Radsport mit KindernVier Beispiele gemeinsamer Radel-Erlebnisse

TOUR Redaktion

 · 30.12.2022

Radsport mit Kindern: Vier Beispiele gemeinsamer Radel-ErlebnisseFoto: Mohr

Wer bei TOUR arbeitet, ist begeisterter Radsportler und freut sich natürlich, wenn die Begeisterung auch den eigenen Nachwuchs ansteckt. Vier Beispiele gemeinsamer Radel-Erlebnisse.

Radsport mit Kindern: Test-Ingenieur Robert Kühnen und Sohn Ben

  Robert Kühnen: Der TOUR-Test-Ingenieur und Fitness-Experte mit Sohn Ben Foto: Robert Kühnen
Robert Kühnen: Der TOUR-Test-Ingenieur und Fitness-Experte mit Sohn Ben

Vom Anschieber zum Bremser

Der Anlauf zur ersten Rennradtour mit meinem ältesten Sohn Ben betrug rund zehn Jahre. Die ersten gemeinsamen Raderlebnisse waren Mountainbike-Trips mit Singletrail-Anhängern. Die Kinder durch den Wald und über die Berge zu ziehen kostete Kraft, verband aber Sport mit Familienleben und legte den Keim für alles Weitere. Mit drei Jahren ging’s raus aus dem Hänger auf eigene Räder. Das erforderte von mir, zurückzustecken; Spaß hatte ich weiterhin, meine Jungs auf dem Rad zu begleiten, nur Sport war das eine längere Weile nicht mehr für mich. Meine Fitness schrumpfte entsprechend, derweil Ben und seine Brüder Jahr für Jahr stärker wurden und anfingen, Bike-Rennen zu fahren. 16, 20, 24, 26, 29 Zoll - mit elf Jahren waren die Stollenlaufradgrößen durchdekliniert, die Fahrtechnik besser als meine und der Wunsch da, schnellere Reifen zu kosten. Die ersten Meter Rennradfahren verliefen erstaunlich glatt.



Schon unsere erste Zehn-Kilometer-Runde hatte alles, was Rennradfahren ausmacht: entspanntes Gleiten, steile Anstiege und Abfahrten, eben alles, was verkehrsarme Nebenstrecken vor meiner Haustür zu bieten haben. Graveleinlage inklusive. Ben war sofort angefixt. “Wie schnell das ist!” Seine Runden dreht er mit zwölf Jahren jetzt auch schon mal alleine, und wenn ich ihn begleiten darf, wundere ich mich über die Power in den dürren Beinen. Lange Touren unternehme ich nicht mit den Kindern; sie sollen das so machen, wie sie wollen. Aber ich gebe mich keinen Illusionen hin. In zwei bis drei Jahren werde ich der Bremser sein. Macht aber nichts, ich schaue jetzt schon zurück auf einen Sack voll gemeinsamer Glückserlebnisse mit den Kindern auf Rädern.


Radsport mit Kindern: Testredakteur Julian Schultz und Tochter Mathilda

  Julian Schultz, TOUR-Testredakteur mit Tochter Mathilda im Anhänger Foto: Julian Schultz
Julian Schultz, TOUR-Testredakteur mit Tochter Mathilda im Anhänger

Premiere in Dänemark

Zugegeben, Mathilda hat von ihrer ersten Fahrrad-Tour nicht wirklich viel mitbekommen. Die holperigen Straßen an der skandinavischen Ostseeküste haben offenbar eine ganz besonders einschläfernde Wirkung. Doch immerhin kann sie eines Tages mal ihren Freundinnen im Kindergarten erzählen, dass sie zum ersten Mal in Dänemark mit Papa Rad gefahren ist. Ganz bequem im Anhänger und - zur Freude ihrer Eltern - ohne Tränen. Die kurze Ausfahrt über 20 Kilometer entlang der sehenswerten Steilküste von Karlby und Sangstrup war nicht nur für die damals acht Monate alte Mathilda eine Premiere, auch ich nahm sie erstmals ins Schlepptau und kutschierte sie durch die Landschaft.

Die Elternzeit in Dänemark schien der ideale Zeitpunkt dafür. Beim Laufen, Wandern oder Inlineskaten war Mathilda zwar schon mehrfach Passagier. Da hatte sie im Anhänger aber immer freie Sicht und nicht mich samt Hinterrad vor der Nase. Entsprechend viele Gedanken machte ich mir natürlich vor der Abfahrt; junge Väter sind nun mal so. Wird’s Mathilda genauso gut gefallen wie Mama und Papa? Wie lange darf die Tour dauern? Wie schnell kann ich mit ihr im Anhänger überhaupt fahren? Klappt alles mit der Technik?

Doch die Sorgen waren unbegründet. Schon nach wenigen Kilometern fielen Mathildas Äuglein zu und gingen erst wieder auf, als ich vom Rad stieg. Durchaus erleichtert, dass alles gut gegangen war. Aber auch voller Stolz und Vorfreude, wenn sie eines Tages nicht mehr nur schlafend im Anhänger sitzt, sondern neben mir mit ihrem eigenen (Lauf-)Rad die ersten Versuche unternimmt und durch die Gegend flitzt. Angesichts der zahlreichen Ausfahrten, die ich pro Jahr für TOUR unternehme, war das mit Abstand die schönste “Testfahrt” - und sie hat definitiv Lust auf mehr gemacht.


Radsport mit Kindern: TOUR-Bildredakteur Wolfgang Papp und Sohn Leopold

  Wolfgang Papp, TOUR-Bildredakteur mit Sohn Leopold (rechts) Foto: Wolfgang Papp
Wolfgang Papp, TOUR-Bildredakteur mit Sohn Leopold (rechts)

Gemeinsam durch Oberbayern

Eltern wollen ihren Kindern wahrscheinlich grundsätzlich etwas mitgeben. Besonders schön ist es, wenn sie Spaß am gemeinsamen Sport entwickeln. Meinen Sohn Leopold musste ich nicht drängen, sondern ziemlich lange hinhalten. Ihn mit relativ großer Geschwindigkeit durch den Straßenverkehr flitzen zu lassen schien mir lange Zeit nicht verantwortungsbewusst. Aber als er etwa 15 Jahre alt war, gab ich seinem jahrelangen Drängen nach, und wir haben dann doch angefangen, gemeinsam Rennrad zu fahren. Nachdem Poldi mich vor rund 1,5 Jahren an Körpergröße eingeholt hat, haben wir uns ans Thema “eigenes Rennrad” gemacht. Für diese Saison wollten wir uns ein neues Ziel setzen: 100 Kilometer am Stück zu knacken.

Besonders viel gefahren ist er davor nicht - Schule, Vereinsfußball und Freunde brauchen eben auch viel Zeit. So sind wir unser Vorhaben, von Garmisch nach München zu radeln, ohne viele Kilometer seinerseits angegangen. Es wurde trotzdem ein schönes Erlebnis, das der Junior ganz locker mit der Grundkondition eines sportlichen 18-Jährigen bewältigt hat. Nachdem wir die ersten rund 60 Kilometer recht zügig über größtenteils sehr ruhige Straßen und Radwege hinter uns gebracht hatten, verhagelte uns eine Reifenpanne rund 40 Kilometer vor dem Ziel den Schnitt. Aber egal; eine Strecke, die man sonst nur mit dem Auto bewältigt, mal in recht kurzer Zeit auf dem Rad zurückzulegen, war eine nachhaltige Erfahrung und schreit nach Wiederholung - wenn Leopold mich noch mal mitnimmt! Ansonsten freue ich mich sehr, dass Rennradfahren für Poldi ein Hobby geworden ist, das er erstens als reinen Spaß betrachtet und zweitens nicht nur mit seinem alten Vater betreibt. Es standen schon Ausfahrten mit einem Freund und auch allein auf dem Trainingsplan, der eigentlich keiner ist!


Radsport mit Kindern: TOUR-Testleiter Jens Klötzer und Tochter Klara

Jens Klötzer, TOUR-Testleiter mit Tochter Klara Foto: Mohr
Jens Klötzer, TOUR-Testleiter mit Tochter Klara

Wie schnell das geht!

Als fahrradverrückter Vater zerbrach ich mir schon lange vor Klaras Geburt den Kopf, wie sich der Weg zu unserem Lieblingshobby für sie ebnen lässt. Ich nervte erfahrene Kollegen und durchforstete stundenlang einschlägige Internetforen. Die Folge: Ein Arsenal kindgerechter Transportlösungen füllt inzwischen unseren Keller. Ein einrädriger Anhänger, zunächst mit Säuglings-Hängematte, vermittelte die Grundlagen der Fahrphysik quasi im Schlaf (danke, Robert!). Ein leichtes Laufrad schulte Balance und Geschwindigkeitsgefühl (Dank an alle Kollegen!). Der Platz auf dem elterlichen Fahrrad, natürlich vorne auf dem Oberrohr, verschaffte Übersicht und klärte darüber auf, dass es auf der Straße auch Regeln gibt (Dank an Klaras Mama!). Und das Follow-Me, mit dem die Kleine auf ihrem ersten Fahrrad hinterhergezogen wurde, ließ das Pedalieren zur Routine werden.

Frustrierend ist, wie kurzlebig all die tollen Einfälle sind. Den Platz auf dem Eltern-Rad zog Klara ab 18 Monaten dem teuren Anhänger vor; aus dem Laufrad war sie mit zwei Jahren rausgewachsen. Das erste Fahrrad (14 Zoll) gab es zum dritten Geburtstag; es diente zunächst als Laufrad, fünf Monate später fährt Klara damit zur Kita. Das 16-Zoll-Rad steht schon versteckt im Keller, es wird bald nötig werden. Inzwischen darf die Rennkappe unter dem Helm nicht fehlen, die Jacke sollte farblich zum Fahrrad passen, und “so eine Leggins” ist auch nicht schlecht. Klickpedale und der gebogene Lenker wären auch toll, und es ist nicht leicht, ihr zu erklären, warum das jetzt noch nicht geht. Aber es zeigt uns: Zumindest bis hierher haben wir offenbar alles richtig gemacht. Das nächste Ziel ist schon formuliert: so schnell fahren wie Papa. Die erste gemeinsame Rennrad-Tour kommt sicher früher, als uns lieb ist ...