 07.04.2023
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Günstige Fahrradcomputer mit GPS kosten je nach Zubehörumfang etwa 200 Euro, während man für die Top-Geräte vieler Hersteller locker mehr als das Doppelte bezahlen muss. TOUR wollte wissen, ob auch die preiswerteren Geräte eine vollwertige Navigation an den Lenker bringen.
GPS-Fahrrad-Navis für 200 Euro können viel, aber nicht alles. Kompakt, clever und smart sind die Kandidaten von Garmin und Sigma, Letzteren gibt es ohne Brustgurt oder Speedsensor bereits ab 90 Euro. Bei Konnektivität, Routen- und Trainingsaufzeichnung bieten beide Geräte guten Standard. In puncto Navigation jedoch empfehlen sie sich lediglich für den Einsatz im ländlichen Raum ohne Straßenwirrwarr. Etwas besser sind in dieser Disziplin Bryton und Lezyne, wobei Letzterer sogar eine grobe Kartenansicht im Panoramaformat bietet. Manko der beiden Geräte ist die gewöhnungsbedürftige Tastenbedienung. Ein Sonderfall ist der Ciclomaster Navic 400, der sich als vollwertiger Navigator präsentiert, aufgrund schwacher Rechenleistung aber nicht überzeugt.
Auf dem Display von Sigmas GPS-Computer am Lenker blinkt es, wenige Sekunden nach dem Eintauchen in eine Tunnelröhre unter der Stadtautobahn: “GPS verloren”. Hinter der Röhre kann der Navigator den Satelliten wieder “sehen”, seinen Leitstrahl erfassen und das Display vermeldet, begleitet von einem Piepton: “GPS OK!” “Ein Glück, wieder auf Kurs!”, denkt der Tester, bevor ein neuer Piepton seinen Blick auf die nächste Nachricht lenkt: “Track verlassen!” Also umkehren, zurück durch den Tunnel und am letzten Abzweig vor der Röhre wieder Kurs aufnehmen.
Eigentlich sollen GPS-Fahrradcomputer solche Irrfahrten verhindern; schließlich sind sie – unter anderem – dafür da, Radlern auf unbekanntem Terrain den rechten Weg zu weisen. Bei unserem Praxistest rund um München gelang das jedoch nicht immer. Das lag aber nicht etwa daran, dass die kleinen Rechner grundsätzlich Probleme mit dem Ortungssignal gehabt hätten, das mittlerweile von den fünf Anbietern GPS, GLONASS, Galileo, Beidou und Quasi-Zenith angeboten wird.
Die Herausforderung besteht eher darin, mit den Augen den kleinen Pfeilen auf dem angedeuteten Track insbesondere auf Schwarz-Weiß-Displays zu folgen. Bei den Geräten von Bryton, Garmin, Lezyne und Sigma sind sie so klein und pixelig dargestellt, dass sie schwer zu erfassen sind. Je dichter das Gewirr der Straßen in der Umgebung, desto leichter verliert man die Position aus dem Blick, und im Nu ist der Abzweig verpasst.
Vor der Fahrt muss allerdings noch der Track aufs Gerät – also die Route, die man nachfahren möchte. Vier der fünf Geräte benötigen dafür die zugehörige App auf dem Smartphone, mit deren Hilfe auch der Parcours erstellt wird. Lediglich der Ciclomaster kann den Track selbst erstellen.
Die größeren Monitore mit besserer Auflösung von Lezyne und Ciclomaster sind beim Navigieren von Vorteil, insbesondere das vier Zoll große Farbdisplay des Ciclomaster Navic 400 erleichtert das Ablesen. Praktisch beim Lezyne ist, dass man das Gerät sowohl im Hoch- als auch im Querformat befestigen kann.
Zudem bietet er nicht nur eine minimalistische Pfeil-plus-Pfad-Navigation, sondern stellt grob Straßen und Häuserreihen der Umgebung dar, was die Orientierung erleichtert.
Einen weiteren Trumpf zieht der GPS-Computer Ciclomaster neben dem großen Farbdisplay mit dem installierten Kartenmaterial. Diesen Luxus bieten sonst nur doppelt so teure Navis von Garmin oder Wahoo. So ausgestattet, sollte das größte und schwerste Gerät im Vergleich (180 Gramm) eigentlich ideale Voraussetzungen für die komfortable Navigation mitbringen. Doch die schwache Rechenleistung bringt Kartengrafik und Positionsbestimmung immer wieder ins Straucheln; die Neuberechnung der Route bei Abbiegefehlern läuft träge.
Trotz touchfähigem Display und relativ flacher Menüstruktur ist der Ciclomaster nicht besonders übersichtlich und intuitiv bedienbar. Per PC-Software aufgespielte Tracks sind etwas versteckt im Menüpunkt “Extras” abgelegt statt im Tourenordner, in dem sich auch alle aufgezeichneten Touren befinden. Immerhin besitzt der Navic 400 einen praktischen Home-Button, mit dem man immer wieder zum Startbildschirm zurückfindet, sowie eine vollwertige Start-Ziel-Navigation. Das bietet in dieser Preisklasse kein anderes Gerät.
Mangels Konnektivität scheidet der Ciclomaster als Datensammler und Trainingscomputer allerdings aus. Als einziges Gerät im Test lässt er sich weder mit Sensoren noch mit einem Powermeter oder einem Smartphone koppeln. Die anderen vier Geräte dagegen können in dieser Disziplin dank integrierter Funkstandards wie ANT+, Bluetooth oder integriertem FE-C-Chip punkten.
Sie lassen sich mit einer großen Palette von Sensoren (auch von Fremdherstellern) wie beispielsweise Pulsmesser, Powermeter und auch Smarttrainern verbinden; deren Daten können im Display angezeigt und bei der Aufzeichnung der Trainingsrunde abgespeichert werden, womit sie Einsatzspektrum und Nutzwert sinnvoll erweitern.
Mit den Apps von Bryton, Garmin, Lezyne und Sigma sind wir gut zurechtgekommen. Sie ließen sich auch mit unserem älteren Test-Smartphone laden und installieren, einem iPhone 6S mit nicht mehr aktuellem Betriebssystem; auch die Koppelung mit dem Gerät gelang einfach, sofern auf dem Fahrradcomputer selbst die jeweils aktuellste Firmware installiert ist.
Lediglich mit dem Sigma benötigten wir mehrere Anläufe zum Koppeln mit dem Smartphone: Der Hersteller hatte zwischen Lieferdatum und Zeitpunkt des Tests gleich zwei neue Firmware-Versionen im Angebot, die nach einem Smartphone mit aktuellstem Betriebssystem verlangten. Anschließend funkte es zwischen den Geräten perfekt.
Funktionsumfang und Bedienkonzept der Apps stellten unsere Tester vor keine Probleme. Alle Apps ließen sich nach geringer Einarbeitung leicht bedienen. Besonders gefallen hat uns die einfache Konfiguration der Datenfelder bei Sigma mithilfe der Ride-App. Mit Garmins Connect-App lassen sich Tracks intuitiv planen, speichern und per Bluetooth aufs Gerät übertragen.
Zu Preisen unter 200 Euro bieten die fünf Fahrradcomputer im Test eine solide Basis für die GPS-Navigation, bleiben im Funktionsumfang und Bedienkomfort aber klar hinter teureren Geräten zurück. Der Ciclomaster Navic 400 eignet sich als einziger als autarkes Navigationsgerät, offenbart aber Schwächen bei der Schnelligkeit und Konnektivität. Die anderen vier sind schicke und schlanke Radcomputer, die sich an jeden Lenker montieren lassen; sie benötigen aber zwingend die App auf dem Smartphone, um ihr Potenzial ausschöpfen zu können.
>> Gesamtnote: 2,6
Fazit: Vielseitiger Dauerläufer: Der Bryton Rider 420 punktet vor allem mit langer Akkulaufzeit und gut durchdachter App. Eine Trainingsstatistik ist ebenso enthalten wie ein Trainingsplan zum Selbstgestalten. Auch in Sachen Konnektivität ist der Rider 420 ganz vorn dabei. Das Gerät lässt sich mit Smarttrainer, Pulsmesser oder Powermeter koppeln; aufgezeichnete Aktivitäten werden direkt in die App hochgeladen, für deren Verwendung man ein Nutzerkonto anlegen muss. Pluspunkte sind die Kompatibilität mit Bluetooth, ANT+, BLE und FE-C. Bei Navigation und Bedienung hingegen gibt es einige Defizite. Zwei der vier Tasten befinden sich an der Rückseite des Geräts und sind schwer zu erreichen. Auch die Doppelbelegung der Tasten macht die Bedienung nicht leichter. Die Navigation mit Pfeilen und Straßennamen sieht zwar gut aus, im Endeffekt wird der Benutzer aber nur von einer losen Linie geleitet.
>> Gesamtnote: 2,1
Fazit: Cleverer Kompaktcomputer: Mit 1,8 Zoll hat der Mini-Garmin das kleinste Display im Test, das dank hoher Auflösung jedoch scharf und bei jeder Lichtsituation gut lesbar darstellt. Fünf Knöpfe braucht es für die Bedienung, die logisch und leicht zu lernen ist. An Bord sind alle Funk-Standards wie ANT+, Bluetooth und sogar FE-C, womit sich alle Sensoren von Powermeter bis Smarttrainer andocken lassen. In Verbindung mit der Connect-App auf dem Smart-phone kann man Komoot-Routen abfahren oder Strava-Segmente integrieren; die Climb-Pro-Funktion zeigt den Verlauf des Höhenprofils auf der Strecke an. Das hilft in unbekanntem Terrain bei der Kräfteeinteilung. Die Pfeilnavigation ist dank Darstellung des Streckenverlaufs etwas besser als bei Sigma, schnelle Richtungswechsel erfordern aber betonte Aufmerksamkeit. Überzeugen kann das Gerät als Trainingsbegleiter auf der Straße wie auf dem Smarttrainer. Acht Stunden Akkulaufzeit gehen bei Standardkopplung mit Sensor und Smartphone in Ordnung
>> Gesamtnote: 2,4
Fazit: Übersichtlicher Navigator: Der Lezyne Mega XL GPS besitzt eine solide Akkuleistung, hinzu kommt eine weitere Besonderheit: Das Gerät lässt sich im Hoch- und Querformat verwenden. Mit dem ohnehin überdurchschnittlich großen Bildschirm macht das die Lesbarkeit des Displays fast perfekt. Dafür gestaltet sich die Bedienung des Geräts eher schwierig. Durch die Tasten mit relativ hohem Druckwiderstand besteht die Gefahr, den Lenker zu verreißen. Auch liegen die Tasten sehr nah beieinander, die Bedienung mit Handschuhen ist dadurch schwierig. Zwar braucht das GPS-Signal anfangs etwas Zeit, bis die Position gefunden ist; wenn die Fahrt dann aber gestartet wird, bekommt der Nutzer eine sehr detaillierte Ansicht und Navigation. Routen von Komoot oder Strava können direkt in die App importiert werden. Der Lezyne lässt sich außerdem mit zahlreichen Sensoren via ANT+ oder Bluetooth koppeln.
>> Gesamtnote: 2,0
Fazit: Leistungsfähiger Logiker: Der Sigma gefällt mit einem für die Gerätegröße relativ großen Display. Dessen Pixeldichte ist zwar gering, jedoch lassen sich Zahlen und Grafiken auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesen, bei Dunkelheit schaltet sich die Beleuchtung automatisch ein. Lediglich drei große Tasten mit definiertem Druckpunkt steuern alle Funktionen, die Logik dahinter ist schnell erlernbar. Gekoppelt mit der Ride-App auf dem Smartphone lassen sich Tracks planen und aufs Gerät übertragen und die Datenfelder einfach anpassen; zudem können Pulsmesser oder Powermeter per ANT+ und Blutooth gekoppelt werden, was eine Trainingssteuerung ermöglicht; auch Komoot oder Strava sind kompatibel. Der Akku spendet bei Sensor- und Smartphonekopplung im Navi-Modus mehr als zehn Stunden lang Energie. Punktabzug gibt es für die zwar schnelle, jedoch einfache Pfeil-Navigation. Bei Überlandfahrt sind Abzweigungen zwar gut erkennbar, fürs urbane Straßengewirr oder Gelände reicht es jedoch kaum.
>> Gesamtnote: 3,3
Fazit: Großer Farbbildschirm: Der Navic 400 bietet mit vier Zoll großem Farbdisplay und Offline-Karten von Falk sowie Open Street Map beste Voraussetzungen als komfortabler Navigator und Pfadfinder, der sogar die Start-Ziel-Navigation beherrscht. Eigentlich. Denn sein größtes Manko ist die schwache Rechenleistung; allein 75 Sekunden vergehen vom Anschalten bis zum vollständigen Hochfahren und der Bereitschaft zur Dateneingabe. Das Display ist wenig brillant, bei starker Sonneneinstrahlung spiegelt es stark; zwar ist es berührungsempfindlich, reagiert aber gelegentlich träge bis widerwillig auf Gesten. Die kleinen Tasten haben einen harten Druckpunkt, bei dessen Überwindung das Gerät in der Halterung verrutschen kann. Beim Stichwort Konnektivität ist der Navic 400 blank. Damit ist das Gerät von Ciclomaster nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, wird bei vielen Onlinehändlern aber zum halben Preis angeboten.
Bewertet wurden alle Funktionen des Fahrradcomputers mit GPS und die Anwendung in Kombination mit der zugehörigen App, die alle Hersteller außer Ciclomaster anbieten. Alle Kriterien flossen mit gleicher Gewichtung in die Gesamtnote ein.
Entscheidend bei diesem Kriterium sind Anordnung, Größe und Druckpunkt der Bedienknöpfe. Am besten macht das Sigma, am schlechtesten Bryton; die zwei auf der Gehäuserückseite angebrachten Knöpfe sind unpraktisch und schlecht zu bedienen.
Alle Schwarz-Weiß-Displays lassen sich bei jeder Lichtsituation gut ablesen. Aufgrund der hohen Auflösung und Schärfe liefert der Garmin trotz des kleinsten Displays noch ein gutes Ergebnis. Eine Hintergrundbeleuchtung ist mittlerweile Standard. Das Farbdisplay des Ciclomaster spiegelt bei Sonneneinstrahlung, Schrift und Ziffern werden relativ grob dargestellt.
Wir haben die Akkulaufzeit der Fahrradcomputer ermittelt mit gekoppeltem Smartphone mit App (nicht beim Ciclomaster), aktiver Navigation und höchster Displayhelligkeit. Erkennbar ist, dass jeder zusätzlich gekoppelte Sensor die Akkulaufzeit entscheidend senkt. Mehrere Touren hintereinander ohne Aufladen schaffen die Geräte von Sigma, Lezyne und Bryton.
Das Koppeln von Leistungssensoren oder Smarttrainer über die Funk-Standards ANT+, Blutooth oder FE-C war bei früheren Gerätegenerationen fast nur Top-Modellen vorbehalten. Erfreulicherweise verfügen inzwischen auch günstigere Geräte über diese Funktionen, im Test alle außer dem Ciclomaster.
Bei der Navigation konnte lediglich der Ciclomaster einigermaßen überzeugen. Die einfache Pfeilnavigation aller anderen Geräte leitet in komplexem Terrain sehr ungenau.
Für runde Lenkerquerschnitte waren alle Halter im Lieferumfang tauglich. An Aerolenkern ließ sich keiner der Computer befestigen.
Wir haben auch einen Blick über und unter das 200-Euro-Preis-Niveau unseres Testfeldes geworfen. Da landet man beispielsweise bei einem Garmin Edge 530 für 400 Euro*. Um für noch deutlich weniger als 200 Euro auf dem Rad zu navigieren, kommt, sofern vorhanden, das Smartphone in Verbindung mit der Strava-App in der Premiumversion infrage; dann landet man bei etwa 50 Euro für einen Smartphone-Lenkerhalter und rund 50 Euro (pro Jahr) für die App.
Stärken: robustes Gehäuse, Tastenbedienung, Akkulaufzeit, Trainingskontrolle, alle Navigationsarten, Bedienung mit Tasten plus Touchfunktion, viele Halter, kompakt am Lenker.
Schwächen: Berechnung langer Routen dauert lang, schlechter Service, weder Akku noch Display können getauscht werden
Stärken: Prozessor rechnet schnell, ältere Smartphones können genutzt werden; Community, Tracks von Freunden folgen, Routenplanung mit Belagswahl; Wettkampfgedanke; Trainingstagebuch mit Fitnessanalyse
Schwächen: Trainingspläne und Powermeter lassen sich nicht integrieren; abhängig von der Netzqualität; große Smartphones können am Lenker stören, evtl. geringe Akkulaufzeit, schlechte Ablesbarkeit des Displays bei Sonneneinstrahlung, nur Touchbedienung