Matthias Borchers
· 17.05.2023
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Rennrad-Regenjacken sollen trocken halten. Das ist ein anspruchsvoller Job, denn von außen soll kein Wasser eindringen und von innen Schweiß möglichst schnell abdampfen. Die Siegerjacken unseres Tests von 2021 gibt es noch zu kaufen – werden sie vom Jahrgang 2023 möglicherweise übertrumpft? Im TOUR-Test: 21 Regenjacken für Männer und Frauen.
2021 hießen die Gewinner unseres Tests von Regenjacken Gorewear, Decathlon und Scott. Diesmal haben wir von acht Herstellern je ein Männer- und ein Frauenmodell eingeladen und unter den gleichen Bedingungen getestet wie 2021.
Die Rennrad-Regenjacken schneiden fast durchweg gut ab, besonders die Modelle von Löffler, Rapha und Sportful – die Testsieger von 2021 behaupten allerdings weiterhin die ersten drei Plätze.
Rennrad-Regenjacken durchlaufen im TOUR-Test einen echten Prüfmarathon: Die Wasserdichtigkeit testen wir mittels Suter-Test, die Dampfdurchlässigkeit überprüfen wir mithilfe eines selbst entwickelten MVTR-Tests; dem ausführlichen Praxistest folgt die akribische Dokumentation der Ausstattungsdetails und die Bewertung der übrigen Kriterien (siehe “So testet TOUR”, ganz unten im Artikel).
Am Ende stehen endlose Zahlenkolonnen in Excel-Tabellen – und doch bleibt vorweg ein schlichtes Fazit: Die eine, beste Regenjacke für alle Anforderungen gibt es nicht. Aber es gibt viele sehr gute Jacken mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Überraschend auch für uns: Nach dem exakt gleichen Testverfahren beanspruchen die besten Regenjacken unseres Tests von 2021, die es bis auf eine Ausnahme noch zu kaufen gibt, weiterhin die ersten Plätze der Rangliste.
Insgesamt hatten wir für den aktuellen Test knapp 20 Hersteller von Regenjacken eingeladen, uns je ein Testmodell für Männer und Frauen zu schicken. Acht Marken nahmen die Herausforderung schließlich an. Die günstigsten Modelle zu je 110 Euro für die Frauen- und Männer-Variante schickte Vaude ins Rennen, 293 Euro verlangt der italienische Radsport-Couturier Q36.5. Die leichteste Jacke mit entsprechend kleinem Packmaß kommt von Löffler, knapp dreimal so viel wiegen die Jacken der tschechischen Radsportmarke Kalas.
Nach dem identischen Muster des Tests von 2021 haben wir alle Jacken in die Mangel genommen; allein 70 Prozent der Gesamtnote entfallen dabei aufs “Wasser-Management” der Überzieher. Das mündet in die beiden Disziplinen Dichtigkeit – von außen nach innen – und Dampfdurchlässigkeit – von innen nach außen –, die miteinander konkurrieren.
Wasserdicht zu sein, ist im Prinzip keine große Herausforderung, das schafft jede Plastiktüte. Nur will niemand in einer Plastiktüte Sport treiben, weil da zwar nix rein, aber auch nichts rausgeht. Und wenn der Schweiß in der Jacke bleibt, ist man in kürzester Zeit so nass wie ganz ohne Regenschutz.
Der Clou besteht darin, eine Regenjacke mit einer teildurchlässigen Membran auszustatten, die Wasser in Form kleinster Tröpfchen als Dampf entweichen lässt und dicken Tropfen den Weg nach innen verwehrt. Wenn das gut klappt, überstehen Radler Regenschauer warm und trocken.
Wer also die beste Membran in seiner Regenjacke als Laminat zwischen Innenfutter und wasserabweisender Außenhaut appliziert, die Jacke anatomisch passgenau für den Einsatz in der gebeugten Rennradhaltung schneidert und sie dazu noch mit einem leicht zu bedienenden Reißverschluss ausstattet sowie mit elastischen und formschlüssig anliegenden Ärmelbündchen, gut nutzbaren Rückentaschen und rundum platziertem Reflexmaterial, hat gute Karten, in der Endabrechnung im Test ganz vorne zu landen.
Nach dem Test auf Wasserdichtigkeit formierte sich eine Spitzengruppe der fünf Jacken von Q36.5, Rapha, Santini, Sportful und Vaude, jeweils mit der Note 1,8. Nach der Überprüfung der Dampfdurchlässigkeit konnte aber kein Modell an die sehr guten Ergebnisse der Testsieger von 2021 – Gorewear, Scott und Van Rysel – anknüpfen. Am schlechtesten präsentierte sich in dieser Disziplin die Jacke von Santini mit ihrem gummiartigen Innenfutter, das so gut wie keinen Schweiß entweichen lässt.
Ihr Laminat lässt nur ein Drittel so viel Wasserdampf passieren wie das der damaligen Testsieger und knapp halb so viel wie die besten Jacken des aktuellen Jahrgangs von Löffler oder Rapha.
Was als Fazit bleibt: Löffler, Rapha und Sportful offerieren tolle Regenjacken und erreichen bei Männer- und Frauenmodellen jeweils die besten Noten des aktuellen Tests. Damit können sie die Testbesten von 2021 zwar nicht vom Podium verdrängen, bieten dafür neben ihren guten Eigenschaften aber zusätzlich noch das Kaufargument vieler bunter Farben. Das macht sie für viele Radler, die keine schwarzen Jacken mögen, unschlagbar.
Die Gesamtnote setzt sich zusammen aus fünf Kriterien, die je nach Relevanz unterschiedlich stark gewichtet werden. Alle Messwerte haben wir selbst ermittelt, inklusive Suter-Test und Dampfdurchgangs-Test. Vor diesen Tests wurden alle Jacken nach Anleitung in der Waschmaschine mehrmals gewaschen.
Die Wasserdichtigkeit haben wir mit dem Suter-Test ermittelt (siehe DIN-EN-ISO 20811). Dabei wird die Jacke im Bereich einer Nahtstelle zwei Minuten lang unter einen Druck von 0,3 Bar (entspricht 3000 Millimeter Wassersäule) gesetzt. Tritt während des Tests Wasser durch das Material oder die Naht, gibt es Punktabzug. Ähnlich wie beim Spray-Test (DIN-EN-ISO 4920) wird das Abperlverhalten ermittelt, das von der Qualität der Imprägnierung des Oberstoffs abhängt. Mit Sehr gut wird bewertet, wenn Tropfen komplett abperlen und der Stoff sich nicht sichtbar vollsaugt. Material, das sich schnell vollsaugt und seinen Träger im Fahrtwind schnell frösteln lässt, bekommt schlechtere Noten. Die Kombination dieser Noten mündet in die Note für Regenschutz.
Erneut haben wir bei einem Test von Regenjacken die Dampfdurchlässigkeit mit einem eigenen Testverfahren überprüft. Unser Test funktioniert dabei nach dem gleichen Prinzip wie ein MVTR-Test, bei dem die Menge der verdunsteten Flüssigkeit durch das Jackenmaterial hindurch in einem bestimmten Zeitraum ermittelt wird (Moisture Vapor Transmission Rate, Einheit g/m2/24h). Unser Test ist sehr praxisnah, da das meist aus mehreren Lagen bestehende Laminat der fertigen Jacke gemessen wird und nicht nur die Membran für sich, auf die sich die Dampfdurchgangswerte auf den Etiketten der Hersteller beziehen.
In die Bewertung der Ausstattung fließen Details wie Zusatztaschen mit Reißverschluss ein, des Weiteren Zippergaragen, Abdeckungen für Reißverschlüsse, Stopp-Gummis am Hüftbund für besseren Sitz beim Pedalieren, die Beschaffenheit der Ärmelbündchen sowie zusätzliche oder integrierte Transporttaschen, in denen die Jacke verstaut werden kann. Frontreißverschlüsse, die sich auch während der Fahrt einhändig öffnen und schließen lassen, verbessern die Handling-Note.
Die beste Regenjacke nützt nichts, wenn sie nicht in die Trikottasche passt und deshalb zu Hause bleibt. Je leichter sie ist und je kleiner sie zusammengefaltet werden kann, desto besser. Darauf sollten vor allem Frauen achten, an deren Trikots die Rückentaschen oft kleiner sind als bei Männertrikots.
Gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr bedeutet für Rennradler ein Sicherheitsplus. Da die Farbwahl eine individuelle Entscheidung ist, bewerten wir lediglich die Größe und Verteilung von Reflexmaterial, das leuchtet, wenn es von einem Scheinwerfer angestrahlt wird. Je auffälliger die Jacke rundherum reflektiert, desto besser schneidet sie in dieser Kategorie ab.
>> Gesamtnote von 1,2
Die Rückenpartie neigt zum Hochrutschen; lange Ärmel, die auch kräftigen Oberarmen passen. Kragen mit Klettverschluss, Reißverschluss einhändig bedienbar. Top bei Regenschutz und Dampfdurchgang.
>> Gesamtnote von 1,8
Normale Passform; der Rücken neigt zum Hochrutschen, der relativ weite Kragen steht hinten leicht ab. Ärmelbündchen schließen gut gegen Zugluft. Geringes Gewicht und Packmaß, viel Reflex.
>> Gesamtnote von 1,6
Körpernah geschnitten, flattert kaum, hinten relativ kurz; der flache Kragen liegt eng an. Auf der Haut fühlt sich der Stoff leicht schwitzig an. Sehr leicht, kleines Packmaß. Günstigste Männerjacke im Test.
>> Gesamtnote von 1,2
Langes Rückenteil, neigt aber zum Hochrutschen; liegt an der Brust eng an, relativ weite Ärmel. Reißverschluss einhändig bedienbar, Bestnoten für Wasserdichtigkeit und Dampfdurchlässigkeit.
>> Die Frauen-Jacke von Decathlon ist 2023 nicht mehr im Sortiment
>> Gesamtnote von 2,4
Beim Modell von Giants Frauenmarke Liv ist das Rückenteil relativ kurz. Der Kragen fällt eher weit und kurz aus, weshalb Zugluft leicht eindringen kann; praktisch sind die Klettverschlüsse an den Ärmeln; untypisch ist die seitliche Reißverschlusstasche.
>> Gesamtnote von 3,6
Wie das Männermodell überzeugt die Frauenjacke mit tollem Rennradschnitt und hohem Tragekomfort. Das Material lässt kaum Dampf passieren und eignet sich deshalb nicht für hohe Trainingsintensitäten, bei denen viel Schweiß fließt. Gut: Details wie Kragen, Bündchen und Trikottaschen.
>> Gesamtnote von 2,0
Wie die Männerjacke fällt auch das Frauenmodell etwas weit aus, die Ärmel sind sehr locker geschnitten. Eine Nummer kleiner könnte eine Option sein. Auch an der Frauenjacke kann der Bund leicht hochrutschen, dann ist das Gesäß kaum bedeckt. In den Kerndisziplinen hingegen ebenfalls top.
>> Gesamtnote von 2,2
Auch das Frauenmodell weist, wie das Männermodell einen guten Rennradschnitt auf; der breite Bund haftet gut und hält die Jacke in Position, sodass der Po geschützt bleibt. Angenehm flexible Ärmelbündchen und viel Reflexmaterial.
>> Gesamtnote von 2,0
Gut angepasster Rennradschnitt. Mit weit gestelltem Bund sitzt sie gut, eng gestellt kann sie hochrutschen. Gefallen hat uns der flexible Gamaschen-Bund in den Ärmeln. Nur in Schwarz erhältlich.
>> Gesamtnote von 2,8
Der Schnitt des Frauenmodells ist besser proportioniert als jener der Männerjacke, trotzdem rutscht auch hier der Rücken leicht hoch. Das größte Manko ist der schlechte Dampfdurchlass, weshalb der Schweiß unter dem gummiartigen Futter schnell in Strömen rinnt.
>> Gesamtnote von 2,0
Knapp geschnitten wie das Männermodell, fällt eher klein aus. Der schmale Bund kann hochrutschen. Sehr kompaktes Packmaß und viel Reflexmaterial.
>> Gesamtnote von 2,2
Auch hier ist eine Nummer kleiner eine Option. Der Schnitt hält das Rückenteil gut in Position, obwohl der schmale Bund kaum Spannkraft hat. Das Material lässt Wasserdampf gut passieren, aber das Futter fühlt sich auf nackter Haut schnell klebrig an.
>> Gesamtnote von 2,4
Guter Rennradschnitt, langes Rückenteil für normal gebaute Radler. Das Material fühlt sich weich an, neigt kaum zu Flattergeräuschen. Der Kragen ist weit und kurz, die Rückentasche fasst lediglich ein Smartphone; mittleres Packmaß; ein Sicherheitsplus ist das rundherum verteilte Reflexmaterial.
>> Gesamtnote von 3,6
Doppelt so schwer wie die Konkurrenz, taugt die Kalas nicht als flexibler Regenschutz für unterwegs; zudem sind die Nähte nicht gedichtet, und Wasser dringt schnell ein. Aus diesem Grund können wir der Jacke keine Wasserdichtigkeit attestieren, obwohl sie im Onlineshop als wasserdicht beschrieben wird (“Wassersäule 8000 mm/24h”).
>> Gesamtnote von 2,0
Der Schnitt ist der Rennradhaltung gut angepasst, dabei jedoch relativ weit. Tadellos zeigt sich die Jacke aus Österreich bei Regenschutz, Dampfdurchlass und Packmaß, was sie zum idealen Begleiter auf Touren macht. Bei hohem Tempo neigt das Material an den Schultern zum Flattern.
>> Gesamtnote von 2,2
Solide Passform für Rennradler; der doppellagige und etwas voluminöse Kragen schützt sehr gut vor Zugluft. Clever sind die beidseitigen Zugriffsöffnungen auf die Trikottaschen. Bei hohem Tempo neigt das Material an Schultern und Oberarmen zum Flattern; vergleichsweise teuer.
>> Gesamtnote von 2,0
Gut geschnittene, normal große Jacke; das Material neigt etwas zum Flattern. Lässt sich sehr klein zusammenfalten und passt in jede Trikottasche. Störend ist der extrem schwergängige Reißverschluss, der sich einhändig nicht bedienen lässt. Unten den Besten bei Nässeschutz und Dampfdurchlass.
>> Gesamtnote von 2,8
Eher knapp geschnitten; athletisch gebauten Radlern mit langem Oberkörper könnte es in der Jacke eng werden, wobei Kragen und Ärmel stimmig proportioniert sind. Der schmale Gummibund hält die Jacke am Gesäß kaum in Position. Leider sehr schlechter Dampfdurchlass. Sehr kompakt in der Trikottasche.
>> Gesamtnote von 2,0
Die Jacke mit dem konsequentesten Rennschnitt im Vergleich. Vorne kurz, an Oberkörper und Armen eng – Anprobe empfohlen! Bei Wetterschutz und Dampfdurchlass an der Spitze, auf schnellen Abfahrten raschelt der Stoff dezent.
>> Gesamtnote von 2,2
Die Jacke fällt relativ groß aus, normal gebauten Rennradlern könnte eine Nummer kleiner besser passen. Der Schnitt passt eher zu einer aufrechteren, entspannteren Sitzhaltung. Der viele Stoff kann sich vor dem Bauch in Wellen legen und bei schneller Fahrt flattern.