Rennrad-TrainingslagerMallorca & Co. - die besten Tipps fürs Trainingslager

Jörg Wenzel

 · 02.11.2022

Rennrad-Trainingslager: Mallorca & Co. - die besten Tipps fürs TrainingslagerFoto: Uwe Geißler

Viele Veranstalter offerieren Pakete, die vor allem Rennrad-Novizen die Trainingswoche erleichtern. Trotz der Rundumversorgung kann man aber Anfängerfehler machen. Wir haben Insider-Tipps gesammelt, damit das Rennrad-Trainingslager gleich beim ersten Mal gelingt.

Vorbereitung aufs Trainingslager zu Hause

Mietrad

Die Rennrad-Trainingslager-Veranstalter und Radverleiher haben ein so vielfältiges Angebot an Mieträdern, dass Sie das eigene Rad zu Hause lassen können. Es rechnet sich auch: Der Transport im Flugzeug kostet hin und zurück zum Beispiel nach Mallorca zwischen 100 Euro (Condor) und 200 Euro (Tuifly). Das entspricht ziemlich genau der Preispanne für die einwöchige Miete eines Rennrades in der Hauptsaison (Frühjahr). Die günstigsten Rennräder kosten um 100 Euro, Carbonrenner mit elektrischer Di2-Schaltung und Scheibenbremsen um 200 Euro.

Um ein Rad in passender Größe und mit gewünschter Ausstattung im Rennrad-Trainingslager zu bekommen, sollte man aber frühzeitig reservieren. Schließen Sie beim Verleiher am besten auch eine Mietradversicherung ab! Die kostet zwischen 10 und 20 Euro pro Woche und deckt Materialschäden durch Sturz oder Unfall ab; bei einigen Verleihern besteht eine Selbstbeteiligung. Nicht abgedeckt ist Diebstahl. Stellen Sie deshalb Ihr Mietrad nie unbeaufsichtigt ab, etwa um kurz einen Kaffee an der Bar zu nehmen! Oder nehmen Sie für solche Fälle zumindest ein leichtes Kabelschloss mit.

Satteltäschchen

Ersatzschlauch, Pumpe und Reifenheber sind zwar bei den meisten Mieträdern inklusive, aber nicht immer. Daher kann es sinnvoll sein, ein eigenes Satteltäschchen mit Minitool, Kartusche, Schlauch und Flickzeug mitzunehmen.

Sitzcreme fürs Rennrad-Trainingslager

Auch wer zu Hause nie sein Sitzfleisch mit Creme schützt: Das Trainingslager zu Saisonbeginn ist eine Ausnahmesituation mit vielen Kilometern in dichter Tagesfolge. Das ist der Allerwerteste nicht gewohnt.

Sonnenschutz fürs Rennrad-Trainingslager

Packen Sie unbedingt Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 50 fürs Rennrad-Trainingslager ein. Viele unterschätzen gerade im Frühjahr die Kraft der Sonne (selbst wenn es bewölkt ist), insbesondere am Meer, und verbrennen sich die wintermüde, blasse Haut.

Handgepäck

Zugegeben: Dass der Koffer nicht mit dem Flieger ankommt, ist selten; wenn doch, fehlen Helm, Radhose, Trikot, Radschuhe, Pedale für die ersten Ausfahrten. Wer diese Sachen ins Handgepäck steckt, geht kein Risiko ein.

Wäschenetz

Wer nicht für jeden Tag frische Radklamotten mitnehmen möchte, kann sie in den meisten Hotels nach den Touren waschen lassen (vorher nachfragen!). Am besten ein Wäschenetz mitnehmen, darin bleiben die eigenen Sachen zusammen.

Foto: Philipp Hympendahl

Rennrad-Trainingslager: Verhalten Auf der Straße

Rechts fahren

Radfahrer müssen auf Mallorca stets rechts fahren. Falls vorhanden, müssen sie den asphaltierten Seitenstreifen nutzen. Aber Vorsicht: Dort sitzen oft im Boden verankerte Reflektoren. Das Rechtsfahrgebot gilt nicht auf Abfahrten, dort dürfen Radler die ganze Fahrbahnbreite nutzen. Außerdem: Gruppen dürfen nur auf breiten Straßen in Zweierreihe fahren.

Vorfahrt als Gruppe

Sind Radfahrer in einer Gruppe unterwegs, werden sie wie ein einzelnes Fahrzeug gesehen. Fährt der erste Radfahrer in eine Kreuzung oder einen Kreisverkehr, weil kein Fahrzeug kommt, kann die ganze Gruppe folgen.

Links abbiegen

Anders als in Deutschland, müssen sich Radler auf Mallorca beim Linksabbiegen außerhalb geschlossener Ortschaften am rechten Straßenrand halten und von dort aus abbiegen; man darf nicht in die Straßenmitte. Ausnahme: Es gibt eine Abbiegespur.

Während des Rennrad-Trainingslagers

Richtig vorbereiten

Den Winter über nicht Rad zu fahren und dann eine Woche im Rennrad-Trainingslager fast jeden Tag: Das kann nicht gutgehen. Beginnen Sie mindestens vier Wochen vor dem Trainingslager mit dem Radtraining - bei schlechtem Wetter auf der Rolle oder beim Spinning in einem Studio.

Passende Gruppe finden

Fast alle Veranstalter bieten Ausfahrten für verschiedene Leistungsgruppen an. Meist werden Längen und Durchschnittsgeschwindigkeiten angegeben. Steigen Sie am ersten Tag nicht zu hoch ein, Fettstoffwechsel-Training macht man gaaanz langsam! Wer sich im Windschatten unterfordert fühlt, kann mehr Führungsarbeit leisten oder am Berg mal kurz Gas geben - und ansonsten am nächsten Tag in eine schnellere Gruppe wechseln.

Unterwegs pausieren im Rennrad-Trainingslager

Falls der Guide nicht sowieso eine größere Pause einplant: Fordern Sie sie ein! Essen Sie etwas. Das Trainingslager ist der schlechteste Zeitpunkt, um ans Abnehmen oder Kalorienzählen zu denken. Wer hungrig trainiert, kann keine Leistung bringen. Wer unterzuckert in die Pedale tritt, fährt unkonzentriert - ein Grund, warum viele Unfälle in der letzten Trainingsstunde passieren. Und gesellig ist eine Pause auch: endlich mal Zeit, die anderen Teilnehmer im Rennrad-Trainingslager kennenzulernen. Bei langen Ausfahrten kann man zudem kurze Kaffeepausen einlegen - Kaffee regt den Fettstoffwechsel an.

Aufwärmen und Dehnen

Vor dem Frühstück wecken eine Gymnastik-Einheit oder ein lockerer, kurzer Lauf (vielleicht am Meer?) den Körper und bereiten auf die Radtour vor. Aber auch nach der Tour gehören Dehnen, Faszientraining und ein paar Kräftigungs-/Stabilitätsübungen mit dazu. Die meisten Hotels haben Fitnessräume, vieles können Sie aber auch auf dem Zimmer machen (Matte mitnehmen).

Ruhetag einlegen im Rennrad-Trainingslager

Nach drei Tagen folgt ein Ruhetag, sonst droht Überlastung! Und Ruhetag heißt nicht: 60 Kilometer locker. Nutzen Sie ihn als Urlaubstag und entdecken Sie die Region mal ohne Rad. Drei Tipps für Mallorca: die Hauptstadt Palma mit ihrer sehenswerten Kathedrale und der Altstadt, das Künstlerdorf Deià im Tramuntana-Gebirge sowie der Naturpark s’Albufera, das größte Feuchtbiotop der Balearen (an der Bucht von Alcúdia), wo im Frühjahr Tausende von Zugvögeln rasten.

Foto: Uwe Geißler

Rennrad-Trainingslager: Tipps für Selbermacher

Standortwahl

Wer sein Mallorca-Trainingslager nicht pauschal bucht, kann am Standort Playa de Palma eine Menge sparen. Die Hotels dort sind tendenziell etwas günstiger als an der Nordküste in Alcúdia oder Can Picafort; vor allem sind sie per Linienbus in wenigen Minuten vom Flughafen aus zu erreichen. Selbst das Taxi kostet nur 10 Euro. Die Radmitnahme im Linienbus ist kostenlos, in den Shuttle-Fahrzeugen der Hotels werden dafür bis zu 20 Euro fällig (im Taxi kostet das Rad auch extra). Man spart aber nicht nur Geld, sondern auch Zeit: Pauschalreisende sitzen manchmal zwei Stunden im Bus, weil die Hotel-Shuttles mehrere Hotels abklappern. Auch ohne eigenes Rad im Gepäck ist Playa de Palma ein guter Standort: Es gibt dort jede Menge Rad-Mietstationen.

Startzeit

Auf Mallorca herrscht besonders an den Hauptstandorten, etwa um Alcúdia oder Playa de Palma, an den morgendlichen Abfahrtszeiten Hochbetrieb. Wer individuell trainiert, wird schnell zwischen den großen Gruppen eingekeilt, von ihnen überholt oder muss selbst überholen. Das kann nerven. Deshalb entweder früher oder später starten. Die genaue Zeit hängt vom Wohnort ab. Ganz grob: vor 9:30 Uhr oder nach 11 Uhr.

Straßenkarte fürs Rennrad-Trainingslager

Eine gute Hilfe bei der Routenwahl im Rennrad-Trainingslager ist die Radkarte von Huerzeler Bicycle Holidays, die auch Radler, die nicht dort gebucht haben, für 8 Euro in den Huerzeler-Shops kaufen können. In der Karte sind auch kleine, asphaltierte Gartenwege und Warnhinweise zu ungeeigneten Hauptstraßen eingezeichnet.

Fahrrad-Schnellweg

Parallel zur Autobahn verlaufen oft ausgeschilderte Servicewege, genannt “Via de Servei”, die schnell und fast autofrei ins Landesinnere und zurück führen.

Rennrad-Treffpunkt

Mallorcas ultimativer Rennrad-Treffpunkt, die mit Cafés gespickte Plaza im hübschen Dorf Petra, lässt sich in viele längere Rennrad-Touren einbauen. Bei schönem Wetter sitzen hier mittags mehrere Hundert Radsportler bei Kaffee und Mandelkuchen.