Konstantin Rohé
· 28.10.2022
Mit knurrendem Magen raus aufs Rennrad - wie sinnvoll ist Sport vor dem Frühstück? Lohnt es sich, dem Hungergefühl zu trotzen? TOUR klärt die fünf wichtigsten Fragen zum Nüchterntraining.
Nüchterntraining erfolgt auf nüchternen Magen morgens nach dem Aufstehen - es ist eine forcierte Form des Fettstoffwechseltrainings. Der Körper soll lernen, mehr Energie für die Muskulatur beim Sport aus dem Körperfett zu ziehen und erst später aus den Kohlenhydrat- (oder Glukose-)speichern, die nur begrenzte Zeit vorhalten. Normalerweise stimuliert man den Fettstoffwechsel durch längere Trainingseinheiten im niedrigen Grundlagenbereich. Entscheidend ist, die letzten beiden Stunden vor dem Training keine Kohlenhydrate zu sich nehmen. Dauert das Training länger als eineinhalb Stunden, sollte man jedoch etwa 20 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde zu sich nehmen. So bleibt man leistungsfähiger.
Da die Kohlenhydratreserven über Nacht aufgebraucht sind, ist der Körper gezwungen, beim Sport gleich auf seine Fettreserven zurückzugreifen. So fördert das Nüchterntraining die Nutzung von Fett als Brennstoff - das hilft im Wettkampf.
Ja, bedingt. Durch Nüchterntraining soll man zwar vor allem effizienter und nicht insgesamt mehr Fett verbrennen. Doch es kann dabei helfen, die zum Abnehmen anzustrebende leicht negative Energiebilanz von 200 bis 300 Kilokalorien pro Tag zu erreichen. Vorteil: Im Vergleich zu höheren Trainingsintensitäten beim Sport verbrennt Nüchterntraining anteilig mehr Fett. Absolut mehr Fett und insgesamt mehr Energie verbrennt der Körper jedoch beim Intervalltraining. Unterm Strich hilft beim Abnehmen die Mischung aus intensiven Einheiten und zeitlich begrenztem Nüchterntraining bei geringer Intensität.
Bei Training mit entleerten Kohlenhydratspeichern gilt: Nicht länger als maximal eineinhalb Stunden und das betont locker im unteren Grundlagenbereich 1 bei rund 60 Prozent der Schwellenleistung FTP beziehungsweise niedrigem Grundlagenpuls. Unmittelbar vor dem Training ein Stück Obst zu essen, erleichtert den Start der Sporteinheit. Das Hungergefühl schwindet auf dem Rad meist schnell, wenn der Fettstoffwechsel anspringt.
Wird der Körper auf nüchternen Magen zu lange oder zu intensiv belastet, droht Unterzuckerung. Absolvieren Sie nicht öfter als ein- bis zweimal die Woche solche Fettstoffwechsel-Einheiten! Wichtig: ein ausgewogenes und reichhaltiges Frühstück nach dem Nüchterntraining: Kohlenhydrate zum Aufladen und Eiweiß zur Regeneration. Wer gesundheitlich leicht angeschlagen ist, zum Beispiel unmittelbar nach einer Erkältung, sollte erst einmal nicht nüchtern trainieren.