Wir waren sofort neugierig, als wir Anfang des Jahres die Meldung erhielten, dass der südafrikanische Hersteller Leatt - bisher vor allem für seine Freeride-Ausrüstung bekannt - nun auch eng anliegende Rennbekleidung und einen Helm auf den Markt bringt. Obwohl die Endurance-Bekleidung für warme Temperaturen ausgelegt ist und wir daher noch nicht viele Gelegenheiten hatten, sie zu testen, konnten wir den Leatt Endurance 4.0 Fahrradhelm bereits ausprobieren.
Leatt hat sich dazu entschieden, beim Endurance 4.0 Helm nicht auf das branchenführende MIPS-System zu setzen, sondern stattdessen ihr eigenes System namens “360 Turbine” zu verwenden. An der Innenseite des Helms sind kleine, flexible Kunststoffscheiben, die eine vollständige Drehung ermöglichen. Sie sollen die Kraft geradliniger Stöße um bis zu 30 Prozent reduzieren und die Drehbewegung um bis zu 40 Prozent verringern. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gehirnerschütterung mit dem 360° Turbine System von Leatt laut des letzten Vergleiches von Rotationssystemen unseres Schwestermagazins BIKE nur minimal sank.
Die Power Bridge-Technologie des Leatt Endurance Fahrradhelms ist leicht erkennbar an der Hochglanz-Lackierung, die sich zwischen der matten Schale befindet. Diese Technologie verteilt die Kräfte bei einem Aufprall gleichmäßig, um den Schutz für den Fahrer zu erhöhen. Zusätzlich sollen die Maxiflow-Luftkanäle mit insgesamt 21 Öffnungen für eine optimale Belüftung sorgen und den Kopf angenehm kühl während der Fahrt halten.
Der Helm verfügt über eine Fidlock-Schnalle, die ein schnelles und einfaches Auf- und Absetzen ermöglicht. Zudem bietet er eine Sonnenbrillen-Garage mit Anti-Rutsch-Beschichtung, in der die Brille sicher aufbewahrt werden kann.
Der Leatt Endurance Fahrradhelm ist in drei verschiedenen Größen und zwei Preiskategorien erhältlich. Der MTB Endurance 3.0 Helm hat einen UVP von 149,99 Euro, während der leichtere MTB Endurance 4.0 Helm (hier im Test) für 189,99 Euro angeboten wird.
Der neue Helm von Leatt wurde speziell für Gravel- und XC-Biking entwickelt. Er ist leichtgewichtig, ohne ausladendes Visier und bietet eine gute Belüftung. Mit einem Gewicht von nur 338 Gramm muss sich der Leatt Endurance 4.0 im Vergleich zu ähnlich konzipierten Helmen wie dem Fox Crossframe (329 Gramm) nicht verstecken. Der Helm hat kein Visier, ermöglicht jedoch das Tragen einer Bike-Cap darunter, um Sonne, Wind und Staub abzuhalten.
Dieser Helm verfügt über 21 Öffnungen, die eine gute Belüftung ermöglichen. Lediglich an einzelnen Stellen auf dem Kopf hatte ich jedoch das Gefühl zu schwitzen. Darüber hinaus bietet der Leatt Endurance Helm viel Platz für große Brillen und ermöglicht das Tragen einer Kappe darunter. Es ist wichtig zu beachten, dass durch die großen Lüftungsschlitze auch viel Sonne eindringen kann. Daher empfehle ich das Tragen einer Kappe oder das Auftragen von Sonnencreme zum Schutz vor UV-Strahlen!
Die Passform ist das entscheidende Kriterium bei einem Fahrradhelm. Oftmals passen mir Helme nicht richtig, da sie eher auf eine runde Kopfform ausgelegt sind. Dadurch drücken sie meist an der Stirn oder am vorderen Schädeldach. Anders ist es jedoch beim Leatt Helm, der sich perfekt um meinen Kopf schmiegt und sich sofort zum neuen Favoriten entwickelt hat.
Auch meine Sorge, dass die blauen “360-Turbine”-Polsterungen in meinem wenig behaarten Kopf Abdrücke hinterlassen könnten, erwies sich als unbegründet. Die Polsterungen sind so weich und der Helm ist leicht genug, dass sie keine Spuren hinterlassen. Außerdem bietet das Drehrad hinten einen ausgezeichneten Halt und meiner Meinung nach sollte der magnetische Verschluss (Fidlock) sowieso zum Standard bei Fahrradhelmen werden.
Natürlich sollte der Gurt eines Helms in der Länge verstellbar sein. Bei einigen Helmen wie dem Fox ist das Gurtband am Ende eingenäht, sodass das kleine Gummi, das die Bänder zusammenhält, nicht über das Ende rutschen kann. Beim Leatt-Helm ist dies jedoch anders. Dadurch können die zu langen Enden des Gurts manchmal an der Backe herumflattern.
Natürlich könnte man die Bänder etwas kürzen und veröden, aber selbst zwei Zentimeter Gurt können mehr stören als kein Flattern. Es mag nur eine Kleinigkeit sein, aber wenn man über sechs Stunden hinweg ständig am Gurt herumfummeln muss, geht das eben zu Lasten meiner Zufriedenheit um 5 %.
Ich persönlich finde die Brillen-Garage, auch bekannt als Sunglass Dock, besonders gut. Die Brillenbügel werden fast automatisch hinein geschoben und halten dort sehr sicher. Der Helm hat an den entscheidenden Stellen mehr als nur eine Gummibeschichtung, die bei Staub oder Nässe ihre Haltekraft verlieren könnte. Beim Leatt Endurance 4.0 werden zusätzliche Gummilamellen verwendet, um den Bügel sicher zu halten - top.
Der Helm von Leatt zeichnet sich durch sein verhältnismäßig leichtes Gewicht aus und bietet eine hervorragende Passform für eher runde Köpfe. Dank der Arretierung sitzt er angenehm fest am gesamten Schädel, ohne Druckstellen auf der Kopfhaut zu hinterlassen. Besonders gefallen mir die kleinen Details wie die Brillen-Garage und das gut durchdachte Lüftungskonzept. Der Helm vereint den kompakten Stil eines Race-Helms mit einem guten Schutz auch am Hinterkopf, was ihn perfekt für Gravel- und Cross-Country-Fahrer macht. Mit einem Preis von 190 Euro ist er im Vergleich zur Konkurrenz immer noch erschwinglich. Alternativ gibt es den etwas günstigeren Endurance 3.0 für 150 Euro, der auch “nur” 350 Gramm wiegt.