100%-RadbrilleMit Optik-Clip für besseres Sehen

Thomas Musch

 · 17.09.2025

100%-Radbrille: Mit Optik-Clip für besseres SehenFoto: Thomas Musch
Shield-Brille mit Optik-Clip: Das Modell S3 von 100%
Die Brillenmarke 100% bietet für einige Modelle seit kurzem mit dem RX Insert einen Optik-Clip für Gläser in Sehstärke an. TOUR hat das Modell S3 intensiv getestet.

Sportbrillen sind aus dem Radsport nicht wegzudenken. In kaum einer anderen Sportart ist der Schutz der Augen so elementar wichtig; Fahrtwind, Insekten, Staub und Schmutz berennen unser wichtigstes Sinnesorgan, und auch die Sonne stresst unsere Augen. Und für viele Radsportler kaum weniger wichtig: Zum perfekten Stil gehört eine lässig coole Radbrille einfach dazu.

Geschliffene Gläser oder Optik-Clip?

Der Haken an der Sache: Menschen, die schon im normalen Leben Brille tragen, sind von der Nutzung einer Radbrille oftmals ausgeschlossen, sofern sie nicht für den Sport auf Kontaktlinsen wechseln können oder wollen. Ihnen bleiben in der Regel zwei Zugänge zu einer passenden Radbrille: Entweder sie greifen zu einem Brillenmodell, dessen Gläser auf die individuelle Sehstärke eingeschliffen werden können; die Auswahl an geeigneten Modellen ist aber begrenzt und das Einschleifen der Gläser unter Umständen mehrere Hundert Euro teuer. Die Methode funktioniert in der Regel nur bei klassisch designten Brillen mit zwei getrennten, eher kleinen Gläsern. Die modernen Shield-Brillen mit großformatiger und meistens einteiliger Scheibe sind dafür selten geeignet.


Das RX Insert wird mittels Klemm-Ösen auf den Sockeln des Nasenstegs fixiertFoto: Thomas MuschDas RX Insert wird mittels Klemm-Ösen auf den Sockeln des Nasenstegs fixiert

Die zweite Möglichkeit besteht darin, hinter die Sportbrille eine zweite Fassung mit geschliffenen Gläsern in Sehstärke zu setzen; das kann auch mit den großen Shield-Brillen funktionieren und ist eine vergleichsweise günstige Lösung. Sie ist aber auch nicht frei von möglichen Nachteilen: Da Radbrillen dicht vor dem Gesicht sitzen müssen, ist der Platz hinter der Scheibe knapp. Das kann dazu führen, dass der zusätzliche Optik-Clip das Gesicht berührt und die Neigung zum Beschlagen zunimmt. Je nach Tönung der Frontscheibe ist der Clip dahinter zudem mehr oder weniger gut sichtbar, was dem Träger unter Umständen ein etwas eulenartiges Aussehen verleiht und nicht jedermanns Sache ist.

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Neuer Optik-Clip RX Insert für mehrere Modelle von 100%

Die kalifornische Brillenmarke 100%, die ursprünglich aus dem Motorsport kommt, gehört spätestens seit dem Sponsoring von Radsport-Popstar Peter Sagan für viele Radsportler zu den angesagten Herstellern. Seit kurzem können einige 100%-Modelle nun mit dem “RX Insert” genannten Optik-Clip ausgestattet werden. Es gibt ihn in zwei Größen für die Brillenmodelle S3 und Speedcraft (large) sowie Speedcraft XS und SL bzw. Slendale und Slendale SL (small). Das Gestell für die geschliffenen Gläser besteht aus transparentem Nylon und kostet in beiden Größen 45 Euro. Es nimmt Einstärken-Gläser von +4 bis -6,75 Dioptrien auf. Wir haben das RX Insert zusammen mit dem Modell S3 (Typ: polished translucent grey) und fotochromen Gläsern ausprobiert (179 Euro). Die beim örtlichen Optiker für das RX Insert angefertigten Einstärkengläser (auf beiden Seiten -2,75 Dioptrien) kosteten je Glas 50 Euro, die Einarbeitung in die Fassung 35 Euro.

Das Insert bleibt auch bei maximaler Abtönung der fotochromen Scheibe noch sichtbarFoto: Thomas MuschDas Insert bleibt auch bei maximaler Abtönung der fotochromen Scheibe noch sichtbar

Befestigt wird der Clip mittels Klemmpassung kleiner Ösen auf Kunststoffsockeln, die Teil des Brillengestells sind und normalerweise den Nasensteg aus nachgiebigem Gummi tragen. Der wird nach dem Einsetzen des Clips wieder auf die Sockel gesteckt. Der äußere Rand des Einsatzes stützt sich innen auf der großen Scheibe ab, der größte Abstand zwischen Sehstärkenglas und Scheibe dürfte etwa vier Millimeter betragen. Es fehlt dem Verbund aus Brille und Insert - zumindest dem Testmuster - aber an letzter Präzision. Das sollte bei einer künftigen Überarbeitung verbessert werden. Auf die Funktion und Nutzung der Brille hatte das während unserer bisherigen Testphase keinen Einfluss. Wir haben den Optik-Clip bisher zur Begutachtung und zur Reinigung geschätzt 20-mal herausgenommen und wieder eingesetzt; bislang haben die filigranen Sockel und die Klemm-Ösen des Clips das ohne Probleme verkraftet. Es deutet sich aber an, dass die Klemmösen am Clip aufgrund des relativ weichen Kunststoffs ausleiern könnten.

Die große Scheibe schützt die Augen sehr gut, der Optik-Clip schränkt das Sichtfeld zwangsläufig einFoto: Thomas MuschDie große Scheibe schützt die Augen sehr gut, der Optik-Clip schränkt das Sichtfeld zwangsläufig ein

Erste Erkenntnis aus der Praxis: Der Optik-Clip touchiert die Augenbrauen, was uns interessanterweise zwar beim Aufsetzen auffällt, auf dem Rad aber nicht stört. Zweite Erkenntnis: Der Blick durch die Brille mit dem Clip ist anfangs ungewohnt. Man arrangiert sich aber schnell und gewöhnt sich daran, wie an jede andere (neue) Brille auch. Die anfängliche Irritation wird von mal zu mal kleiner und bleibt bald ganz aus. Das gilt auch für das Blickfeld, das zwangsläufig nicht ganz so groß sein kann, wie es die riesige Panoramascheibe eigentlich zulassen würde.

Das Gewicht macht sich bemerkbar

Ein Aspekt, der sich dauerhaft bemerkbar macht, ist das Gewicht der Brille. Die S3 ist für eine Shield-Brille dieses Formats mit 35 Gramm durchschnittlich schwer, der Optik-Clip wiegt mit Gläsern 16 Gramm. Zusammen sind das 51 Gramm. Das “Problem”, wenn man es so nennen will, ist dabei weniger, dass das Gewicht auf der Nase drückt; störend ist vielmehr, dass die Brille der Schwerkraft folgt, wenn man den Kopf senkt, um beispielsweise beim Schalten auf den Zahnkranz am Hinterrad oder unter einem Arm durch nach hinten zu schauen. Dabei hebt die Brille dann von der Nase ab und man blickt, der Sehhilfe beraubt, unter dem Brillenrad durch. Die Spannung der (nicht verstellbaren) Brillenbügel am Kopf kann das nicht verhindern, zumal die S3 ohnehin schon für eher große Köpfe designt ist.

Die fotochrome und nur leicht verspiegelte Scheibe (rose gold mirror photochromic lens) der S3 bleibt auch in maximaler Abtönung noch relativ transparent, der Optik-Clip von außen also sichtbar. Wer sich daran stört, sollte statt der fotochromen Scheibe eine stärker getönte oder verspiegelte Variante in Erwägung ziehen, die S3 gibt es in zahlreichen Varianten. Zum Lieferumfang gehören eine sehr robuste und geräumige Hartbox und ein Stoffbeutel, der auch als Putztuch dient.

Technische Daten Radbrille & Optik-Clip

  • Brille: 100%, Modell S3, polished translucent grey, 179 Euro
  • Scheibe: rose gold mirror photochromic lens
  • Gewicht: 35 Gramm
  • Optik-Clip: 100%, RX Insert, large, 45 Euro (16 Gramm inkl. Gläser)
  • Gläser: Einstärkenglas, Rupp & Hubrach, Kunststoff, Super ET, 70 mm (je 50 Euro pro Glas)

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