Sandra Schuberth
· 27.05.2023
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Gorewear hat zum Rad Race 120 eingeladen, um das neue Distance Kit vorzustellen. Bei der Entwicklung hat sich der Hersteller hohe Ziele gesteckt: Die komfortabelste Trägerhose sollte es werden. Wir haben Radhose und Trikot ausprobiert.
Gorewear macht Rad- und Outdoor-Kleidung für alle. Im Radsportbereich hat alles mit dieser Regenjacke angefangen:
Vokuhila - vorne kurz, hinten lang - damit erinnert die leuchtend orangene Jacke an das Frack einer Zirkusdirektorin. In Wahrheit ist es die erste fahrradspezifische Regenjacke aus dem Hause Gore.
Nach und nach hat der aus dem Bergsport kommende Hersteller sein Radbekleidungssortiment erweitert. 2016 hat sich die Produktentwicklung ein hohes Ziel gesteckt: Die komfortabelste Radhose zu entwickeln. Nach zahllosen Prototypen kam 2019 die erste Version der Long Distance Bib Shorts auf den Markt. Das sollte aber nicht das Ende der Fahnenstange sein, sondern das Entwicklungsteam holte sich viel Feedback zur Hose ein, um diese weiter zu verbessern. Es ging darum, Reibungspunkte und Problemstellen zu reduzieren, denn umso weniger potentielle Störfaktoren an einer Radhose vorhanden sind, umso weniger Probleme treten auf.
Comfort is the absence of discomfort - Komfort ist die Abwesenheit von Diskomfort.
Die erste Version der Distance Bib Shorts stieß laut Aussagen des Gore Wear-Teams auf viel positives Feedback. Aber es gab auch Kritikpunkte. Klar war also, dass jedes einzelne Feedback gesammelt, ernst genommen und in die Entwicklung der nächsten Version der Hose einfließen wird.
Es sollten potentielle Problemzonen verbessert werden. In der Umsetzung wurden schließlich die Nähte um 50 Prozent reduziert - weniger Nähte, weniger Probleme. Auch die Konstruktion des Sitzpolsters wurde überarbeitet, was ebenfalls Irritationen verringert und gleichzeitig die Lebensdauer erhöht. Die Passform wurde verbessert durch einen höheren Bund und auch der Beinabschluss wurde überarbeitet.
Erste Testfahrer fühlten sich in der neuen Hose ziemlich nackt - “man spürt die Hose kaum”.
Die Sitzpolster, die Gore Wear verwendet, sind “nicht von der Stange”, sondern individuell entwickelt. Das geschlechtsspezifische Polster der Long Distance+ 2.0 Bib* besteht aus drei Schichten unterschiedlicher Dichte und wird in ein zentrales Panel eingearbeitet - Central Torso Architecture.
Bei der Entwicklung der Radhose und des Polsters war Langlebigkeit ein entscheidender Faktor. Und um die Lebensdauer des Produktes zu erhöhen, wurde die Dichte der untersten Schaumschicht von 80 Kilo pro Kubikmeter auf 120 Kilo pro Kubikmeter erhöht. Labortests des Herstellers zeigen eine verlängerte Lebensdauer. Aussagen über die Lebensdauer für die Praxis lassen sich davon aber nur schwer ableiten, da unzählige Faktoren Einfluss nehmen. So beeinflussen Körpergewicht, Fahrstil, Waschen und Trocknen uvm. die Haltbarkeit.
Die Träger einer Radhose haben in erster Linie eine Funktion: Sie halten das Polster in Position. Bei der neuen Long Distance-Bib von Gore Wear sind die Mesh-Träger aus einem Stück gefertigt. Sie sind im Vergleich zum Vorgänger breiter und verteilen dadurch den Druck besser auf den Schultern.
Das Vorgängermodell der Gorewear Distance+ 2.0 Bib Shorts hatte einen durchgehenden Silikonstreifen auf der Innenseite des Beinabschlusses. Den brauchte es aber dank der Materialauswahl gar nicht. Und so wurde dieser ebenfalls überarbeitet. Jetzt sind es einzelne Plus-Zeichen, die den Beinabschluss an Ort und Stelle halten.
Neu ist auch die Cup-Kosntruktion beim Herren-Modell bzw. der Linker im Frauen-Modell. Ein atmungsaktives Windstopper-Material, das vorn über dem Polster sitzt, schützt vor kaltem Wind zum Beispiel während einer Abfahrt. Eine ähnliche Funktion haben auch dünne Schaumstoffschichten anderer Hersteller, aber da Gorewear Experte für funktionelle Textilmembranen ist, liegt es nahe, dass sie hier einen anderen Weg gehen. Die Windstopper-Membran ist laut Herstellerangaben atmungsaktiver als ein Schaum und somit komfortabler.
Dass die neue Hose für lange Tage im Sattel aus dem Hause Gorewear die bequemste Trägerhose auf dem Markt ist, sagt der Hersteller nicht. Aber es handelt sich um “die bequemste Bib Shorts von Gorewear” steht in der Pressemitteilung geschrieben.
Und tatsächlich fühlt sich das Material der Hose bereits beim hineinschlüpfen sehr angenehm an und sie sitzt wie angegossen.
Der größte Nachteil für Personen mit weiblicher Anatomie ist, dass es keine schnelle Lösung für die Bio-Pause gibt. Wer mal muss, muss sich erst das Trikot ausziehen, um dann die Träger von den Schultern zu schieben. Von immer mehr Herstellern gibt es Lösungen dafür und auch Gorewear hat bereits Trägerhosen mit Öffnungsmechanismus (Reißverschluss) auf dem Markt. Für die Distance+ 2.0 kam der Reißverschluss jedoch nicht in Frage, da der dem Design, das möglichst viele potentielle Irritationsstellen ausschließt, nicht gerecht würde. Man muss also abwägen: Will ich die bequeme Hose von Gorewear, muss mich aber für einen Boxenstopp ausziehen oder finde ich eine andere Hose, die eine Lösung für eine schnelle Toilettenpause bereithält?
Ein ähnlich komfortables Gefühl wie die Hose, soll auch das Gorewear Distance Jersey bieten, damit auf den längsten Fahrten der Fokus auf dem Wesentlichen liegen kann.
Der Halsausschnitt ist angedeutet V-förmig, um Druckstellen im Kehlkopf-Bereich zu vermeiden, gleichzeitig ist der Nacken halb angesetzt, um dort Schutz vor Auskühlung oder Sonne zu bieten. Für Komfort sorgt auch eine ähnliche Materialwahl wie bei der Hose. Beim Trikot kommt etwas weniger Elasthan zum Einsatz und ein leichteres Material (130 Gramm pro Quadratmeter anstatt 180 Gramm pro Quadratmeter wie bei der Hose). Wie bei der Hose, wurde auch beim Trikot auf so viele Nähte wie möglich verzichtet. Mal wurde geklebt, mal wurde der Stoff einfach umgeschlagen. Und auch die Armabschlüsse sind nur abgeschnitten, nicht gelasert, nicht genäht. Passend zu langen Distanzen wurden die Rückentaschen extra groß gestaltet. Eine kleine Reißverschlusstasche verstaut den Wohnungsschlüssel oder andere Wertsachen sicher.