Wiebke Lühmann20.000 Kilometer mit Zelt und Rad - und danach?

Sandra Schuberth

 · 19.04.2025

Wiebke Lühmann: 20.000 Kilometer mit Zelt und Rad - und danach?Foto: Fabienne Engel
Wiebke Lühmann ist am Ziel | Wiebke Lühmann Kap der Guten Hoffnung
Wiebke Lühmann ist von Freiburg im Breisgau bis zum Kap der Guten Hoffnung geradelt. 20.000 Kilometer in 14 Monaten mit Rad, Zelt. Seit vier Monaten ist sie zurück in Deutschland und findet ihren Alltag.

Wir haben vier Monate nach dem Ende ihrer Reise mit Wiebke Lühmann gesprochen, um zu erfahren, wie es ihr mittlerweile ergeht.

Verarbeiten braucht Zeit

TOUR: Du bist seit vier Monaten zurück in Deutschland und springst von Podcast zu Fernsehsendung zu Vortrag. Hattest du schon Zeit, deine Reise für dich zu verarbeiten?

Wiebke Lühmann: Das braucht auf jeden Fall Zeit – und ehrlich gesagt bin ich da immer noch mittendrin. So eine lange Reise lässt sich nicht einfach in ein paar Wochen sortieren oder abschließen. Viele Erlebnisse arbeiten noch in mir und ich merke immer wieder in kleinen Momenten, wie sehr mich diese Zeit geprägt hat und sicher auch für immer begleiten wird.

Ich finde es aber total spannend, in Interviews oder bei Vorträgen darüber zu sprechen. Es werden auch immer wieder neue Fragen gestellt werden, über die ich vorher vielleicht noch gar nicht so bewusst nachgedacht habe. So fallen mir immer wieder neue Geschichten ein, die ich sonst vielleicht auch langsam vergessen würde. Besonders freue ich mich über den direkten Austausch bei meinen Live-Vorträgen — wenn Menschen danach auf mich zukommen, ihre eigenen Geschichten teilen oder mir sagen, dass sie inspiriert wurden. Das macht einfach richtig viel Freude.

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Gleichzeitig wächst aber auch wieder langsam das Fernweh in mir. Das Gefühl von Ankommen, Zuhause und Stabilität tut gerade gut — aber ich spüre auch, dass es nicht das letzte Abenteuer war.

Das bleibt im Kopf

TOUR: Was ist dir von der Reise am meisten im Kopf geblieben?

Wiebke Lühmann: Definitiv die unglaubliche Weite, Dimension und Länge des Kontinents sowie der Reise. Aber vor allem sind es die vielen Begegnungen mit Menschen, die mir besonders im Herzen geblieben sind.

Ich habe unterwegs so viel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren — das hat mich sehr berührt. Egal wo ich war: Irgendjemand hat geholfen, mir den Weg gezeigt oder einfach freundlich gelächelt. Das war wunderschön und hat mir gezeigt, wie gut Menschen sein können, wenn man offen aufeinander zugeht.

TOUR: Warum reist du per Rad?

Wiebke Lühmann: Ich liebe diese besondere Mischung: Zum einen ist es natürlich eine sportliche Herausforderung — man kommt nicht einfach so über einen Kontinent, das braucht schon Kraft, Ausdauer und manchmal auch eine gute Portion Durchhaltevermögen.

Aber zum anderen ist es eben auch die Nähe zur Umwelt, zur Natur und zu den Menschen am Wegesrand, die das Reisen mit dem Fahrrad so besonders macht. Man spürt alles sehr direkt: den Wind, die Gerüche, die Straßenverhältnisse, aber auch die Stimmung eines Ortes. Man ist mittendrin im echten Leben und nicht abgeschirmt davon — das mag ich sehr.

TOUR: Warum nach Afrika?

Wiebke Lühmann: Ich wollte unbedingt einmal einen ganzen Kontinent durchqueren — und Afrika liegt ja eigentlich direkt vor unserer Haustür. Nach Marokko sind es nur 45 Minuten mit der Fähre von Europa aus — das fand ich total faszinierend.

Gleichzeitig hatte ich selbst sehr wenig Vorwissen über viele Länder und wollte bewusst unvoreingenommen losfahren und meine eigenen Erfahrungen machen. Und das war genau richtig so.

TOUR: Was hat dich überrascht?

Wiebke Lühmann: Mich hat vor allem überrascht, wie wenig wir in Europa eigentlich über Afrika wissen — obwohl es so nah liegt. Viele Regionen sind bei uns in der öffentlichen Wahrnehmung fast ein blinder Fleck. Das fand ich teilweise sehr schade und hat mich auch nachdenklich gemacht.

Aber genau deshalb bin ich ja auch losgefahren — um selbst zu sehen, zu lernen und vielleicht auch ein bisschen dazu beizutragen, dass mehr Menschen sich für diese vielfältigen Länder und Kulturen interessieren.

TOUR: Was hast du gelernt, was du bei deiner nächsten großen Reise anders machen würdest?

Wiebke Lühmann: Ich würde definitiv von Anfang an minimalistischer packen. Gerade auf so einer langen Strecke merkt man schnell, wie wenig man eigentlich wirklich braucht.

Mein Laptop hätte ich direkt zu Hause lassen können — der war mehr Ballast als nützlich. Und auch meine große Kamera war oft eher eine Last. Heute weiß ich: Es geht viel einfacher, leichter und freier.

Was kommt als nächstes?

TOUR: Was kommt als nächstes?

Wiebke Lühmann: Ich arbeite gerade an mehreren Projekten, die die Reise nochmal auf ganz unterschiedliche Weise erzählen: Ein Film ist in Arbeit, ein Buch wird entstehen — und natürlich halte ich weiterhin Vorträge.

Außerdem zieht es mich perspektivisch Bikepacking-Abenteuer — vermutlich Richtung Osten. Im Sommer stehen aber erstmal kleinere Bikepacking-Abenteuer auf dem Plan: Ich freue mich sehr auf OFF GRID, München-Freiburg Gravel und eine Solo-Tour von Hamburg nach Bordeaux.

Die bittere Wahrheit nach der Reise

Auf Instagram hat Wiebke Lühmann ihre Reise geteilt. Und jetzt hat sie einen sehr persönlichen Beitrag verfasst über ihre Stimmung nach der Reise, die sich alles andere als leicht anfühlt. Damit beweist sie wieder einmal ihren Mut, Dinge anzusprechen, über die oft nicht geredet wird.

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Erlebe Wiebke Lühmann live

TOUR: Wo kann man dich live erleben?

Wiebke Lühmann: Am besten bei einem meiner Vorträge oder auf Fahrradmessen. Außerdem natürlich bei den Bikepacking-Events, auf die ich mich schon sehr freue — da kann man mich dann auch mal ganz ungefiltert auf dem Rad treffen.


Im Mai ist Wiebke Lühmann auf der Velo Berlin und im Juni vermutlich auf der Eurobike.

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