European Connect TrailEin Mensch, ein Rad, ein Ziel

Sandra Schuberth

 · 24.01.2025

Im Sommer 2024 ist Sebastian Breuer aufgebrochen. 30 Tage war sein Ziel, 30 Tage, um von Norwegen nach Portugal zu radeln. 7500 Kilometer.
Foto: Loriis Media @loriis_r
7500 Kilometer durch Europa, so schnell wie möglich. Diesem Projekt hatte sich Sebastian Breuer im Sommer 2024 gestellt. Es ging in 30 Tagen von Norwegen nach Portugal. Auf dem Weg war alles dabei: Asphalt, Gravel, Tragepassagen, Freiheitsgefühle, großer Druck, hochsommerliche Hitze, Begegnungen ...

Bevor der Rekordversuch losging, hat TOUR mit Sebastian Breuer darüber gesprochen. Bald feiert der Film, der im Rahmen des Projektes entstanden ist, Premiere. Später mehr.

Gestartet ist Breuer in Norwegen, direkt an der russischen Grenze. Nach 150 Kilometern war die finnische Grenze erreicht und es fing an zu regnen. Bis Tagesende blieb es so. Viel schlimmer als der Regen waren aber die Mücken. Stehenbleiben war gleichbedeutend mit ausgesaugt werden. Schon am dritten Tag der Rekordfahrt stand die Königsetappe auf dem Programm, die es mit 388 Kilometern und knapp 3000 Höhenmetern in sich hatte.

Müsli mit Filterkaffee

Tag 4, 255 Kilometer, 4 Stunden Regen. In seinem komoot-Profil teilte Sebastian Breuer einen Snack-Hack: Müsli mit Filterkaffee.

Ich genieße die Kombination sehr, wenn ich wach werden und neue Kraft tanken möchte. - Sebastian Breuer

Auf der fünften Etappe kam Breuer zu einem Schluss: Der Rekord sei nicht mehr sein Hauptziel, Begegnungen sind ihm wichtiger. Außerdem musste er schon in den vergangenen Tagen feststellen, dass einige Passagen so zugewachsen sind, dass sie nicht ohne Machete passierbar sind. Er entschied, die Route nach seinem Geschmack anzupassen.

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Routenanpassung

Am nächsten Tag ging es direkt los mit einer neuen Route. Erleichterung machte sich breit, beschreibt Breuer die Situation. Er müsse nicht mehr strikt der vorgegebenen Route des European Divide Trails folgen, sondern kann die Tour ganz nach seinem Geschmack gestalten. Die Freiheit und Leichtigkeit, die der Entschluss der Adaption der Route mit sich brachte, wurde nur getrübt vom Wetter an diesem Tag. Es war mies, Aufmunterung fand er in der bis dato besten Zimtschnecke Schwedens.

Das Wetter blieb auch am 7. Tag des European Connect Trails mies und eine Brücke, die es nicht gab, verlangte einen großen Umweg bevor am Ende des Tages ein langer Anstieg Breuer den Rest gab. Wäre ja sonst auch zu einfach. Ein Magen-Darm-Infekt an Tag 9 setzte dem noch eine Krone auf. “Ein kurzer Tag” nennt Breuer die “nur 180” Kilometer, die er trotzdem zurücklegte.

Ein drittel geschafft

Zeit zu feiern, ein Drittel war geschafft und ein Elch wurde gesichtet. Endlich. Mit ruhigem Gewissen konnte Breuer am nächsten Tag nach Dänemark einreisen. Vorher galt es aber noch eine Mission zu erfüllen: Schwedens größte Zimtschnecke finden, die soll es in Göteborg geben. Es war nicht die beste, schreibt er nach erfolgreicher Mission. Aber immerhin war sie groß.

Dann ging es nach Deutschland. Dank des Livetrackings haben Leute an der Strecke gewartet und den Langstreckenradfahrer angefeuert. In Deutschland hat Breuer via Social Media eingeladen, ihn zu begleiten, es gab verschiedene Group Rides mit reger Beteiligung. Außerdem wurde ein Podcast aufgenommen.

Tag 15 hieß Halbzeit. Und die wurde richtig gefeiert, denn passenderweise erreichte Breuer am Abend Köln. Es gab eine Pizza-Party und eine große Überraschung: Frau und Hündin nahmen den Abenteurer in Empfang, das gab Große Wiedersehensfreude auf allen Seiten!

Die Wiedersehensfreude mit Hündin Lena ist riesig!Foto: @_pierreBDie Wiedersehensfreude mit Hündin Lena ist riesig!

Die nächste Etappe führte Sebastian Breuer nach Hause. Für eine Nacht im eigenen Bett musste die Route einen Haken schlagen. Dann ging es mit reduziertem Gepäck weiter gen Süden. Alles, was Breuer in den ersten beiden Wochen als unnütz enttarnt hatte, flog raus.

14 Tage noch bis zum Ziel

Schweiz, Französische Alpen, Italienische Alpen, Hochsommer und Regen brachten Abwechslung. In Südfrankreich wurde Breuer von Temperaturen von bis zu 39° Celsius regelrecht gegrillt. Ob er aufgrund von Überhitzung versehentlich auf einer Autobahn landete? Der Abschnitt von Tag 22 ist jedenfalls nicht zum Nachfahren geeignet!

Die Hitze begleitet Sebastian Breuer auch durch Spanien. Früh aufbrechen, regelmäßige Pausen, viel trinken und ausreichend Kalorien zuführen waren seine Strategie, um durchzukommen. Eine lange Siesta wäre wohl sinnvoll gewesen, dafür war aber keine Zeit.

Pause: Schatten, Kalorien- und Flüssigkeitszufuhr.Foto: Loriis Media @loriis_rPause: Schatten, Kalorien- und Flüssigkeitszufuhr.

Am 26. Tag seiner Reise ging es in bekannte Gefilde. Durch die Sierra Nevada führte auch die Badlands-Route, bei der er 2022 den Sieg einfuhr.

Kurz vor Ende wird es nochmal schwer

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Am 31.1. gibt es in Köln die Möglichkeit, den Film zur Tour auf der großen Leinwand anzuschauen.

Film-Premiere in Köln

  • Wann? 31. Januar 2025, 19:30
  • Wo? Köln, Residenz- Eine Astor Filmlounge
  • Ticketpreis? 10 Euro
  • Danach? After-movie Party im Rose Bikes Store Köln

Der Trailer zum Film

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5 Fragen an Sebastian Breuer

Du wolltest einen neuen Rekord aufstellen auf der Strecke European Divide Trail. Unterwegs hast du aber deine Strecke geändert. Wie war das Gefühl, die FKT ziehen zu lassen durch die Streckenanpassung?

Sebastian Breuer: Das war auf einmal ganz einfach will ich plötzlich dieses unglaubliche Gefühl von Freiheit gespürt habe und so sehr Lust hatte mein ganz eigenes Projekt umzusetzen. Also meine Route, mit meinem Namen und für Menschen zum Nachfahren geeignet. Das ist der original EDT (European Divide Trail, Anm. d.. Red.) nämlich nicht mehr. Außer man hat eine Machete, Axt und Schaufel dabei…

Kannst du deine Route zum Nachfahren empfehlen?

Absolut. Es ist für jeden was dabei und bis auf den Abschnitt auf die Sierra Nevada nicht sonderlich technisch anspruchsvoll für eine angenehme Reisegeschwindigkeit.

Wie war das Verhältnis Gravel zu Asphalt?

Ich denke in total 50:50.

Welche Teile deiner Ausrüstung hast du zu Hause ausgepackt und dagelassen?

Ich habe beispielsweise das Moskitonetz und ein paar „Winterklamotten“ dabeim gelassen.

Was steht als nächstes an?

The Traka Adventure ist mein großes Ziel, 560 Kilometer und 10.000 Höhenmeter.

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