8-fach EverestingWeltrekordler Karl Pötzl im Interview

Kristian Bauer

 · 31.08.2023

8-fach Everesting: Weltrekordler Karl Pötzl im InterviewFoto: Arno Gruber
Karl Pötzl
8849 Höhenmeter braucht man beim Everesting. Der 52-jährige Österreicher Karl Pötzl hat diese imposanten Höhenmeter achtmal hintereinander bewältigt und damit einen neuen Everesting-Weltrekord aufgestellt. Dabei wollte er schon frühzeitig abbrechen.

Zur Person

Karl Pötzl, 52, IT-Angestellter aus Österreich und Ultracyclist. Mehrfacher Finisher bei Ultra-Cycling-Rennen, zudem gelang ihm das bisher einzige Double-Everesting in Österreich.

Karl Pötzl, Everesting WeltrekordFoto: Karl Pötzl

Interview zum Everesting-Weltrekord

TOUR: Du wolltest eigentlich ein 7-fach Everesting machen - warum wurden es dann acht?

Pötzl: Die letzte Nacht vor meinem Rekordversuch habe ich nochmal einen Blick in die Hall of Fame geworfen. Mich hat der Schlag getroffen, weil da ein 7-fach Everesting stand. Brandneu, quasi noch warm. Dann fahren wir halt ein 8-fach habe ich aus jugendlichem Leichtsinn gepaart mit Rekordgeilheit gesagt.

TOUR: Du hast aber schnell gemerkt, wie schwer das wird …

Pötzl: Ja, ich habe nach der ersten Nacht nachgerechnet und gemerkt, dass es zeitlich nicht geht. Ich wusste, ich muss am Montag wieder im Büro sein und die Zeit für acht Everestings reicht niemals. Es hat nur geregnet und war nass. Als ich wieder einmal in einem Schwall Regen zu ertrinken drohte, war bildlich das Fass voll: ich erklärte meiner Betreuerin, dass ich abbreche. Zum Glück hat sie mich neu motiviert und später habe ich auch für Montag frei bekommen.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

TOUR: Wie viel hast du insgesamt geschlafen?

Pötzl: In Summe waren es 8,5 Stunden. Da sind die Zeiten, die ich am Rad fahrend eingeschlafen bin, nicht dabei. Erschreckend war die zweite Nacht: ich habe festgestellt, dass ich beim Bergabfahren viel anfälliger für Sekundenschlaf war. In einer späteren Nacht musste ich auch mal bergauf stehen bleiben und habe fünf Minuten mit dem Kopf am Lenker geschlafen. Nach vier Tagen fühlten sich meine Augenlider an, als würde ein Gewicht daran hängen. Aber beim siebten Everesting war es, als ob ein Schalter umgelegt wurde. Ich war hellwach, leistungsbereit und habe munter mit meinem Begleiter geplaudert.

TOUR: Wie hast du dich verpflegt?

Pötzl: Flüssignahrung im Stundentakt und Iso-Getränke. Weil es bei einem Everesting-Weltrekord nicht primär auf die Endzeit ankommt, habe ich mir das eine oder andere Goodie gegönnt: so kam beispielsweise manchmal ein Stück Wurst mit scharfem Senf zum Einsatz.

Karl PötzlFoto: Arno GruberKarl Pötzl

Everesting-Weltrekord früher als erwartet

TOUR: Nur durch Zufall habt ihr gemerkt, dass du es bereits geschafft hast

Pötzl: Das war kurios. Es war Montagabend und auf meinem Radcomputer standen 1781 Kilometer. Um rund 21 Uhr wurde ich von meiner Crew in das Base Camp zitiert. Meiner Meinung nach waren noch 16 Auffahrten nötig, aber sie hatten nachgerechnet und sagten mir: Karl, du bist fertig. Alle Rechnungen besagten, dass die notwendigen 71.000 Hm erreicht waren.

TOUR: Du schreibst in den Sozialen Medien du hast vorne nicht geschaltet – warum?

Pötzl: Im Anstieg benötige ich kein großes Kettenblatt und runter war es nur ein Rollen, zu Gunsten der Regeneration. Ich habe zwar kurz überlegt, meinen 2-fach Antrieb vorne zu kastrieren und die Scheibe und den Umwerfer zu demontieren, um weniger Gewicht zu haben. Allerdings war es mir letztendlich zu aufwändig, und ich dachte mir “daran wird es nicht scheitern.” Ich machte jedoch vorne auf den ganzen 1800 Kilometern keinen einzigen Schaltvorgang.

TOUR: Warum nennst du dich in der Everesting Hall of Fame Gustav Gans?

Pötzl: Die Everesting Hall of Fame übernimmt die Daten von Strava. Strava habe ich bereits seit langer Zeit, als ich mich noch nicht so intensiv mit Radfahren beschäftigt habe. Damals habe ich nach einem anonymen Namen auf Strava gesucht. Gustav Gans fiel mir spontan ein. Der Name ist bis heute auf Strava geblieben – und wird es auch weiterhin.

TOUR: Wie lange hat es gedauert, bis du wieder erholt warst?

Pötzl:
Eine Woche, bis ich einen kleinen Versuch am Rad wagen konnte. Zwei Wochen, bis Grundlagenleistung wieder annähernd machbar war und die Zehen waren nach drei Wochen immer noch taub.

Lust auf ein eigenes Everesting? Hier gibt es Trainingstipps.

Meistgelesen in der Rubrik Event